Kinostarts Februar 2015
Drehbuchautor Dan Sterling gehörte zu den Stabautoren bei South Park und schrieb u.a. Drehbücher für Sarah Silvermans Comedyserie. Diesmal kombinierte er seine satirischen Erfahrungen mit den abgefahrenen Ideen von Seth Rogen und Evan Goldberg. Letzterer etablierte sich mit der Ali G Show mit Sacha Baron Cohen zum Liebling der Gags unter der Gürtellinie - kein Wunder also, dass sein Weg zu Seth Rogen und James Franco führte.
Es entstanden Filme wie Superbad, Ananas Express, The Green Hornet, The Watch - Nachbarn der 3. Art oder Das ist das Ende. Der Humor in diesen Filmen ist stets ein eigener, geprägt von Gags unterhalb der Gürtellinie bzw. jenseits von jedwedem Anspruch. Und so kommt es auch, dass The Interview, von Sterling ursprünglich auf einen fiktiven Diktator ausgerichtet, von Goldberg und Rogen auf einen quasi-fiktiven Kim Jong Un umgeschrieben wurde.
Und so merkt man auch The Interview den Zwiespalt auch an: Einerseits erkennt man die Texturen der herrlich komischen Satire, dann tauchen plötzlich die peinlichen Dialoge zwischen Seth Rogen und James Franco auf - ständig und wiederholt unter der Gürtellinie und einem Niveau, wonach man sich Die nackte Kanone zurück wünscht! Sind beide Hauptdarsteller getrennt, ist der Film halbwegs erträglich und man entwickelt auch ein wenig Sympathie für diverse Figuren, doch sobald Rogen und Franco wieder vereint sind, fragt man sich, ob sie je aus dem „Ananas Express“ herausgekommen sind.
Wegen des brisanten Themas gab es im Vorfeld jede Menge Ärger für Sony Pictures, die den Film via Tochter Columbia produziert hatten und herausbringen wollten. Hacker legten das hauseigene Netzwerk lahm, zahlreiche dort gespeicherte Kontaktdaten wurden Dritten zugänglich, Daten wurden gelöscht. Der Gau war perfekt. Zu den Angriffen bekannte sich eine Gruppe namens „Guardians of Peace“, über die nicht viel herauszufinden war. Es wurde vermutet, dass Nordkorea selbst die Hacks unterstützt hatte, wofür es jedoch keine Beweise gab. Nordkorea dementierte solche Behauptungen.
So kam es dazu, dass Sony den Film komplett weltweit aus dem Kinoprogramm zog und ihn zu Weihnachten via Google Play, XBOX Video und YouTube zum Streamen freigab. Nachdem jedoch keine der angedrohten Attentate auf Kinos, die den Film dennoch zeigten, stattgefunden hatten, vermutlich, weil die „Angreifer“ den Film mittlerweile gesehen hatten und sich dann wohl gefragt hatten, warum sie solch ein Gewese um solch einen blöden Film gemacht hatten, entschied sich Sony schließlich dann doch für eine spätere Kinoauswertung.
Nun gibt es den Film doch noch im Kino zu sehen, so dass sich jeder ein eigenes Bild davon machen kann. The Interview besitzt definitiv Ansätze einer ansprechenden Satire, kann jedoch bei weitem nicht das Level erreichen, das damals das Puppenabenteuer Team America: World Police (übrigens von den South Park-Machern) mit Nordkoreas Vorgängerbösewicht Kim Jong Il erlangte.
So kann man sich nur /o\ die Hände über den Kopf falten und fragen: Warum das alles? Der Film kann sich nicht so richtig zwischen Satire und Dumpfbackenhumor entscheiden und verpufft schließlich, im wahrsten Sinne des Wortes, auf der Leinwand. Zwar können Franco & Co. mit einigen Promi-Freunden wie Eminem (großartige Coming-out-Szene!) oder Joseph Gordon-Levitt trumpfen, doch irgendwie passen die Komik-Fragmente nicht so richtig zusammen, wodurch der Film selbst wie auch der Sony-Hack zu einer Farce wird. ■ mz