Multiplex
Burlesque
Kinostart: 6.1.2011 | Autor: mz

„Welcome to Burlesque!“ Mit diesem Ausruf beginnt für die junge, begabte Sängerin Ali eine Karriere, wie sie der amerikanische Traum vorsieht. Teller hat sie vermutlich daheim im Provinzkaff (irgendwo in Iowa?) gewaschen. Gesehen hat man das nicht, weil sie sich sofort zu Beginn des Films im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Staub macht.

In der großen Künstlertraumstadt Los Angeles angekommen verschlägt es die junge Dame in die Burlesque Lounge, ein altehrwürdiges aber etwas heruntergekommenes Revuetheater, dessen Besitzerin Tess auch der Star ihrer eigenen Show ist. Kurioserweise steht der Schuppen kurz vor dem Bankrott. Ob das wohl an der Showleiterin liegt...?

Was heißt eigentlich „Burlesque“? Das Wort bedeutet soviel wie Karikatur, Posse, Übertreibung. Kein Wunder, dass die Chose in die Hose geht! Laut italienischer Wortherkunft hat das Wort jedenfalls mit Spaß zu tun. Und den hat man auch während des Films (auf die eine oder andere Weise).

Entstanden ist die Burlesque, wie kann man es anders vermuten, aus den Einflüssen des Vaudeville, einer Pariser Theatergattung, gemischt mit Einflüssen aus selbigen Varietés wie dem Moulin Rouge oder dem Folies Bergère. Der Begriff „Vaudeville“ bekam in London einen eher anrüchigen Charakter durch das Einbeziehen von Stripshows und erotischen Tänzen, was in den USA schließlich als „Burlesque“ bezeichnet wurde.

Da ja Silvester noch ganz frisch ist: Freddie Frintons Dinner for One ist zum Beispiel eine ursprüngliche Vaudevillevorstellung. Auch berühmte Größen wie Charlie Chaplin, Stan Laurel, Buster Keaton, W.C. Fields oder die Marx Brothers traten in Vaudevilletheatern auf. Und jetzt auch Cher und Christina Aguilera.

Um aber auf den Film zurückzukommen... Die sexy-provokanten Kostüme und die gewagte Choreographie der Revue faszinieren das unschuldige Mädchen vom Lande auf Anhieb und Ali schwört sich selbst, dass auch sie dort eines Tages auf der Bühne stehen wird. Sie gewinnt die Zuneigung von Barkeeper und Musiker Jack und darf für den Anfang Cocktails servieren.

Jack nimmt sie unter seine Fittiche, lässt sie bei sich wohnen, obwohl er verlobt ist, und zwar mit einer ebenso hübschen Blondine, die jedoch am anderen Ende der Welt arbeiten muss. Witzigerweise wird diese gespielt von Dianna Agron, besser bekannt als Quinn Fabray aus der Musicalserie Glee (die übrigens ab 16. Januar auch in Deutschland auf RTL bzw. Super RTL zu sehen ist). Ob das ein Seitenhieb war? Immerhin ist sie wohl die einzige Frau in dem Film, die nicht auf der Bühne steht, wenn ich mich recht entsinne.

Der größte Brüller des Films ist, und sowas hirnrissiges muss man sich mal reinziehen, als Jack danach fragt, wovon Ali denn die Kurzform sei. Die Antwort: von Alice! Also ich weiß nicht. Wer kommt auf sowas? Es wird keine zweite Silbe gesprochen, wenn man den Namen voll ausspricht. Vielleicht waren ihre Eltern Lispeler und wollten vermeiden, dass ihre Tochter sie nicht ernst nehmen würde, wenn sie sie mit ihrem vollen Vornamen rufen würden?

Auf jeden Fall ist das peinlich, mindestens genauso peinlich, wie die Szene, in der sich Ali im Wunderland L.A. zurechtfinden will und die Straßennamen mit ihrer Karte vor der Nase peinlich theatralisch vergleicht. Das könnte man unter Overacting verbuchen. Aber womöglich hat das der Regisseur so angewiesen, war ja auch immerhin ihre erste Filmerfahrung. Sie konnte es ja nicht besser wissen.

