Kinostarts Juli 2011
John Wells schrieb als Schöpfer von modernen Serienklassikern wie Emergency Room – Die Notaufnahme oder The West Wing – Im Zentrum der Macht amerikanische Fernsehgeschichte. Nachdem er bereits mehrere Jahre lang als Filmproduzent tätig war, wendet er seine Talente nun auch als Regisseur und Autor dem Kinoformat zu.
Mit seinem tiefen Verständnis für die Mechanismen und Intrigen der Arbeitswelt war er der Idealkandidat, um ein so brandaktuelles Sujet zu verfilmen. Gefeiert von der amerikanischen Kritik gelingt ihm ein hellsichtiges und bewegendes Porträt einer Gesellschaft, die ihre Werte dringend neu definieren muss.
Bobby Walker lebt den sprichwörtlichen amerikanischen Traum: guter Job, liebevolle Frau, zwei sympathische Kids, ein schönes großes Haus, zwei Autos in der Garage - aber dann plötzlich das Undenkbare: Sparmaßnahmen in der Firma, Entlassung von einem Tag auf den anderen. Genauso ergeht es seinen älteren Kollegen Phil Woodward und Gene McClary.
Zuerst wollen sie es nicht wirklich wahrhaben, aber dann müssen sie schmerzhaft lernen, mit Niederlagen umzugehen, sich selbst und anderen auch Schwäche und Unsicherheit einzugestehen, und letztlich ihr Leben als Männer, Ehegatten und Väter neu zu organisieren.
Es fehlt nicht an gutgemeinten Ratschlägen von allen Seiten, und natürlich bewirbt sich Bobby immer wieder auf passend erscheinende Stellenangebote. Aber weil das Geld immer knapper wird, muss Bobby schließlich bei seinem Schwager als Hilfsarbeiter auf dem Bau mitarbeiten, auch wenn es ihm schwerfällt und ihm seine Managementerfahrungen dort so gar nichts nützen. Und ganz allmählich scheinen er und seine Kollegen zu begreifen, dass es vielleicht noch wichtigere Dinge im Leben gibt, als die Jagd nach dem immer noch größeren Deal.
Was machst du, wenn man dir all die Dinge wegnimmt, an die du dich klammerst — die Dinge, von denen du immer erzählt hast, dass sie wichtig wären. Was machst du, wenn du all die kleinen Statussymbole verlierst, für die du so hart gearbeitet hast und die deinen Erfolg und deine Leistungen belegen sollen? Diese Fragen bestimmen Company Men, den bewegenden neuen Film des renommierten Autoren, Regisseur und Produzenten John Wells.
Der Film ist eine scharfsinnige Studie über die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Geistes, und zwar nicht in Form einer vorhersehbar-rührseligen Wir-triumphieren-über-ein-hartes-Schicksal-Geschichte. Vielmehr zeigt er das aufwühlende Hin und Her, das jeder, der zu den wichtigsten Dingen im Leben zurückzufinden versucht, auf jeder beliebigen Hierarchiestufe der Arbeitswelt durchmacht.
»Nachdem sich die Panikstimmung des „Was sollen wir nur tun?“ gelegt hat, können wir eine universelle Lektion lernen,« so Wells. »Dazu gehört es, dass wir uns nicht mehr so viel Sorgen darüber machen, welches Auto wir in der Garage stehen haben, sondern darüber, wie viel Zeit wir mit unseren Familien und den Menschen verbringen, die uns in schwierigen Zeiten unterstützen.«
John Wells avancierte mit Serien wie China Beach, The West Wing – Im Zentrum der Macht, Third Watch - Einsatz am Limit, Southland, Shameless und Emergency Room – Die Notaufnahme, die unlängst mehr Emmynominierungen für sich verbuchte als jede andere Serie in der Geschichte, zu einem der produktivsten Autorenproduzenten der Fernsehgeschichte.
All diese Erfahrungen sollten sich eigentlich in seinem Kinofilmdebüt wiederspiegeln können. Er erzählt diese Geschichte der „gefallenen“ Industriehelden zwar souverän, doch irgendwie fehlt dem Film Spannung. Man hat das Gefühl, eine gespielte Doku zu sehen. Das Wetter ist trist, die Schauspieler gucken genauso und die Geschichte wird immer weiter erzählt, bis das Leben der Hauptprotagonisten am Ende wieder einen Aufschwung erlebt.
Die einzige Zielgruppe, die mir da in den Sinn kommt, den Film sehen zu müssen, sind hochnäsige Kapitalisten - Firmenbosse, die ihr Geld scheffeln, egal was es den anderen Mitarbeitern kostet. Man könnte diesen Film auch als Lehrfilm in der Geschäftswelt der oberen Bezahlklasse anwenden - immerhin ist der Film genauso langweilig wie eine schnöde Powerpointpräsentation. Sollten also mal die Schlaftabletten alle sein, kann man sich getrost den Film als Betthupferl ansehen. ■ mz