Kinostarts Mai 2015
Wer kennt sie nicht, die ewig quängelnden Kinder, die manchmal sogar hysterisch werden...? In diesem Fall sind es die Albträume, die mittlerweile beiden mächtig zu schaffen machen. „Man kann den Babadook nicht loswerden“ heißt es in dem Aufklapp-Buch, und schon bald manifestiert sich jenes Albtraumwesen um die beiden herum und terrorisiert sie, bis es am Ende zum bitteren Showdown kommt...
In ihrem Spielfilmdebüt zeigt Jennifer Kent, die mit Hauptdarstellerin Essie Davis am National Institute of Dramatic Art (NIDA) promoviert hat, die Weiterführung ihres Kurzfilms Monster von 2005. »Die Idee zu Der Babadook war kein bewusster Gedanke in Gestalt einer konkreten Idee«, sagt sie. »Es hat mit einem Gefühl angefangen und ist im Laufe der Zeit gewachsen. Letztlich glaube ich, dass mein Kurzfilm Monster das Sprungbrett war. Von dort ausgehend habe ich angefangen, mir das zu erträumen, was sonst noch in dieser Story steckte.«
»Ich wurde sehr von den frühen Horror-Stummfilmen inspiriert«, erzählt die Regisseurin über den Look des Films. »Sie waren visuell eindrucksvoll und faszinierend und haben den Schrecken in vielen Fällen auf eine poetische Ebene gehoben. Das ist der visuelle Ausgangspunkt von Der Babadook: Inspiration aus diesen mutigen Bilderwelten zu ziehen und eine eigene, moderne Herangehensweise zu finden. Diese Filme waren stark vom deutschen Expressionismus beeinflusst, bei dem oft das Innere nach Außen gekehrt wurde, die Emotionen wurden im Design und in der Kameraarbeit gespiegelt. Diese überspitzte Stilisierung erzeugt eine perfekte Bildsprache für psychologischen Horror.«
»Es ist unglaublich schwierig«, sagt Essie Davis über ihre Rolle, »ein bisschen wie in The Shining, weil auch da diese übernatürlichen Kräfte am Werk sind – nur dass Amelia wie Vater und Mutter aus Shining gleichzeitig ist. In ihr steckt ein bisschen von Shelley Duvall und ein wenig von Jack Nicholson – weil sie zuerst in Panik ist und dann schließlich Panik verbreitet. Die Mutter ist zu einem Drittel in unglaublich tiefen Kummer versunken, zu einem Drittel in Schrecken versetzt und zu einem Drittel ist sie selbst der Schrecken. Das sind extreme Emotionen, die täglich eine extreme Performance erforderten. Ich kann das wirklich nicht empfehlen!«
Seit seinem Debüt auf dem Sundance Filmfestival 2014 setzt Der Babadook mit insgesamt 33 Auszeichnungen und 39 Nominierungen renommierter Filmpreise wie den AACTA Awards, den British Independent Film Awards und den New York Film Critics Circle Awards seinen Siegeszug fort, nachdem er bereits im Rahmen des Fantasy Filmfests zum Publikumsliebling avanciert war.
Der Film spielt mit der Psyche, was Einbildung ist und was nicht. Mit gemachem Tempo schleicht sich der Horror in die Vorstellungskraft des Zuschauers. Dabei brilliert Essie Davis mit ihrer Darstellung der übermüdet-geforderten Mutter als auch der bösartig Besessenen. Auch Noah Wiseman als Sam kann schließlich das Publikum von sich überzeugen, als er aus seiner quängelnden Nussschale ausbricht und endlich seine Waffen einsetzen kann, um seine Mutter zu beschützen.
Die Auflösung ist dann noch das Tüpfelchen auf dem i, indem man sich selbst fragt, ob das nun wirklich ein übernatürliches Wesen war oder nur das unterdrückte Trauma, das sich befreien will. Der Film wirkt manchmal etwas zu ruhig, dass einem die gut 90 Minuten recht lang vorkommen, aber genau daraus zieht der Film (und der Babadook) seine Energie. ■ mz