Kinostarts April 2009
Seit Jahrhunderten begeistern sich Menschen auf der ganzen Welt für Geschichten über Monster und andere Kreaturen. Literarische Meisterwerke haben es schließlich sogar bis nach Hollywood geschafft und der Monsterfilm, das sogenannte „Creature Feature“, später auch der Science-Fiction-Film, war geboren. Viele Sci-Fi-Filme oder TV-Serien der 1950er und 1960er-Jahre begannen oftmals damit, dass ein merkwürdiges Signal von einem anderen Planeten aus einer fremden Galaxie empfangen wurde, normalerweise untermalt mit gespenstischem Orgelsound. Danach tauchten Aliens auf und machten sich über die Erdlinge her, um sie aufzumischen oder ihnen beizubringen, wie man im Universum prima miteinander auskommen kann.
Die Geschichte von Monsters vs. Aliens begann im kalifornischen Glendale bei DreamWorks Animation; mit einem Treffen von CEO Jeffrey Katzenberg und den beiden Regisseuren Rob Letterman und Conrad Vernon. Allein die Erwähnung des Begriffs „Monster“ im Zusammenhang mit „Alien“ lässt das Herz jedes Filmemachers höher schlagen. Die beiden Regisseure verbrachten jeden Samstagnachmittag vor dem Fernseher, um sich von eindringlichen Botschaften wie „Leg dich nicht mit der Natur an“ oder „Radioaktive Strahlen bringen gigantische Kreaturen hervor“ der 1950er-B-Film belehren zu lassen.
Letterman und Vernon waren schon immer Fans dieser Filme und auch von dem Posterartwork dieses Genres begeistert. Monsters vs. Aliens ist von diesen B-Filmen und ihren Plakaten stark beeinflusst, ebenso von einflussreichen MAD-Illustratoren dieser Zeit wie Jack Davis, Don Martin und Jack Rickard. Aufmerksame Zuschauer werden die Hommage an diese Künstler in der War-Room-Szene bemerken, wenn das Archivmaterial über Prof. Dr. Kakerlake, Missing Link, B.O.B. und Insektosaurus vor ihrer Gefangennahme eingespielt wird.
Susan Murphy ist ein kalifornisches Mädchen wie jedes andere – bis sie an ihrem Hochzeitstag von einem Meteor voller Weltraumschleim getroffen wird. Plötzlich schießt sie irrsinnig in die Höhe und ist schließlich 15 Meter groß. Das Militär ist sofort zur Stelle, fängt sie ein und bringt sie zu einem streng geheimen Regierungsgelände. Dort wird sie als Monster gebrandmarkt und man gibt ihr den Namen Gigantika. Wie sich schnell herausstellt, ist sie nicht die einzige „Monstrosität“, denn das Militär pfercht schon seit Jahren still und heimlich Monster auf diesem Gelände ein.
Da sind beispielsweise der brillante, aber insektenköpfige Prof. Dr. Kakerlake, Missing Link, eine Kreuzung aus Affe und Fisch und ein Macho sondergleichen, der glibberige und unzerstörbare B.O.B. und schließlich die über 100 Meter große Larve Insektosaurus. Doch die Tage ihrer Gefangenschaft sind gezählt, als ein mysteriöser außerirdischer Roboter auf der Erde landet und eine Schneise der Verwüstung durch das Land zieht. Der Präsident weiß nur noch einen Ausweg: Verzweifelt wendet er sich an General K.O. Putsch, der die bunt gemischte Monstertruppe gegen die Aliens anführen und so die Welt vor der bevorstehenden Zerstörung retten soll.
Wer in diesem Film nach Plausibilität Ausschau hält, wird es schwer haben. Das fängt schon an, als der Meteor unweit der Kirche Susan erwischt und niemand auch nur den Hauch einer Vibration mitbekommen hat! Der Film ist eben hauptsächlich für Kinder gemacht - und Liebhaber der klassischen B-Movies. Die Gesetze der Physik werden in solchen Filmen zu Gunsten der Handlung außer Kraft gesetzt. Aber dafür macht der Film Spaß. Es ist nicht nur erwähnenswert, dass zahlreiche Klassiker des Genres persifliert werden, was eigentlich auch von einer Sci-Fi-Komödie erwartet wird, auch wartet der Film mit aufwändigen Spezialeffekten auf.
