Kinostarts Juli 2015
Marvel verwöhnt uns auch in diesem Jahr mit 2 Filmen. Nach ►Avengers: Age of Ultron wird uns nun ein neuer Held vorgestellt - ein Held, der schon oft in Konflikt mit dem Gesetz gekommen ist und Jahre im Gefängnis saß. Er war zwar nach Recht und Gesetz ein Verbrecher, hatte jedoch seine Begabung für Gutes eingesetzt. Die Rede ist von dem elektronisch versierten Ganoven Scott Lang, dem wir zu Beginn des Films zunächst hinter Gittern begegnen.
Wie sich jedoch nach seiner Haftentlassung herausstellt, hat Scott eine Familie - quasi. Seine Frau hat ihn während der Haft verlassen und mit der gemeinsamen Tochter bei ihrem neuen Freund, dem Polizeidetective Paxton eingecheckt. Da Scott jedoch keinen ehrlichen Job hat, um für Unterhalt zu sorgen, verweigert die Mutter Scott den Kontakt zu seiner Tochter, was Scott natürlich zu schaffen macht.
Luis, sein Mitbewohner und Ex-Zellengenosse, ist auch keine große Hilfe, da sich dieser mit seinen Kumpels Dave und Kurt Gedanken um einen neuen Coup macht. Als schließlich Scott seinen ersten ehrlichen Job wegen seiner kriminellen Vergangenheit verliert, kommt so langsam der Film ins Rollen, denn Luis kennt 'nen Typen, der von einer Freundin erfahren hat, dass irgend so ein reicher Opa am Wochenende verreist ist und in dessen Keller ein Safe unbewacht ist...
Soziale Hintergründe waren bislang eher unüblich in den Marvel-Produktionen. Erst im letzten Avengers-Film bekamen wir einen kleinen Eindruck davon, als wir Hawkeyes Familie treffen konnten, die zurückgezogen im Nirgendwo auf einer kleinen Farm lebt. Nun bekommen wir die volle Breitseite mit Patchwork und zwei Vater-Tochter-Beziehungen.
Die zweite Vater-Tochter-Beziehung ist die zwischen dem designierten Wissenschaftler Hank Pym, der seine Firma, die er mühevoll empor gebracht hat, an seinen früheren Schützling Darren Cross verlor, dieser jedoch eigene Forschungen anstellt und die Firma nach und nach unter seinem Namen umgestaltet, und Hanks Tochter Hope, die unter einem anderen Namen in der Firma ihres Vaters an der Seite von Cross arbeitet, um nicht mit ihm in Verbindung gebracht zu werden.
Hank und Hope sind nach dem Tod der Mutter nicht so gut auf einander zu sprechen. Daher hielt sich Hope an Darren Cross und arbeitete seitdem mit ihm in der Firma. Hank jedoch hat die Geheimzutat seiner von ihm entwickelten Technologie, Dinge zu schrumpfen, das sogenannte Pym-Partikel, für sich behalten und bekommt allmählich Angst, als Cross kurz davor steht, die Technologie selbstständig nachzuentwickeln. Während Pym jedoch in der Vergangenheit zusammen mit seiner Frau Heldentaten im Miniaturbereich vollzogen hatte, ist es das Anliegen von Cross, mit seiner Technologie Miniatursoldaten zu erschaffen.
Und so kommt schließlich Scott Lang ins Spiel, denn Hank Pym ist schon lange nicht mehr fit für den Superheldenjob und braucht einen neuen Protegé. Er hatte Scott bereits seit längerer Zeit unter Beobachtung und brauchte nun ein Druckmittel, um ihn dazu zu bringen, was dieser am besten kann - irgendwo einbrechen und Dinge klauen - genauer gesagt bei Pym Technologies, um Cross' Forschungen zu sabotieren. Und als Hope erkennt, was Cross im Schilde führt, steht sie ebenfalls bei ihrem Vater auf der Matte und hilft ihm, Scott in Sachen Kampfkunst auszubilden.
Eigentlich will sie selbst in den Anzug schlüpfen, doch der beschützende Vater hindert sie daran, denn er will nicht, dass seiner Tochter das gleiche Schicksal ereilt wie ihrer Mutter. Und so entwickeln sich beide Vater-Tochter-Beziehungen während des Films bis zum entscheidenden Finale, in dem Ant-Man und Yellowjacket auf der Modelleisenbahn kämpfen...
Mit Beziehungen und Komödie kennt sich Regisseur Peyton Reed bestens aus. In seiner fünften Kinofilmregie nach Girls United, Down with Love - Zum Teufel mit der Liebe!, Trennung mit Hindernissen und Der Ja-Sager beschäftigt sich Reed nun nicht nur mit den oben genannten Punkten, sondern fügt auch noch die Elemente Science Fiction und Action hinzu. Eigentlich führte diese Arbeit zurück zu seinen Wurzeln, denn Anfang der 90er Jahre war er für die realen Szenen mit Christopher Lloyd in der Zeichentrickserie Zurück in die Zukunft verantwortlich und zeigte uns die Geheimnisse der Film-Trilogie in einem Making of.
