Kinostarts Januar 2016
Voriges Jahr erst wurde Eddie Redmayne für sein berührendes Porträt des Wissenschaftlers Steven Hawking mit dem Oscar® als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet und spielt nun mit großer Sensibilität und Zärtlichkeit eine weitere Rolle, in der er völlig zu verschwinden scheint - eine mutige und kompromisslose Darstellung. Die Neuentdeckung des letzten Jahres, Alicia Vikander, kann in ihrer vielschichtigen Rolle als Einars Ehefrau Gerda Wegener zum ersten Mal die ganze Bandbreite ihres Talents zeigen.
Tom Hooper inszenierte Lilis Lebensweg mit ungewöhnlichen und beeindruckenden Bildern und beschäftigte sich darüber hinaus mit einem Thema, das so aktuell wie nie zuvor ist. Mit der mehrfach ausgezeichneten und erfolgreichen Fernsehserie Transparent oder der Vanity Fair-Cover-Geschichte über den US-Zehnkämpfer Bruce Jenner, der heute als Frau lebt, ist das Thema Transgender inzwischen in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen.
Unabhängig vom Phänomen Transgender ist The danish Girl aber auch eine große Liebesgeschichte, das spannende Bild einer bewegten Epoche und eine Biographie, die bis heute so wichtig wie relevant ist, denn mit ihrem Mut, ihrer inneren Stimme zu folgen und ihre wahre Identität zu leben, inspiriert uns Lili Elbe bis in die Gegenwart hinein - ein Plädoyer für Individualismus und Selbstverwirklichung gegen alle Widerstände, in einer von uniformen Regeln bestimmten Gesellschaft.
Eddie Redmaynes hauchzarte Darstellung dieser psychisch gebrochenen Figur könnte ihm Ende Februar erneut einen Oscar® bescheren. In starken Nebenrollen sind der immer wieder wandelbare Matthias Schoenaerts als Einars Jugendfreund Hans, Ben Wishaw als Lilis leidenschaftlicher Verehrer Henrik, der ein wenig ans „Froschmaul“ aus Manche mögen's heiß erinnert, Sebastian Koch als der Geschlechtsumwandlungspionier Doktor Warnekros und Amber Heard als Gerdas glamouröse Freundin Oola Paulsen zu sehen.
Ebenso beachtlich ist auch die Ausstattung - die Kostüme, die Bauten, um das alte Køpenhagen auferstehen zu lassen. Hooper kennt sich durch seine erfolgreichen Vorgänger bereits bestens damit aus, bestimmte Epochen so echt wie nur irgend möglich auf die Leinwand zu bringen. Auge, Herz und Hirn kommen hier voll auf ihre Kosten. Bleibt nur noch die Frage, ob das im Film gezeigte Geschlechtsteil das von Herrn Redmayne ist oder das eines Stand-Ins... ■ mz