Kinostarts Februar 2016
Sie kennen sich seit über 20 Jahren, juxten über Jahre hinweg in der Komödienshow Saturday Night Live und spielten bereits 2008 in dem Film Baby Mama gemeinsam die Hauptrollen. Wer Tina Fey sagt, denkt im selben Atemzug an ihre Kollegin und Freundin Amy Poehler, die spätestens nach dem Moderieren der Golden-Globe®-Shows kaum noch einzeln genannt werden.
Die beiden Emanzen prägten das Bild der Frau in der Komödie neu: Sie sollten nicht mehr nur sexy aussehen, sondern auch was im Köpfchen haben. So präsentierten sie zusammen das „Weekend Update“ bei SNL und hatten ihre eigenen Serien - Tina Fey 30 Rock und Amy Poehler Parks & Recreation, in denen beide Frauen in führenden Positionen spielten.
Nun spielen sie zwei grundverschiedene Schwestern, die eine wegen ihrem losen Mundwerk und ihrer aufmüpfigen Einstellung aus diversen Schönheitssalons entlassen und ständig im Zoff mit ihrer Teenagertochter, die andere genau das Gegenteil: Maura war immer die vernünftige Hälfte. Aber dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, verstehen sie sich super.
Drehbuchautorin Paula Pell, die bereits vor Fey/Poehler für SNL schrieb, kamen Ideen für ihr eigenes Spielfilmdrehbuch, als sie das Tagebuch ihrer Kindheit in Florida wiederfand. »Ich fand es so witzig, wie unterschiedlich die Tagebücher von meiner Schwester und mir sind. Sie war sehr schlau, groß, und alle Jungs liebten sie, während ich sehr klein war und eher mütterlich wirkte«, erinnert sie sich. »Ich sah mit 13 aus wie eine 50-jährige! Im Tagebuch meiner Schwester stand immer so etwas wie: „Oh mein Gott, ich habe mit Bill rumgemacht.“ Und bei mir: „Ich habe den Kies in meinem Experimentierkasten ausgetauscht.“ Man merkte sofort, bei wem etwas abging und bei wem nicht.«
Regisseur Jason Moore schätzt Pells Aufzeichnungen sehr: »Die Tagebücher sind der Ursprung des Films. Sie sind buchstäblich eine Erinnerung daran, was die Jugend für unterschiedliche Gefühle mit sich bringt, und dass die eigene Wahrnehmung der Welt stark von den persönlichen Erfahrungen in der Schule abhängt. Die Bücher waren der Schlüssel zum Film als wir begonnen haben und sie sind noch immer das Herzstück des Films.«
Als die Eltern von Maura und Kate, hinreißend lässig gespielt von Dianne Wiest und James Brolin(!), das Haus in Orlando (das in Wirklichkeit in New Jersey steht) verkaufen wollen, da sie fortan altersgerecht in einem schönen Seniorenviertel mit betreutem Wohnen leben wollen, da ihnen die Arbeit am/im Haus zu viel wurde, in dem die Schwestern aufgewachsen waren, stellen sie sie nun vor vollendete Tatsachen und das quasi unmögliche Ultimatum, an einem Wochenende ihre Zimmer leerzuräumen. Der Rest des Hauses ist bereits verscherbelt worden!
So kommen die beiden, die sich lange nicht gesehen haben, zusammen in ihren Heimatort und erleben sozusagen ein Wiedertreffen mit der Vergangenheit - vom ausgebrannten Dave (John Leguizamo etwas blass), der bereits zu High-School-Zeiten im naheliegenden Spirituosengeschäft gearbeitet hat und dort auch noch 20 Jahre später anzutreffen ist, bis hin zur besserwisserischen Brinda, mit der die beiden noch nie grün waren. Als die Schwestern in ihrem Zimmer in Erinnerungen schwelgen, beschließen sie, ihren Auszug aus der Vergangenheit mit all ihren damaligen Freundinnen und Freunden zu schmeißen - mit einem Wortspiel, passend zu ihrem Nachnamen - Ellis Island.
Und so kommt es, wie es kommen musste: Die Party gerät voll außer Kontrolle. Auch der Rollentausch, dass Maura diesmal so richtig die Sau rauslassen darf und Kate diesmal den Anstands-Wauwau spielt, rechnet sich letztlich nicht. Von Mauras Techtelmechtel mit dem Neuzugang James, das den Dachstuhl zerstört, bis hin zum Absaufen des Pools in einem versehentlich unterspülten Erdloch ist alles dabei.
Mit dabei sind auch die ehemaligen SNL-Kollegen Maya Rudolph als die missverstandene Brinda, Bobby Moynihan als der ständig mit seinen Gags nervende Alex, Rachel Dratch als SNL-alter-ego Debbie Downer alias Kelly wie auch Kate McKinnon als Sam und Chris Parnell als Phil. Allerdings hält sich die auf ein US-Publikum zugeschnittene Komik in Grenzen. Witziger Höhepunkt ist in der Tat das Shoppen der Partyklamotten, wobei die Geschwister Kleider ausprobieren, die eigentlich bei der heutigen Jugend IN und nicht gerade für Mittvierziger gedacht sind. Der Gesichtsausdruck der Bedienung und die Kommentare von Fey & Poehler sind göttlich!
Ebenfalls Plus- bzw. Sympathiepunkte können hier Ike Barinholtz als Mauras Schwarm James wie auch Greta Lee als schwer auszusprechende Hae-Won oder John Cena als muskulöser Drogendealer und Familienvater einheimsen, ganz zu schweigen von ihren Eltern (Wiest & Brolin). Dass der Film ins Kino gekommen ist, kann höchstens an der Popularität der Hauptdarstellerinnen liegen, denn filmtechnisch hat er doch eher TV-Format, und bei einer heimischen TV-Party kann man schon eher mal die Sau mit rauslassen als im Kino. ■ mz