Wie dem auch sei - Ali freundet sich mit einer der Tänzerinnen an, findet eine Rivalin in der eifersüchtigen Sängerin Nikki, die bislang als Star unter ihren Kolleginnen angesehen wurde, und schafft es, nach einem Sabotageakt der Playback-CD die Show zu retten, indem sie live singt.

Live gesungen hatte bisher nur Tess, alle anderen Mädels waren nur erotisch tanzende Objekte in einer (Mini-)Playback-Show. Uuund da fiel der Groschen bei Tess. Jetzt hat sie noch eine letzte Chance, das Theater zu retten. Livegesang! So, wie Tess damals angefangen hat.

Da ist aber auch noch der reiche Schnösel Marcus, der ihr den Club abkaufen will, um ihn für seine Baupläne abzureißen, wie sich später herausstellt. Aber natürlich gibt es dafür eine clevere Lösung, das Theater und die Revue werden gerettetet, die Schöne bekommt alles - den Mann, den Job, ihren Traum, Rivalen werden Freunde und alle leben glücklich bis an ihr Lebensende.


OT: Burlesque
USA 2010
Drama/Musikfilm
FSK: Freigegeben ab 6 Jahren
118 min


mit
Cher (Tess) Marianne Groß
Christina Aguilera (Ali)
Eric Dane (Marcus)
Cam Gigandet (Jack)
Julianne Hough (Georgia)
Alan Cumming (Alexis)
Peter Gallagher (Vince)
Kristen Bell (Nikki) Anne Helm
Stanley Tucci (Sean) Frank Röth
Dianna Agron (Natalie)

musik
Christophe Beck

kamera
Bojan Bazelli

drehbuch
Steven Antin

regie
Steven Antin

produktion
De Line Pictures

verleih
Sony

Die Story ist bei diesem Film eher nebensächlich. Es kommt lediglich auf die Varieténummern an, die anzügliche Entkleidung der hübschesten Damen der Stadt. Es wird getanzt, es wird gesungen, Christina Aguilera hat ihren eigenen Film bekommen...

Oh frivol ist mir mit Wasser, das ich lasse, wenn ich sabber beim Getanze... Nein, ist ganz in Ordnung. Chrissie macht eine gute Figur und hat ein wenig Schauspielen gelernt, auch wenn es zu Beginn des Films noch etwas holprig war. Cher werden wir wohl nicht mehr wiedersehen, hat zwar solide gespielt, glaube aber, die hat auch keine Lust mehr und musste sich ihr Make-up verdienen.

Stanley Tucci als Gardrobiere (a.k.a. Bühnenmanager, Tess' Rechte Hand, Ex-Geliebter und bester Freund) war einfach herrlich (wie immer; weiß aber nicht, warum irgendwer denkt, die Figur sei schwul!?), Kristen Bell als alkoholisierte Rivalin zu sehen war dagegen keine hübsche Vorstellung, aber dennoch souverän gespielt. Was noch? Ach ja, die Musik! Die ist vorzüglich, wenn man auf solche Musik steht - schmissig, erotisierend, aufregend. Auf dem Soundtrack sind neben der Grammypreisträgerin auch Chaier, Kristen Bell und Alan Cumming zu hören.

Für alle, die noch was zum Vergleichen haben wollen: Burlesque ist garantiert kein Dirty Dancing, definitiv besser als Showgirls und besitzt weitaus mitgehendere Musik als Chicago. Der Film ist kein Musical wie Moulin Rouge, sondern eher wie Glee - Shownummern mit Story drum herum. Alles klar? Dann wisst ihr Männer ja, was euch beim nächsten Kinobesuch mit der Frau eures Vertrauens blüht! „Tiffany's!“ ■