Multiplex
Verrückt nach dir
Kinostart: 2.9.2010 | Autor: mz

Können Liebesbeziehungen über große Entfernungen funktionieren? Dieser Frage geht die oscarnominierte (On the Ropes; 2000) Dokumentarfilmregisseurin Nanette Burstein in ihrem ersten Spielfilm nach. Adam Shankman (Step up 1-3) produzierte die durchaus gelungene romantische Komödie mit Drew Barrymore und Justin Long in den Hauptrollen.

Als Erin und Garrett sich kennen lernen, haben sie nichts weiter vor, als ein paar ausgelassene Wochen lang ihren Spaß zu haben, bevor sie zu ihrem Studium nach San Francisco zurückkehrt und er seine Arbeit in New York City wieder aufnimmt.

Doch als Erin ins Flugzeug Richtung Heimat steigen will, merken beide, dass sie tiefere Gefühle füreinander entwickelt haben: Egal wie man das nennen will – es soll jedenfalls nicht aufhören. Also beschließen sie, ihre Beziehung über die große Entfernung hinweg fortzusetzen.

Garretts Freunde Box und Dan ziehen ihn bereits damit auf, dass er plötzlich auf seine schlanke Linie achtet und ununterbrochen am Handy hängt, denn sie haben kein Interesse daran, ihren Trinkkumpanen, wie schon so oft, an eine derart wackelige Beziehung zu verlieren. Gleichzeitig versucht Erins übervorsorgliche, verheiratete Schwester Corinne zu verhindern, dass Erin immer wieder denselben Fehler begeht.

Obwohl ein Kontinent zwischen ihnen liegt, Freunde und Verwandte nur mit dem Kopf schütteln und unerwartete Verlockungen die Probleme nicht einfacher machen, findet das Paar schließlich doch etwas, was man Liebe nennen darf. Vielleicht könnten die vielen unanständigen SMS und die mitternächtlichen Anrufe den beiden sogar helfen, endlich all die zwischen ihnen stehenden Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

»In meinen Dokumentarfilmen zeige ich das wirkliche Leben. Deshalb wollte ich einen Spielfilm inszenieren, der so realistisch wie möglich wirkt: Die Leute fluchen. Und sie reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist«, sagt Nanette Burstein. Und das macht den Film auch so unterhaltsam.

Wenn z.B. Erin und Garrett beim ersten Date in seinem Zimmer auf dem Bett sitzen und sein WG-Kumpan Dan nebenan „Take my Breath away“ aufspielt, weil Garrett Top-Gun-Fan ist, oder als die Jungs in die Wohnung kommen und Dan sitzt mit offener Badezimmertür auf dem Klo und sie sich alle unterhalten, das sind dann die Momente, die den Film so urkomisch machen.

Auch lernt man, was Trockensex (Original: dry humping) ist, und was passiert, wenn man bei einer Reinheitsbesessenen auf dem Küchentisch echten Sex praktiziert.

Aber es sind nicht nur die witzigen Situationen, die den Film so niedlich machen. Auch die Dialoge sind äußerst unterhaltsam und selten geschmacklos wie bei manch anderen Komödien. »Es gab ein Drehbuch? Ich habe kein Drehbuch gelesen«, sagt Jason Sudeikis (Saturday Night Live) augenzwinkernd.

Dass die Chemie zwischen den Hauptfiguren stimmt, ist in einer Liebeskomödie wichtiger als in jedem anderen Genre. Umso mehr, wenn die Filmemacher sich vornehmen, die Grenzen der Komödie auszuloten. In diesem Fall geht es gar nicht anders, als dass es zwischen den Darstellern funkt – zumal Burstein alle auffordern wollte, am Set zu improvisieren.

Mit viel Musik aus den 80ern und von heute bespickt ist Verrückt nach dir eine liebenswürdige Komödie, eigentlich DIE Komödie über Fernbeziehungen, die zwar keine andere Lösung findet als die einzig logische, aber dennoch viel Spaß macht. Um es mit Adam Shankmans Worten zu beschließen: »Ganz sicher erkennen die Zuschauer sich oder ihre Freunde und Freundinnen in diesen Figuren wieder. Es geht um ehrliche Gefühle, die sehr komisch rüberkommen.«

© Warner Brothers

OT: Going the Distance
USA 2010
Komödie
FSK: Freigegeben ab 6 Jahren
103 min


mit
Drew Barrymore (Erin)
Justin Long (Garrett)
Charlie Day (Dan)
Jason Sudeikis (Box)
Christina Applegate (Corinne)
Ron Livingston (Will)
Oliver Jackson-Cohen (Damon)
Jim Gaffigan (Phil)
Natalie Morales (Brandy)
Kelli Garner (Brianna)

musik
Mychael Danna

kamera
Eric Steelberg

drehbuch
Geoff LaTulippe

regie
Nanette Burstein

produktion
New Line Cinema
Offspring Entertainment

verleih
Warner Brothers