Der erfolgreiche Regisseur, der schon immer Fan der Marvel-Comics und ihrer spektakulären Verfilmungen war, erklärt, was ihm an den Comics und den Elementen, die die Grundlage für den Film bildeten, besonders gefiel: »Ant-Man ist eine interessante Figur, schließlich gehörte er zur Urbesetzung der Avengers, was die meisten wohl nicht wissen oder vergessen haben. Mir gefällt auch, dass es hier eine Art Wachablösung gibt, dass Hank Pym seine Verantwortung und Rolle an Scott Lang abtritt. Dadurch entwickelt sich zwischen diesen beiden Figuren eine großartige Mentor-Schüler-Dynamik. Diese ist im Grunde typisch für viele Marvel-Comics, aber in den Kinoadaptionen bisher noch nicht wirklich gezeigt worden.«
»Peyton und Paul Rudd verstanden sich großartig und zwischen ihm und Michael Douglas war das nicht anders«, resümiert Produzent und Marvel-Chef Kevin Feige. »Er kennt sich aus im Genre und ist selbst ein Fan. Deshalb wusste er auch, wo wir uns von den Comics entfernen und warum wir das tun wollten. Wie er diese Ameisen zu großartigen Charakteren machte, war erstaunlich. Gleichzeitig ist er ein Fachmann in puncto Humor. Er weiß, wie man eine gewisse Leichtigkeit in einem Film etabliert und gleichzeitig verhindert, dass der Humor zu platt wird. Ant-Man ist einer der witzigsten Filme, die wir je gedreht haben – und auch einer der emotionalsten. Und Peyton ist das Herz des Films, er hat uns dahin geführt und geleitet.«
Ant-Man bot Paul Rudd auch die Möglichkeit, seine Fähigkeiten als Drehbuchautor erneut unter Beweis stellen zu können. Gemeinsam mit Adam McKay überarbeitete er das Skript und konnte sich so auch als Schauspieler viel stärker in seine Rolle vertiefen. »Weil ich für Ant-Man auch am Drehbuch mitgeschrieben habe, bekam ich mehr Einblick in jede der Figuren des Films«, erläutert er. »Ich habe über die Beweggründe jeder Figur, über alle Handlungslinien und auch darüber intensiv nachgedacht, wie jede Entscheidung meiner Figur die der anderen Figuren beeinflusst. So wusste ich am Ende alles über die Geschichte, die der Film erzählt, konnte mich jeder einzelnen Szene zuwenden und sie mit all ihren Aspekten ziemlich gut verstehen.«
Was dabei herauskam, kann man nun im Kino sehen - natürlich in Schwindel erregendem 3D! Paul Rudd ist sicher, dass der Film auf verschiedenen Ebenen den Zuschauer überraschen wird: »Zum einen gefällt mir an diesem Film, dass er sich nicht leicht in eine Schublade stecken lässt. Er ist keine reine Komödie und kein reiner Actionfilm, vielmehr zeigt er viele Facetten aus beiden Genres. Zudem kämpfen die Figuren mit Problemen, die meines Erachtens für uns absolut vertraut und nachempfindbar sind. Es gibt berührende Momente und Elemente in dieser Geschichte. Ich bin überzeugt davon, dass der Zuschauer zu diesen Figuren eine echte Beziehung aufbauen kann. Und darüber hinaus gibt es verblüffende Actionszenen, in der uns bekannten Welt wie auch der Makrowelt, zu bestaunen, die man so auf der Leinwand noch nie gesehen hat. Das alles ist sehr aufregend, extrem cool und einfach einzigartig.«
James Gunn überraschte uns im vorigen Jahr mit einer völlig anderen Welt im Marvel-Universum, die einen Heidenspaß machte. Nun präsentiert uns Peyton Reed einen neuen Helden, der sich demnächst auch zu den Avengers gesellen wird (siehe 2. Nachspann-Szene!). Die Figuren wirken stimmig und sympathisch, und der Humor, der oft genau trifft und nicht in Klamauk abdriftet, hält die Balance zwischen der Beziehungsdynamik und der wahnsinnigen Action.