Produzentin Lisa Stewart erinnert sich an die aufwändige San-Francisco-Sequenz: »Die Brückenszene entpuppte sich als monumentale Aufgabe. Die Choreografie der riesigen Monster, der Menschenmassen, der Autos, der Zerstörung und Insektorsaurus' Schnodderstrahlen und Wassermassen dauerte ewig. Wir flogen nach San Francisco und versuchten, mit Helikopterflügen und Erkundungsgängen über die Brücke einen Überblick zu gewinnen, um dieses Spektakel angemessen und dynamisch in Szene setzen zu können.«
Jetzt wird es Zeit für ein kleines Geheimnis, etwas, das sich für die Animatoren von unschätzbarem Wert erwies, die Susans Flucht vor dem Roboter animieren sollten. Dieses Geheimnis ist die leitende Animatorin Line Andersen. Denn obwohl sie die Filmemacher mit ihren Fähigkeiten restlos überzeugte, waren sie eigentlich hinter ihrem Körper her! Denn es stellte sich heraus, dass Line Andersen Susan sehr ähnlich sieht – groß, schlank, athletisch. DreamWorks Animation-Modellbauer Facundo Rabaudi konstruierte ein San-Francisco-Set aus Hartschaum und das Art Department lieferte Abzüge von den Gebäuden dazu, die auf die Ministadt geklebt wurden, alles im richtigen Verhältnis zu Susans Größe. Anschließend steckte man Andersen in Klamotten wie die von Susan und ließ sie auf das aufgeschäumte San Francisco los.
Dazu Vernon: »Wir filmten sie, wie sie in der kleinen Stadt mit den kleinen Bäumen und Autos von Gebäude zu Gebäude schlich. Was sie anstellte oder versehentlich zertrat, verwendeten wir dann teilweise für den Film. Diverse Male entschuldigte sie sich, wenn sie auf eine Laterne trat. Dabei war es genau das, was wir von ihr wollten. Außerdem wollten wir wissen, wie es wirkt, wenn man in einem fünfstöckigen Gebäude ist und plötzlich ein riesiges Frauengesicht durchs Fenster blickt – dieses King-Kong-Feeling. Deshalb brachten wir überall Kameras unter und filmten einfach. Wie sieht es für eine normal große Person aus, wenn eine gigantische Frau die Straße heruntergeht?«
Koproduzentin Jill Hopper Desmarchelier lobt: »Line war phantastisch. Wir ließen sie mit Rollerblades durch das Set fahren, sie warf sich auf den Boden, wir hielten alles mit der Kamera fest. Ich glaube, ihr hat es auch gefallen, und in der animierten Sequenz steckt eine ganze Menge von ihr drin.«
Zusätzlich dazu erscheint Monsters vs. Aliens auch noch in 3D! Wie auch schon bei ►Bolt wird hier die neue 3D-Technik angewandt, die zwar bei den verschiedenen Produktionsfirmen andere Namen trägt, doch im Grundprinzip gleich ist: Im Gegensatz zum herkömmlichen IMAX-3D-Format, bei dem Objekte visuell zum Greifen nah erscheinen, konzentriert sich die neue Technik auf die Unterstützung des Filmerzählens. War es im vergangenen Jahrhundert die Erfindung des Tonfilms, so ist es vermutlich in diesem Jahrhundert die (Neu-)Erfindung des dreidimensionalen Films. Allein 15 Filme kommen in diesem Jahr mit dieser Technik ins Kino. Das Ganze hat nur zwei Nachteile: Man braucht nach wie vor eine Brille, die aber im Vergleich zu den herkömmlichen IMAX-Brillen eher wie eine Sonnenbrille aussieht, die man auch ganz leicht über die eigene Brille aufsetzen kann. Und der zweite, gravierende Nachteil: Aufgrund der teuren technischen Umsetzung funktioniert das nur im Kino.
Doch Monsters vs. Aliens funktioniert auch ohne diese Technik als Film - ein Beweis dafür, dass nicht der Film für den 3D-Effekt gemacht wurde, sondern der 3D-Effekt den Film unterstützt, bereichert. Abschließend sei noch ein Minuspunkt erwähnt. So lustig und mitreißend die erste Hälfte des Films ist, verliert er dann zu Gunsten der Handlung an Dynamik. Die Gags wurden leider größtenteils in der ersten Hälfte verballert. Doch schon allein der ersten Hälfte wegen ist der Film sehenswert. Reese Witherspoon sagt: »Meine Kinder werden diesen Film lieben, und ich kann es gar nicht abwarten, bis sie ihn endlich sehen. Für Jungs bietet er Action und Abenteuer und für Mädchen eine tolle Botschaft, nämlich dass es darauf ankommt, sich selbst treu zu bleiben und zu wissen, was einen im Kern ausmacht. Und dann ist der Film noch unglaublich witzig dabei.« Na dann... ■ mz