Multiplex
Here and there
Kinostart: 22.4.2010 | Autor: mz

Bei Robert, einem New Yorker Musiker, läuft es im Moment nicht so besonders. Er steckt mitten in einer Schaffenskrise, ist ausgelaugt und nun muss er auch noch aus seiner Wohnung raus. Als Umzugshilfe heuert er den jungen serbischen Immigranten Branko an. Der wiederum versucht bereits seit einer ganzen Weile verzweifelt, seine serbische Freundin Ivana in die USA nachzuholen.

Um das begehrte Visum für sie zu bekommen, schlägt Branko dem abgebrannten Robert einen Deal vor: er besorgt ihm ein Flugticket nach Belgrad, wo Robert Ivana heiraten und mit einem Touristenvisum nach New York bringen soll. 3000 Dollar verspricht Branko Robert für diesen Deal. Der kann das Geld gut gebrauchen und macht sich von der Metropole New York auf den Weg in das serbische Belgrad...

Hier das quirlige New York, dort das etwas schläfrige Belgrad. Darko Lungulov kennt beide Orte. Der im früheren Jugoslawien aufgewachsene Regisseur ging nach Beginn des Bürgerkrieges 1991 zum Filmstudium nach New York und arbeitete nebenbei als Umzugshelfer. Einige Erfahrungen aus seiner fünfjährigen Möbelpackerzeit sowie der Alltag nach der Rückkehr in seine Heimat, wo vor allem junge Leute nur weg wollen, inspirierten ihn zu dieser kleinen kulturellen Dramödie.

Lungulov zeigt uns seine Sicht der Dinge, die Eindrücke, die er gesammelt hat, was zwangsläufig dazu führt, dass man die beiden Welten für zu klischeebehaftet bewertet. Doch warum auch nicht? Das harte und schnelle New York, in dem nur der Stärkere überlebt und Vertrauen nur Ärger bringt, ist genauso real dargestellt wie das provinzielle Belgrad, das mit seinen folkloristischen Straßenmusikern, die unweigerlich an Goran Bregovic erinnern, den zahlreichen Ruinen, die noch auf den vergangenen Krieg hinweisen, den Märkten und Cafés mit unkleidsamen Leuten genauso wirkt, wie man es sich so vorstellt.

Doch während New York die Stadt des Geldes und der Verwöhnten ist, sieht man in Belgrad die Leute frohen Mutes ihre Arbeit verrichten. Es ist ohne Frage ein Film, der die Vor- und Nachteile beider Welten aufzeigt. Der Serbe will unbedingt in der „schönen neuen Welt“ leben, während sich der kauzige New Yorker Musiker sich am bittersüßen Ende des Films dorthin zurücksehnt, wo er niemals freiwillig hingehen würde - nach Belgrad.

Hauptdarsteller David Thornton scheint dabei wie eine Figur aus einem Jim-Jarmusch-Film. Mit seiner außergewöhnlichen Frisur allein wirkt er schon so, als würde er nach Serbien passen. Der Film ist eine nette kleine Geschichte mit großen Gefühlen und macht unweigerlich Lust auf das Leben - nur das Wo sollte jeder für sich selbst heruasfinden. ■

© Camino

OT: Tamo i ovde
SER/D/USA 2009
Drama/Komödie
FSK: Freigegeben ohne Altersbeschränkung
90 min


mit
David Thornton (Robert)
Mirjana Karanovic (Olga)
Branislav Trifunovic (Branko)
Jelena Mrdja (Ivana)
Cyndi Lauper (Rose)
Antone Pagan (Jose Escobar)
Max King (George)

musik
Dejan Pejovic

kamera
Mathias Schöningh

drehbuch
Darko Lungulov

regie
Darko Lungulov

produktion
KinoKamera
Here and There Productions
Penrose Film

verleih
Camino