Kinostarts April 2009
Man müsste sie in einem Atemzug mit Holocausthelden wie Oskar Schindler und Maximilian Kolbe nennen. Doch die Bielski-Brüder, russische Widerstandskämpfer, die die größte bewaffnete Rettungsoperation von Juden für Juden im Zweiten Weltkrieg organisierten, sind weitgehend unbekannt geblieben.
Kriegsjahr 1941: Zu Tausenden werden Juden in der Sowjetrepublik Weißrussland von den Nazis ermordet. Darunter auch die Eltern und weitere Familienangehörige der drei Bielski-Brüder. Um ihre nackte Haut zu retten, fliehen sie in die undurchdringlichen Wälder der Umgebung. Als sich die Kunde ihres Partisanenkampfes gegen die deutschen Besatzer verbreitet, stoßen immer mehr verzweifelte jüdische Landsleute zu ihnen.
Unter der Leitung von Tuvia Bielski bereitet sich die Notgemeinschaft auf die unabsehbar lange Zeit im Versteck und den harten Winter vor. Doch dem hitzköpfigen Zus ist die besonnene Art seines älteren Bruders nicht effektiv genug. Der wiederum fürchtet dessen wilden Aktionismus. Alle Versuche von Asael, dem Jüngsten, zwischen seinen Brüdern zu vermitteln, scheitern. Ihre Rivalität eskaliert zum dramatischen Kräftemessen - die erste von unzähligen Zerreißproben und Strapazen, die das Überleben der geheimen Siedlung im Wald täglich aufs Neue bedrohen.
Auf Grundlage des historischen Sachbuchs „Bewaffneter Widerstand“ der US-Professorin Nechama Tec erzählt Regisseur Edward Zwick, wie die drei Bauernsöhne Tuvia, Zus und Asael Bielski in den Wäldern Weißrusslands eine Siedlung aufbauten, die Hunderten von jüdischen Flüchtlingen vor dem Nazi-Terror Schutz bot. Und wie sie unter Einsatz ihres Lebens mehr als 1200 jüdische Kinder, Frauen und Männer vor Verfolgung und sicherem Tod retteten.
Der Film ist ein packendes, bewegendes Drama um Rache, Rettung und Menschlichkeit, bei dem die Action nicht zu kurz kommt. Er erzählt nicht nur eine weitere, noch unbekannte Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg, sondern zeigt uns auch, wie aus Not und Verzweiflung Mut und Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt werden können. Eindrucksvoll beschreibt Zwick nicht nur den brüderlichen Konflikt der Bielskis, er entführt den Zuschauer gleichzeitig in eine fremde Welt, die die heutige Generation höchstens mit Horrorfilmen nachvollziehen kann.
Es geht um Menschen wie du und ich, die aus ihrem täglichen Leben herausgerissen werden und nun dem Tod ins Auge sehen müssen. Doch dann werden sie von einer Handvoll Leute gerettet und suchen in den Wäldern Zuflucht. Aber auch hier sehen sie dem Tod ins Auge - Hungersnot, Kälte, kaum ärztliche Hilfe und zusätzlich auf der Flucht vor den Tyrannen. Lediglich ihre Hoffnung und ihr Teamgeist halten sie am Leben. Und natürlich die Bielskis, die Nahrung und Arznei erplündern.
Die Hauptfiguren sind zweifelsohne Daniel Craig als Tuvia und Liev Schreiber als Zus Bielski, denen beiden eine hervorragende schauspielerische Leistung abverlangt wird, welche sie mit Bravour ableisten. Auch die kontinuierliche Erzählstruktur und die hervorragenden Waldaufnahmen fesseln den Zuschauer von Anfang bis Ende. Man fühlt sich mittendrin im Geschehen, fiebert mit, wenn ein LKW überfallen wird oder die Nazitruppen ihnen auf die Schliche kommen und sie wieder aus ihrem stolz errichteten Waldlager fliehen müssen, oder friert mit, wenn die Waldbewohner im eiskalten Schnee frieren und kränkeln, und fühlt schließlich die kraftvolle Erlösung am Ende des Films. Edward Zwick gelang ein Film, der sich nicht vor anderen Flüchtlingsdramen verstecken muss. Er ist kein Schindlers Liste oder Das Leben ist schön, aber mit Sicherheit anspruchsvoll genug, um zusammen mit ihnen genannt zu werden. ■ mz