Kinostarts Januar 2015
Im Kern geht es in John Wick um die Frage: Kann ein Mensch sich grundlegend verändern? »Können wir ein Leben lang schlimme Dinge tun und dann plötzlich gute Menschen werden?«, fragt Produzent Basil Iwanyk und geht ins Detail: »Zu welchem Zeitpunkt müssen wir uns für unsere Taten verantworten? Wann wird uns vergeben? Und können wir uns auch selbst vergeben?
»Der Zuschauer fragt sich an einer bestimmen Stelle des Films: Ist John Wick ein durch und durch böser Mann, der sich geändert hat? Oder ist er in Wahrheit ein guter Mann, der früher nur schlimme Dinge getan hat? Er hat einiges auf dem Kerbholz und musste damit rechnen, dass er eines Tages dafür bezahlen muss. Weder John noch der Gangsterboss Viggo können dieses Schicksal abwenden. Und diese beiden Figuren befinden sich zu allem Überfluss auf Kollisionskurs.«
Derek Kolstad ließ sich für das Drehbuch von einigen seiner liebsten Film-Noir-Klassiker inspirieren. »In meiner Kindheit schaute ich viele Filme«, erklärt er. »Meine Lieblingsfilme drehten sich immer um Rache. Und ich liebe Antihelden. Ich fragte mich, was passiert, wenn ein Mann, der einst zu den schlimmsten Auftragsmördern der Unterwelt gehörte, plötzlich ein gutbürgerliches Leben mit einer ihn liebenden Frau führt. Wäre das wirklich seine Welt und sein Leben? Und was passiert, wenn ihm alles, was dieses neue Leben ausmacht, plötzlich entrissen wird? Öffnen sich dann die Pforten zur Hölle?«
Und was passiert, wenn das idyllische (Rentner-)Leben gestört wird? Das Thema hatte man schon oft in solchen Filmen, in denen es um Rache und Vergeltung geht. Meist waren die Hauptfiguren in jenen Filmen Ex-Polizisten oder Ex-Militär - Männer, die einfach die Schnauze voll haben vom Töten und von der Action, vom Adrenalin, die einfach nur noch in Ruhe Leben wollen.
Diese Idylle wird jäh gestört, als Johns bezaubernde Frau Helen (Bridget Moynahan ist lediglich in Rückblenden zu sehen) an einer todbringenden Krankheit stirbt und ihm zum Andenken einen jungen Beagle namens Daisy schenkt, verbunden mit der dringenden Bitte, niemals seine Fähigkeit zur Liebe zu verlieren. Das ist auch der Punkt, der den Zuschauer anspricht, ihn an Johns Trauer und Lebensfreude mit Daisy teilhaben lässt.
Als dann der psychopatische Gangster Iosef Tarasov (Alfie Allen aus Game of Thrones) ein Auge auf Johns 1969er Boss Mustang wirft und den Wagen haben, John ihn jedoch nicht verkaufen will, gerät das heile Leben außer Kontrolle: Iosef und ein Komplize brechen in Johns Haus ein, schlagen ihn bewusstlos, töten Daisy und stehlen den Wagen. Die Verbrecher ahnen nicht, dass sie sich dadurch einen der brutalsten Profikiller, den die Unterwelt je gesehen hat, zum Feind machen.
Von da an bleibt John nichts anderes übrig, als sein altes Leben aus den Dielen zu befreien, um seinen Wagen zurückzuholen. Was dann passiert ist einfach nur noch abgefahren: John findet heraus, dass Iosef der einzige Sohn seines früheren Partners Viggo Tarasov ist, einem russischen Gangsterboss. Als Viggo erfährt, dass sein Sohn in Gefahr ist, setzt er ein großzügiges Kopfgeld auf John aus. Wer auch immer ihn zur Strecke bringt, soll reich belohnt werden.
Während ihm eine Armee von Profikillern auf der Spur ist, darunter sein früherer Weggefährte Marcus und die kaltherzige Miss Perkins, wird John wieder zum erbarmungslosen Killer, vor dem früher die gesamte Unterwelt Respekt und Angst hatte. Richtig skurril wird es schließlich, als John im Hotel für Profikiller eincheckt! Was folgt ist Action ohne Ende, Rache ohne Grenzen - John hat nichts mehr zu verlieren...
Keanu Reeves wollte, dass sich John Wick durch seine innovativen Actionszenen deutlich von anderen Filmen des Genres abhebt. Deshalb nahm er Kontakt zu den Filmemachern Chad Stahelski und David Leitch auf. Sie sind die Gründer von 87Eleven, einer der besten Stunt-Gruppen in Hollywood. Reeves und Stahelski kennen sich seit ihrer Arbeit an den beiden Matrix-Fortsetzungen, für die Stahelski den Schauspieler trainierte und ihn in einigen Actionszenen doubelte. Gemeinsam mit seinem langjährigen Geschäftspartner David Leitch hat Stahelski einige Dutzend hochklassiger Actionfilme mitgeprägt. Das Duo zählt seit Jahren auch zu den besten Second-Unit-Regisseuren im Actiongenre.