Aber auch die Schauspieler nehmen begeisterte Erinnerungen aus dem Film mit. Für Paul Rudd zum Beispiel gehörte der Helm zu den Lieblingsrequisiten bei diesem Film: »Als Ivo mir den Helm zeigte und ich ihn aufzusetzen versuchte, erinnerte ich mich, wie ich als Kind zum ersten Mal die Helme der Stormtrooper gesehen habe und dachte: Das ist der coolste Helm aller Zeiten. Das gleiche Gefühl hatte ich beim Helm von Ant-Man. Ich dachte nur: Wow, wie diese Augenöffnungen geformt sind, wie der Helm leicht geneigt ist, und dann diese ganzen Leitungen und Drähte hinten im Helm. Das ist schon verdammt cool. Ich wusste genau, dass ich diesen Helm als Kind sehr oft nachgezeichnet hätte.«
»In den Augen meiner Kinder hatte ich vor Ant-Man überhaupt keine Karriere, es gab keinen Film, den sie wahrgenommen hätten«, erzählt Hollywood-Größe Michael Douglas. »Meine zwei Oscars® bedeuteten ihnen überhaupt nichts. Heute aber bin ich cool – für meinen Sohn, aber auch für seine Freunde. Es ist das erste Mal, dass ich meine Kinder fragen hörte: „Können wir mit zur Premiere gehen?“ Sie werden dort also auftauchen.«
»Hinsichtlich der Entscheidungen, die ich als Schauspielerin treffe, und der Dinge, die ich für die Öffentlichkeit sichtbar in meinem Beruf mache, ist eine solche Rolle ein extrem motivierender Faktor. Ich glaube unbedingt daran, dass man Frauenfiguren wie diese in solchen Filmen braucht«, findet Evangeline Lilly, die diesmal mit kurzer Bob-Frisur und ohne Sommersprossen kaum wiederzuerkennen ist. »Weil ich jetzt selbst Mutter bin, hat mich das bestärkt, Filme für die ganze Familie drehen zu wollen. Ich will jetzt gutes Entertainment für Kinder auf die Leinwand bringen, das sie entweder etwas lehrt, ihnen moralische Werte vermittelt oder ihnen Helden gibt, zu denen sie aufsehen können.«
Corey Stoll war begeistert, einen viel besseren Anzug zu tragen als Ant-Man, zudem er ihn auch im Gegensatz zu Paul Rudd gar nicht erst tragen brauchte: »Der Yellowjacket-Anzug hat eine viel stärkere Bewaffnung als der Ant-Man-Anzug, und kugelsicher ist er auch noch. Außerdem kann man mit ihm fliegen, zudem hat er diese gegliederten mechanischen Arme, die Plasmastrahlen abschießen können. Darüber hinaus gibt es alle möglichen Arten von Sensoren, Infrarotsicht-Technik und all die anderen Sachen, die Spaß machen.«
Für seine Rolle musste Stoll auch einige Zeit im Trainingsraum verbringen, um sich auf die Actionsequenzen im Film vorzubereiten. »Die Arbeit mit Drähten, Kabeln und allem, was für die Stuntszenen erforderlich war, hat mir richtig Spaß gemacht, denn normalerweise bekomme ich zu so etwas bei meinen Rollen keine Gelegenheit«, schwärmt er.
Michael Peña gibt zu, dass die Mitarbeit an seinem ersten Marvel-Film am Anfang doch etwas »nervenaufreibend war. Schließlich werden im Marvel-Kinouniversum großartige Geschichten erzählt und miteinander verknüpft. Sie haben hier ein eigenes Universum erschaffen. Deshalb fühlte es sich für mich so an, als hätte man mich gebeten, einem Club beizutreten, aber einem ausgesprochen großartigen und Ehrfurcht gebietenden. Ich fand es cool, dass für meine Figur zusätzliche Szenen kreiert wurden. Das stachelte mich nur noch mehr an, alles zu geben.«
»Cool ist für mich an Ant-Man vor allem, dass die Geschichte nicht in Asgard oder einer anderen Welt in der Galaxie spielt«, resümiert Peyton Reed. »Diese Geschichte ist in unserer realen Welt verwurzelt, nur dass diese hier aus einer komplett anderen Perspektive zu sehen ist. Und das macht wirklich Spaß. Ant-Man ist ein Film, in dem die große Actionschlacht im dritten Akt an einem ungewohnten Schauplatz ausgetragen wird – im Kinderzimmer eines kleinen Mädchens.«
Ant-Man ist atemberaubende Kinounterhaltung für die ganze Familie. Neben fotorealistischer Makro-Tricktechnik, dem mittlerweile gängigen Mo-Cap-Verfahren mit der dazugehörigen Action und intensiven Recherchen über Größenverhältnisse brilliert der Film vor allem durch seinen Humor, die Chemie der Schauspieler und vor allem durch den familiären Aspekt der Geschichte, der den Bezug unserer realen Welt zu der der Avengers herstellt. Skeptiker werden bald eines Besseren belehrt und Fans können sich auf die zahlreichen kleinen Anspielungen und Referenzen zu den bisherigen (und kommenden) Marvel-Filmen freuen. ■ mz