Multiplex
Einfach zu hAben
Kinostart: 11.11.2010 | Autor: mz

Ja, so ganz „einfach zu haben“ ist das Wortspiel im Originaltitel nicht. Aus dem „Easy A“, was sich aus der Bedeutung „leicht verdiente 1“ und dem „scharlachroten Buchstaben“ A zusammensetzt, der für das englische Wort für Ehebruch „Adultery“ steht. In Nathaniel Hawthornes Roman wurde die Hauptfigur Hester Prynne dazu gezwungen, diesen Buchstaben auf der Brust zu tragen.

Olive Penderghast, die Hauptfigur in diesem Film, dagegen stickt ihn sich freiwillig auf, um in der Schule zu zeigen, dass sie „einfach zu haben“ ist. Die ganze Geschichte fing eigentlich ganz harmlos an, als sie ihrer besten Freundin Rhiannon (große Oberweite, große Klappe) vorgaukelte, sie habe am Wochenende ihre Unschuld an einen Collegestudenten verloren.

Diese posaunt das natürlich sofort hinaus, woraufhin sich Olive auf einer Party mit einem schwulen Freund im Schlafzimmer wiederfindet, dessen soziale Probleme ihn dazu drängen, mit einem Mädchen zu schlafen. Doch mangels sexueller Anziehungskraft spielen die beiden das den Partygästen akustisch vor. Dan Byrd aus Cougar Town setzt das hervorragend lustig in Szene!

Schon bald stehen die Jungs bei Olive Schlange, um deren Ansehen aufzupeppen. Was ihr anfangs noch gefällt, wird zunehmends lästiger. Ihr Englischlehrer Mr. Griffith ist von ihrem zunehmend provokanten Auftreten weniger begeistert und schickt sie zu seiner Ehefrau, der Schulpsychologin.

Diese gibt ihr lediglich eine Hand voll Kondome und lässt sie gar nicht erst zu Wort kommen. Einzig auf ihre liberale Eltern kann sie sich verlassen, super gespielt von Stanley Tucci und Patricia Clarkson, die mit ihren bissigen Dialogen den Jungdarstellern fast die Show stehlen. Diese wissen natürlich, dass ihre Tochter keinen Sex hatte.

Dann ist da noch ihre Erzfeindin Marianne, die eine Bibelgruppe leitet. Ausgerechnet dessen weinerlicher Freund Micah, mit Extremfighter und Bösewicht Cam Gigandet ausgezeichnet gegen den Strich besetzt, hat sich mit Chlamydien angesteckt - von der Schulpsychologin, wie sich herausstellt!

Die heile Schulwelt scheint auseinanderzubröckeln. In ihrer Verzweiflung sucht Olive Trost in Glauben und Kirche. Die Bibel findet sie in der Buchhandlung neben gleich neben den „Twilight“-Büchern. Einen Priester, der ihr zuhören würde, findet sie zunächst überhaupt nicht. Schließlich sitzt sie erschöpft vor einem Pastor in dessen Büro, der sich dann als Vater von Marianne herausstellt!

Endlich bittet ein Mitschüler Olive um ein offizielles Date, nur um festzustellen, dass dieser Junge tatsächlich Sex von ihr will: gegen Geld! Woodchuck Todd, der das lächerliche Schulmaskottchen (zuerst einen Teufel, dann auf religiöses Betreiben hin ein unverfängliches Murmeltier) bei Schulsportereignissen verkörpert, und auf den Olive schon seit längerer Zeit ein Auge geworfen hat, rettet sie aus dieser verfänglichen Situation und gesteht ihr auf dem Heimweg seine ebenso langjährige Zuneigung. Mit seiner Hilfe kann sie letzlich dann doch noch das Ruder herumreißen und ihren Ruf wiederherstellen...

Der ganze Film mit all seinen Wirren wirkt ein wenig überladen und chaotisch, genauso wie das wirkliche Schulleben - zumindest in Kalifornien. Wer die Serie Brothers & Sisters kennt, der weiß, dass Ojai eine sehr schöne Gegend ist, was auch in einigen Szenen gezeigt wird. Wenn Olive mit ihrer Freundin oder ihrer Mutter von ihrem Aussichtspunkt auf dem Berg ins Tal blickt, dan hat das was von Urlaub. Da kann man in Ruhe nachdenken, fühlt sich weit entfernt vom alltäglichen Stress. Das hat die Kamera auch wirklich gut eingefangen.

Was die Besetzung angeht, hat der Film so einiges zu bieten. Emma Stone (The Rocker, Zombieland) kann die Zügel ihrer ersten Hauptrolle gerade so halten und liefert eine doch recht souveräne Leistung ab. Gegen ihre Filmeltern wirkt sie jedoch recht blass; man weiß nicht, ob es an den hervorragenden Schauspielern oder dessen einzigartigen Dialogen liegt.

Ihre Freundin Rhiannon wird von Aly Michalka „verkörpert“, die sich derzeit in den USA mit der Cheerleaderserie Hellcats einen Namen macht, in der sie nicht nur die Hauptrolle, sondern auch noch eine ganz sympathische Figur spielt, ganz im Gegensatz zu der in diesem Film. Zu den bereits genannten Jungstars gesellt sich außerdem Amanda Bynes (Was Mädchen wollen, She's the Man - Voll mein Typ).

Neben den grandiosen Eltern Tucci und Clarkson wirken Thomas Haden Church und Lisa Kudrow als Lehrerpärchen eher langweilig. Und Malcolm McDowell als Schuldirektor ist eigentlich auch keine Inspiration mehr. Alles in allem ist der Film etwas zäh, doch dem Zielpublikum wird's garantiert gefallen. ■

Olive Penderghast freut sich, dass ihr neues Outfit
Aufmerksamkeit auf sie zieht
© Sony Pictures

OT: Easy A
USA 2010
Komödie
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
92 min


mit
Emma Stone (Olive Penderghast) Anja Stadlober
Aly Michalka (Rhiannon) Julia Ziffer
Amanda Bynes (Marianne) Marie Schramm
Cam Cigandet (Micah) Sebastian Schulz
Penn Badgley (Woodchuck Todd) Robin Kahnmeier
Thomas Haden Church (Mr. Griffith) Gerald Paradies
Lisa Kudrow (Mrs. Griffith) Sabine Jaeger
Patricia Clarkson (Rosemary Penderghast) Petra Barthel
Stanley Tucci (Dill Penderghast) Frank Röth
Malcom McDowell (Direktor Gibbons) Wolfgang Condrus

musik
Brad Segal

kamera
Michael Grady

drehbuch
Bert V. Royal

regie
Will Gluck

produktion
Olive Bridge Entertainment
Screen Gems

verleih
Sony