Kinostarts April 2015
Wenn man an Sex und Orgasmus und die dazugeh�rigen Spielchen und Varianten denkt, kommt man schon mal auf Dinge wie Masochismus, Rollenspielfetisch oder auch Telefonsex, auch Telefon-Skatologie genannt. Der australische Schauspieler Josh Lawson, der mit diesem Film sein Spielfilm-Regiedeb�t gibt, zeigt neben diesen Varianten in diesem Ensemblefilm auch etwas exotischere Abarten wie Somnophilie als auch Dacryphilie.
Wie es sich f�r einen Ensemblefilm geh�rt, werden die einzelnen Geschichten hin und her springend erz�hlt, bis einschlie�lich am Ende die Handlungsstr�nge der Figuren irgendwie zusammengef�hrt werden. Josh Lawson erz�hlt: �Der Castingprozess des Films war ziemlich schwierig, denn ich wollte, dass sich das Publikum wirklich in die Figuren hineinversetzen kann. Deshalb war es mir wichtig, unbekannte Schauspieler bzw. Schauspieler, die sich verwandeln k�nnen, auszuw�hlen. Wir suchten �berall nach der richtigen Besetzung, die vor allem auch die langen und oft sehr dialogintensiven Szenen tragen konnte. Letztendlich gelang uns dies nur mithilfe unserer Casting-Agentin Nikki Barrett.�
Lawson selbst hat auch noch das Drehbuch geschrieben, an dem er seit �ber 6 Jahren gearbeitet hatte. Nebenbei auch noch eine der Hauptrollen zu spielen, war f�r ihn eine enorm anstrengende Erfahrung: �Das erste Mal Regie zu f�hren, stellte mich vor viele Herausforderungen. Das Schwierigste war f�r mich, diese drei H�te (Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler) zu jonglieren. Drehbuchautor zu sein war dabei das Haarstr�ubendste, weil sich das Script st�ndig ver�nderte. Ich schrieb am laufenden Band, f�gte Szenen hinzu und bastelte an den Dialogen herum. Aber vor allem war es auch eine Gemeinschaftsarbeit. Ich setzte stark auf die Anmerkungen anderer Leute f�r die Authentizit�t der Figuren. Ich wollte unbedingt, dass sich jeder in diesem Film wiederfinden kann.�
Jeder wird sich wom�glich nicht hier wiederfinden, denn, wie auch die erst sp�t im Film auftauchende Geschichte um den geh�rlosen Comiczeichner Sam zeigt, der via Geb�rden-Dolmetscherin bei einer Sexhotline anrufen will, lernt man, wie breit gef�chert die Auswahl beim Telefonsex ist. Das alles in einen Film zu packen, w�re praktisch ein schieres Ding der Unm�glichkeit und h�tte wohl auch den Jugendfreigaberahmen gesprengt, denn interessanterweise gibt es im Film trotz des Themas Sex nicht ein einziges Mal ein Geschlechtsteil zu sehen, und auch sonst ist nackte Haut eher sp�rlich zu betrachten!
Dass der Film dennoch funktioniert, und ganz wichtig, auch Spa� macht, liegt einzig und allein an Josh Lawsons kombiniertem Talent, die Geschichten und Dialoge interessant zu halten, sowie auch die richtigen Schauspieler/innen besetzt zu haben. Er best�tigt: �Der kleine Tod dreht sich um Moral, Normalit�t, Monogamie, Beziehungen, Liebe, Betrug � alles mit einer sexy roten Schleife verbunden. Die Geschichte legt dem Zuschauer (hoffentlich) nahe, dass wir Sex nicht immer so ernst nehmen sollten. Es ist Teil des t�glichen Lebens! Es ist eine normale Funktion des menschlichen K�rpers, und aus diesem Grund denke ich nicht unbedingt, dass der Film besonders gewagt ist.�
Am gewagtesten ist hier lediglich der Neuzugang in der Nachbarschaft, der Endf�nfziger Steve, der sich bei allen in der Nachbarschaft mit seinen selbstgebackenen Golliwogs vorstellt - ein ethnisch etwas anst��igeres Schokoladengeb�ck als die hierzulande popul�ren ehemaligen Negerk�sse. Er versucht, sich mit den beliebten, in Vergessenheit geratenen Geb�ckpr�senten bei seinen Nachbarn vorzustellen, um ihnen im Nebensatz mitzuteilen, dass er verpflichtet sei, allen mitzuteilen, dass er ein verurteilter Sext�ter sei. Die mit dem Geb�ck Begl�ckten scheinen dadurch, die Mitteilung aus dem Nebensatz als nicht so ernst zu betrachten.
Aber auch die von Josh Lawsons Filmpartnerin angetragene gew�nschte perfekte Vergewaltigung k�nnte einigen Zuschauer/innen sauer aufsto�en. So betrachtet ist der Film vermutlich nichts f�r Opfer sexueller Straftaten, zeigt die Themen jedoch mit dem n�tigen Respekt. �Sex ist eine sch�ne Sache, die aber auch sehr gef�hrlich sein kann�, erkl�rt Lawson. �Er kann romantisch sein, er kann eine Menge verschiedener Dinge sein, aber er kann auch lustig sein. Das Tolle an Der kleine Tod ist, dass er zeigt, dass Sex lustig sein kann, ihn aber trotzdem ernst nimmt. Sex kann auch traurig sein � zum Beispiel wenn man ihn nicht hat, oder wenn man die Person, mit der man ihn hat, anl�gt. Sex ist eine sehr komplizierte Sache � er weckt mehr Emotionen als jede andere Aktivit�t und kann deshalb nicht blo� mit einem einzigen Etikett auskommen.�
Der kleine Tod. Eine Kom�die �ber Sex. Der Untertitel musste wohl sein, um das Ziel des Films dem potenziellen Kinokunden n�her zu bringen. Herausgekommen ist eine niedliche, wenn auch teils bitterb�se Bestandsaufnahme um das Thema Nummer Eins. Frei nach Woody Allens Filmmotto Was Sie schon immer �ber Sex wissen wollten *aber bisher nicht zu fragen wagten gelang dem 1981 aus Brisbane stammenden Schauspieler ein vergn�gliches Kleinod, das sich nun im Schatten von 50 Grauschattierungen um mehr Colorit bem�ht, jedoch kein bisschen billig wirkt und sich auch als �Kommentar auf die heutige Gesellschaft und �ber unsere Vorstellung von Normalit�t� versteht. ■ mz