Kinostarts Dezember 2015
»Da sind zwei Männer, einer von denen hat eine Flasche Rotwein bestellt. Und unterm Tisch liegt eine Gabel.«
Wenn die Michelin-Tester kommen, arbeiten sie immer nach einem Verhaltensmuster. Daher ist es immer wichtig, das Restaurant im Blick zu haben. Daniel Brühl spielt den Restaurantchef Tony, dessen Küche eine Aufwertung gebrauchen könnte. Da steht plötzlich sein alter Kumpel Adam, souverän gespielt von Bradley Cooper, vor der Tür, fest entschlossen, neu durchzustarten, und seine Gläubiger zu bezahlen.
Aber für die gute Küche braucht Adam ein Team, dem er vertrauen kann, die gehörigen Sterne auch zu bekommen. So sieht er sich gezwungen, an seine Vergangenheit anzuknüpfen. Da ist sein Kollege Michel, der so richtig sauer auf Adam ist für das, was dieser vor Jahren in Paris angestellt hat, Anne Marie, Adams Ex und Tochter des Pariser Etablissementchefs, Adams ehemaliger Freund und Konkurrent Reece, der inzwischen ein modern-kühles und karges Restaurant führt und die lesbische Restaurantkritikerin Simone Forth, von der er sich erste gute Kritiken erhofft.
Neu an Bord kommt die talentierte junge, alleinerziehende Mutter Helene und der junge David, der Adam an sich selbst in dem Alter erinnert. Doch die Einarbeitung des neuen Teams bringt Adam erneut an den Rand der Verzweiflung - diesmal jedoch mit dem Unterschied, dass er Alkohol und Drogen entsagt hat. Damit ein Fiasko wie damals in Paris nicht wieder passiert, muss Adam nun jede Woche zur privaten Ärztin der Restauranteigentümer, um sich daraufhin testen zu lassen.
Für den Regisseur war es unumgänglich, einen Michelin-Sternekoch an Bord zu haben, um dem Publikum das Geschehen hautnah zu vermitteln. Drehbuchautor Steven Knight fragte bei Marcus Wareing an, dem zweifachen Sternekoch und Star der beliebten BBC-Kochshow Master Chef. »Ich fand es spannend, dass jemand einen Film über meine Arbeitswelt schrieb, also traf ich mich mit Steven und wir redeten sehr lange miteinander«, erinnert sich Wareing. »Ich erzählte ihm viele Hintergrundgeschichten von meinen eigenen Erfahrungen in Restaurantküchen, aber auch von Kollegen. Wir arbeiten in einer kleinen Welt und wir alle wissen, was in den Küchen der anderen passiert.«
»Vielleicht ist er auch Darth Vader?«
Wareings Interesse für Essen begann, als er im Lebensmittelhandel seines Vaters arbeitete. »Der Respekt, den mein Vater für die grundlegendsten Zutaten hatte, prägte mich auf meinem Weg, den ich seit meinem 15. Lebensjahr beschritt. Das ist seitdem mein Leben - 16 Stunden pro Tag.« In einigen Szenen des Films erkennt er sich selbst wieder. »Man kann einen Charakter entwickeln, den man selbst nicht mag, aber ich weiß, was ich tun musste, um dort hinzukommen, wo ich heute bin. Als Sternekoch kann es eine Gratwanderung am dunklen Abgrund entlang sein.« Dabei kann es schon geschehen, dass man auf der dunklen Seite der Macht landet, wie Adam vor Jahren in Paris.
Regisseur John Wells, der bereits in Emergency Room mit Krankenhauspersonal und bei The West Wing mit Politikern zusammengearbeitet hat, kennt sich mittlerweile mit Hektik aus. Und wie man in dem Film sieht, ist die Arbeit in einer Sterneküche quasi genauso aufreibend wie in einer Notaufnahme, denn es hängt so viel vom richtigen Zubereitungs-Timing und dem Talent der einzelnen Köche ab - und natürlich vom Chef, der die Mannschaft koordinieren muss. Und ich finde das ist Wells auch super gelungen, auch die von Steven Knight geschaffenen Figuren mit ihren Hintergründen. Es scheint alles so echt, gerade weil die Kleinigkeiten ausgefeilt sind und dem wahren Leben nachempfunden wurden. Und mit dieser talentierten, bis in die kleinsten Rollen prominent besetzten Schauspielergarde sind ganz gewiss ein paar Sterne drin. ■ mz