Chad Stahelski überraschte die Produzenten mit der Frage, ob John Wick nicht sein Regiedebüt sein könne. Nach so vielen Jahren, die er an den Sets großer Blockbuster gearbeitet und Erfahrungen gesammelt hatte, fand er es nun an der Zeit, den nächsten Schritt zu wagen und statt einzelner Actionszenen einen kompletten Film zu inszenieren. Nach dem ersten Lesen des Drehbuchs wusste er, dass er sich diese Chance nicht entgehen lassen wollte.
»Die Geschichte steckt voller Schusswechsel, Messerkämpfe, Verfolgungsjagden und Faustkämpfe«, sagt Stahelski. »David und ich erkannten ein enormes Potenzial in dem Stoff und wollten ihn nicht als üblichen Actionfilm realisieren, sondern eine fast schon mystische Welt schaffen, die stilistisch stark von Bilderromanen beeinflusst ist. Wir präsentierten Keanu, Basil und den Jungs von Thunder Road Pictures unsere Idee, John Wick als Großstadtmythos zu inszenieren, als harten Thriller mit einer realistischen Note, aber in einer abgehobenen Welt angesiedelt.«
»Zuschauer, die einen üblichen Actionfilm erwarten, werden überrascht feststellen, wie sehr John Wick sie auch emotionell mitnimmt«, sagt Basil Iwanyk, »denn Keanu spielt die Rolle sehr eindringlich und mit großer Leidenschaft. Seine Gefühle prägen das Tempo der Geschichte. Kaum ein anderer Actionfilm bietet solch ein Wechselbad der Gefühle, wie es John erlebt, als er versucht, die Wunden zu heilen, die er wenige Jahre zuvor erlitten hat. Dieser Aspekt des Films macht mich besonders stolz.«
Einerseits charismatisch, willensstark und ehrenhaft, andererseits ein Profikiller, der jeden Mord mit der Präzision und Gleichgültigkeit einer Maschine ausführt. Wie, fragten sich die Filmemacher, kann solch eine Hauptfigur die Herzen der Zuschauer gewinnen? »John Wick ist skrupellos und hart«, sagt Regisseur Chad Stahelski.
»Doch wir wollten ihn nicht als stereotype und Amok laufende Killermaschine zeigen, sondern als einen Mann, der in seinem Leben vieles verloren hat. Keanu ist in seinen Rollen nie der seelenlose Kerl, er zeigt auch immer ein hohes Maß an Emotionen. John Wick durchläuft ein Wechselbad der Gefühle: Depression, Wut, Trauer und Hoffnung. Ganz egal, wie brutal er gegen seine Feinde vorgeht, er bleibt immer Mensch und hinterfragt sein Handeln.«
Chad Stahelski und David Leitch entwickelten für den Film einen völlig neuen Kampfstil. John Wick schwört auf einen Mix aus Martial Arts und Waffen. »So eine Technik, für die wir scherzhaft den Begriff „Gun Fu“ verwendeten, haben die Zuschauer noch nie gesehen«, verspricht Produzent Basil Iwanyk.
»Ich konnte mit taktischen Pistolen und Langwaffen arbeiten«, sagt Keanu Reeves begeistert. »Die Actionszenen waren sehr anspruchsvoll, denn Chad setzte auf komplizierte Choreographien in durchgehenden Einstellungen, ohne viele Schnitte, was ich sehr aufregend fand. Das war: Peng, Peng, Peng, dann flog jemand durch die Luft und am Ende stach ich zu. Ich durfte auch Autostunts mit dem wunderbaren Jeremy Fry einstudieren. Dabei musste ich den Wagen ausbrechen lassen und driften.«
Das Fahrtraining fand auf dem firmeneigenen Gelände von 87Eleven statt. »Dort gibt es auch Gewichte, Seile, Waffen, Greenscreens und Trampoline«, sagt Reeves. »Es ist der perfekte Spielplatz für Actionfans.« Die Begeisterung des Schauspielers beeindruckte Produzent Basil Iwanyk: »Ich habe noch nie erlebt, dass sich jemand dermaßen intensiv auf einen Film vorbereitet hat wie Keanu. Er fing mehrere Monate vor Drehstart mit dem Training an, fünf Tage pro Woche, acht Stunden pro Tag. Er investierte einen ganzen Sommer, um John Wick zu werden.«
Regisseur Chad Stahelski blickt stolz auf die Arbeit an John Wick zurück: »Wir haben mit vollem Einsatz für ein Projekt gekämpft, an das wir alle glaubten. Das Ergebnis ist ein Actionfilm, der nicht nur durch seine Kämpfe, Explosionen und Autostunts funktioniert, sondern auch starke Figuren in einer spannenden Erzählung bietet. Wir hatten den Anspruch, etwas auf die Leinwand zu bringen, was der Kinobesucher in dieser Form noch nicht gesehen hat. Und mit vereinten Kräften ist uns das am Ende auch gelungen.« ■ mz