All is lost
© Square One/Universum Film/Daniel Daza
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Nach seinem Regiedebüt Der große Crash – Margin Call erzählt J.C. Chandor nun ein Abenteuer auf hoher See - mit Robert Redford in der abenteuerlichen Titelsituation. Beide trafen sich erstmals 2011 zur Premiere von Chandors Debüt auf dem von Redford geführten Sundance Filmfestival. Dort konnten sie sich schon einmal kurz „beschnuppern“, und nachdem Redford das Drehbuch zu All is lost gefallen hatte, stand dem abenteuerlichen Projekt nichts mehr im Wege.
Mitten auf dem Indischen Ozean wird ein Mann jäh aus dem Schlaf gerissen. Seine zwölf Meter lange Segelyacht hat einen im offenen Meer treibenden Schiffscontainer gerammt. Sein Navigations-Equipment und sein Funkgerät versagen in der Folge den Dienst, und er treibt mitten in einen gewaltigen Sturm hinein. In letzter Minute gelingt es dem Mann, das Leck in seinem Boot notdürftig zu flicken.
Mit knapper Not überlebt er den Sturm dank seiner seemännischen Intuition und Erfahrung. Praktisch manövrierunfähig, treibt der Mann in seinem Boot auf hoher See. Seine letzte Hoffnung ist es, von der Strömung in eine der großen Schiffahrtsstrecken getrieben zu werden. Unter der unerbittlich sengenden Sonne sieht sich der sonst so selbstbewusste und erfahrene Segler mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert und kämpft einen verzweifelten Kampf ums Überleben.
Den Ozean so authentisch wie möglich zu zeigen, hatte für die Macher eines Films, in dem kein Land in Sicht ist, oberste Priorität. So nutzten sie beispielsweise die rollenden Wellen des Pazifiks an der Küste vor Ensenada. Hier segelte Robert Redford auf der „Virginia Jean“ – inklusive eines notdürftig reparierten Lochs in der Seite der Yacht.
»Wenn wir abends in den Hafen zurückkehrten, waren die Reaktionen der echten Segler in der Marina schon erstaunlich«, sagt Produzentin Anna Gerb. »Sie starrten unser Boot an, denn es sah ja auch ziemlich ramponiert aus. Und da hing nicht nur eine Filmcrew an Deck herum, kein Geringerer als Robert Redford stand am Ruder!«
Wie sich zeigte, brauchte man, um die Geschichte eines Mannes und seines Bootes zu erzählen, mindestens zwei Menschen – Redford und den Stuntkoordinator Mark Norby, sowie drei Segelyachten des Typs 39 Cal. Die drei Boote, die die Rolle von „Virginia Jean“ übernahmen, der Yacht, die „unserem Mann“ gehört, wurden für ganz unterschiedliche Aufgaben genutzt: das erste fürs Segeln auf hoher See und Außenaufnahmen, das zweite für die Innenaufnahmen und das dritte für die Spezialeffekte.
Es wurde viel Aufwand getrieben, um die Szenarios echt aussehen zu lassen. Der namenlose Mann, der von Robert Redford souverän gespielt wird, bekam sogar eine eigene Lebensgeschichte, um die Charakterisierung der Figur so echt wie möglich zu halten. Doch all das wirkt eher langweilig, weil die hier erzählte Geschichte keinen Hintergrund besitzt. Es wird nicht nur der Name der Figur verheimlicht, sondern auch wer er ist, woher er kommt, wohin er mit seiner kleinen Yacht im Indischen Ozean will...
Man sieht dem Mann gespannt zu, wie er das Boot repariert. Dann kommt es schlimmer und schlimmer, und immer wieder versucht er, zu retten, was zu retten ist, bis er schließlich im Rettungsboot sitzt und sich die Geschichte wiederholt... Schiffbruch hat man schon so oft im Film gesehen, doch noch nie ohne Hintergrundgeschichte. Und durch die Wiederholungen im Film, und dass der Mann auch schon recht alt ist und sich dementsprechend fortbewegt, verliert der Film an Spannung. Ein Twist(er) jagt den anderen, die Spannung baut sich immer mehr ab. Dafür steigt umso mehr das Mitleid, das man für den Mann entwickelt. Nach dem 2. Sturm will man eigentlich nur noch wissen: Überlebt er oder nicht?
All is lost ist eigentlich nur ein Film zum Nachverfolgen der Karriere von J.C. Chandor, für die große Fangemeinde Robert Redfords und, was man erst im Abspann erfährt, für Fans von Zachary Quinto (hat übrigens in Chandors Debüt mitgespielt), dessen Produktionsfirma Before The Door Pictures den Film mitproduziert hat. Das Ganze hat man jedenfalls schon spannender, dramatischer und eindrucksvoller gesehen, doch durch die Aufwertung durch den Bekanntheitsgrad von Regisseur, Schauspieler und (Mit-)Produzent geht der Film mit 2 Golden-Globe-Nominierungen ins Rennen. ■ mz