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Zwei vom alten Schlag


Dante Slate jr. (Mitte) bringt die Boxaltmeister Henry „Razor“ Sharp (links)
und Billy „The Kid“ McDonnen (rechts) zurück auf die Matte
© Warner Brothers
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Haudegen - Teil 2: Nachdem Sylvester Stallone in Escape Plan auf Arnold Schwarzenegger traf, gibt es nun für die Boxfreunde ein Aufeinandertreffen von Sylvester Stallone und Robert de Niro. Sie übernehmen die Rollen von Henry „Razor“ Sharp und Billy „The Kid“ McDonnen - zwei Fighter aus Pittsburgh, die einst aufgrund ihrer erbitterten Rivalität landesweit Schlagzeilen machten.

In ihrer großen Zeit hat jeder den anderen einmal besiegt. Doch 1983, vor dem alles entscheidenden dritten Kampf, erklärte Razor plötzlich seine Karriere für beendet – ohne diese Entscheidung näher zu begründen. Effektiv bedeutete das auch den K.O. für McDonnens Laufbahn. 30 Jahre später träumt der Box-Promoter Dante Slate jr. von einem unermesslichen Dollarregen und macht den beiden ein Angebot, das sie nicht ablehnen können: Sie sollen wieder in den Ring steigen und endgültig abrechnen.

Bereits zu Beginn gibt es eine Rückschau der beiden Größen im Boxring - die Nahaufnahmen perfekt zusammengeschnitten aus Rocky und Wie ein wilder Stier. Das ist ein Zusammentreffen, wie es sich vermutlich einige Fans der beiden Filmstars bereits irgendwann mal ausgemalt haben. Jetzt ist dieser Wunsch wahr geworden - in einer Komödie, die hauptsächlich auf das Alter der Stars erpicht ist - ob es de Niros Brüste sind, die beim Sport auf und ab wippen, oder Stallones Altmodigkeit (besitzt nicht mal einen Fernseher oder Handy), oder auch dessen ehemaliger Trainer Louis „Lightning“ Conlon, der aus dem Seniorenheim geschmissen wird, weil er sich nicht von einem bulligen Pfleger waschen lassen will...

Stallone und de Niro sind zwar schon 1997 in dem von der Kritik gefeierten Krimi Cop Land aufgetreten, aber eine völlig andere Situation ergibt sich, wenn man diese beiden legendären Schauspieler in einer Komödie im Boxermilieu besetzt, da sie beide berühmte Boxerrollen auf der Leinwand gespielt haben.

Nachdem Razor seine Karriere beendet hat, kehrt er wieder ins Arbeitermilieu zurück, aus dem er stammt. Sylvester Stallone beschreibt ihn als »einen Verlorenen, den es eiskalt erwischt hat, der wieder in der Versenkung verschwindet, wieder als Stahlschweißer in der Fabrik malocht und dort in seinem eigenen Fegefeuer schmort.« Auch in der Freizeit bleibt er allein und verwandelt den metallischen Abfall aus dem Werk in winzige Tierfiguren. Außerdem schraubt er in seiner Garage an seinem kostbaren Ford Shelby herum.

Doch während Razor von dem neuerlichen Interesse an den Ereignissen von vor 30 Jahren nichts wissen will, sonnt sich Billy „The Kid“ McDonnen in der aktuellen Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wird. Kid ist eine Rampensau. Er hat weitergeboxt, nachdem der Kampf gegen Razor abgesagt wurde. Doch nach elf Kämpfen war es auch mit seiner Karriere vorbei. Es gelang ihm, seine Popularität in moderat erfolgreiche Werbeaufträge umzusetzen – von Unterwäsche bis zu Medikamenten gegen Pilzinfektionen. Er hat sein Geld in Firmen in Pittsburgh investiert und redet heute noch wie besessen von „dem Kampf, den es nie gab und niemals geben wird“.

Regisseur Peter Segal dazu: »Kid McDonnen ist ein einigermaßen erfolgreicher Gebrauchtwagenhändler in Pittsburgh, außerdem besitzt er eine Bar plus Theater mit Restaurantservice, wo er auf der Bühne eine erbärmliche Show abzieht: Weil er immer noch sauer darüber ist, dass es vor 30 Jahren nicht zu dem Entscheidungskampf gekommen ist, schlägt er jetzt als Stand-up-Komiker mit lahmen Sprüchen verbal auf Razor ein.«

Aber auch die Nebenrollen sind fantastisch besetzt - allen voran natürlich Alan Arkin, der sich mit seinem trockenen Humor vor allem mit Kevin Hart anlegt, der als abgehalfteter Boxpromoter mit den beiden Haudegen nun endlich das große Geld machen will. Hinzu kommt die im Dezember erst 60 gewordene Kim Basinger, die übrigens immernoch hervorragend aussieht! Sie spielt Sally, die Ex-Freundin von Razor, die damals nach einem Seitensprung mit dessen Gegner Kid McDonnen verschwand.

Plötzlich steht ihr Sohn BJ (Der Name sorgt im Film für Belustigung, da die Initialen auch eine ganz andere Bedeutung besitzen!) vor Kid McDonnen und konfrontiert ihn damit, sein Sohn zu sein. Eins kommt nach dem anderen und er bietet Kid an, ihn zu trainieren. Jon Bernthal, bekannt aus Eastwick, The walking Dead oder Snitch - Ein riskanter Deal, spielt hier mal zur Abwechslung eine recht sympathische Rolle!

Produzent Bill Gerber entdeckte Bernthal bei einem Aufenthalt in Washington (DC) im Fitnessraum eines Hotels: Gerber ging an einem Tisch vorbei, sah darauf ein örtliches Hochglanzmagazin liegen und dachte angesichts des Titelfotos: ‚Das ist Robert de Niro in Wie ein wilder Stier.‘ »Doch dann schaute ich genauer hin und merkte, dass er es gar nicht war. Jon sieht nicht nur aus wie der junge de Niro, er ist auch ein sehr guter Boxer. Für uns war es eine Offenbarung, ein echter Coup, als wir Jon fanden.«

Als Trainer wollte Kid erst Frankie Brite haben, der von Rapper/Schauspieler LL Cool J (NCIS: Los Angeles), selbst Box- und De-Niro-Fan, in knallgelbem Trainingsanzug mit ordentlich Bling gespielt wird. Doch dieser verweist ihn auf den desinteressierten Mikey, der immer nur in seinem Magazin liest und irgendwie die falschen Tips gibt.

Übrigens ist in den Rückblenden Kim Basingers Tochter Ireland Basinger Baldwin als die junge Sally zu sehen, die hier ihr Leinwanddebüt gibt! Fürs Echtaussehen des Boxkampfes konnte man den Kabelsender HBO gewinnen, der, natürlich nebst Eigenwerbung, auch die HBO-eigenen Analysten und Kommentatoren, Ring-Ansager und Box-Schiedsrichter stellte. Neben HBO kam auch die Ultimate Fighting Championship (UFC) an Bord. Deren Halbschwergewicht-Meister Chael Sonnen und Ansager Mike Goldberg treten in einer Szene neben Stallone und de Niro auf.

Was das Training angeht, so haben die beiden Hauptdarsteller eine beachtenswerte Tortur über sich ergehen lassen: Während Robert de Niro erst mit Herz-Kreislauf- und Krafttraining in Form kommen musste, hatte Sylvester Stallone einen klaren Vorteil, da er sich ständig fit hält. Doch selbst für Stallone bedeutete die Rückkehr in den Ring nach 7 Jahren (Rocky Balboa; 2006) die Umstellung seiner Ernährung und seiner Trainingsroutine. Er verzichtete fast auf alle Kohlenhydrate, um sein Gewicht zu senken, und stellte sich auf eine 95-prozentige Eiweißdiät um, steigerte die Herz-Kreislauf-Übungen mit Krafttraining, um schlanke Muskelmasse zu entwickeln. Mit anderen Übungen stärkte er seinen Hals, während er die Schulter- und Oberarmmuskeln schrumpfen ließ, damit es so aussieht, als ob de Niro und er in derselben Gewichtsklasse kämpfen.

Stallone legte derart großen Wert darauf, dass de Niro tatsächlich auf ihn einschlug, dass er für seinen Kollegen spezielle Boxhandschuhe anfertigen ließ, die dessen Hände schützen sollten. »Wir verwenden Boxhandschuhe, mit denen man echte Treffer landen kann. Wenn die Kamera den entsprechenden Blickwinkel zeigt, kann man sehen, dass die Schläge sitzen. Das waren echte Treffer. Sie bringen mich nicht um, aber nach einer Weile tut es weh«, erklärt der Boxprofi.

Laut Stallone zog de Niro die »brutalen, echten, 2½ Kilo schweren Killer-Handschuhe« an und landete schließlich ein paar Treffer. »Das hat richtig wehgetan. Egal wo er hinschlägt, tut es weh«, sagt er. »Bob schlägt also zu, drischt auf mich ein, und ich weiß, dass es ihm wehtut, weil es mir wehtut, und dann sagt er: „Oh, tut mir Leid“, und ich sage: „Du sollst dich nicht entschuldigen, du sollst mich k.o. schlagen!“ Also hat er es gemacht, und es kam toll rüber.«

Was den Humor betrifft, so ist dieser genauso treffsicher wie die Akteure. Die meisten Punchlines kommen jedoch von den Nebenfiguren - ob Kevin Hart mit seinem Plappermaul, das stark an Eddie Murphy erinnert, oder Alan Arkin, der schon mal Stallone vom Rinderhälften-Schlagen abrät. „Was soll das denn? Das ist doch total unhygienisch. Wir sind nur hier um ein paar Scheiben Fleisch zu besorgen.“

Abschließend kann ich sagen: Der Film ist eine runde Sache - nicht zu klamaukig und nicht zu dramatisch, auch wenn das Leben hier ein paar Mal kräftig zuschlägt. Man muss zwar kein Box-Fan sein, um den Film zu mögen, doch die Fans des Sports, aber hauptsächlich die Fans der klassischen Boxerfilme, vor allem der von Stallone und de Niro, werden ihren Spaß dabei haben. Regisseur Peter Segal meint: »Wenn man sich Boxfilme anschaut, haben sie, historisch gesehen, auch etwas Romantisches. Es gibt das Gute und das Böse, Schmerz und Euphorie. Ein Ballett der Gewalt, das aber auch eine schöne Metapher für das Leben ist: Wenn man niedergeschlagen wird, kann man dann trotzdem wieder aufstehen und weiterkämpfen?« ■ mz

9. Januar 2014
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OT: Grudge Match
Komödie
USA 2013
113 min


mit

Sylvester Stallone (Henry „Razor“ Sharp) Thomas Danneberg
Robert de Niro (Billy „The Kid“ McDonnen) Christian Brückner
Kevin Hart (Dante Slate jr.)
Alan Arkin (Louis „Lightning“ Conlon)
Kim Basinger (Sally)
Jon Bernthal (BJ)
LL Cool J (Frankie Brite)
Paul Ben-Victor (Lou Camare)
Camden Gray (Trey)
u.a.

drehbuch
Tim Kelleher
Rodney Rothman

musik
Trevor Rabin

kamera
Dean Semler

regie
Peter Segal

produktion
Callahan Filmworks
Gerber Pictures
RatPac-Dune Entertainment
Warner Brothers

verleih
Warner Brothers

Kinostart: 9. Januar 2014