Multiplex
Black Swan
Kinostart: 20.1.2011 | Autor: mz

Nach seinem letztjährigen Kinoerfolg The Wrestler geht Regisseur Darren Aronofsky nun hinter die Kulissen eines völlig anderen Metiers der körperlichen Malträtierung - dem Ballett. Statt eines riesigen, muskulösen Mannes ist diesmal die grazile Natalie Portman zu sehen. Black Swan fängt auch ebenso als Drama an, entwickelt sich jedoch allmählich zum Psychothriller.

Nina ist eine Ballerina im New York City Ballet, deren Leben, wie das all ihrer Kollegen, völlig im Tanz aufgeht. Sie wohnt mit ihrer Mutter, einer Ex-Ballerina, zusammen, die die beruflichen Ambitionen ihrer Tochter leidenschaftlich unterstützt.

Für den Auftakt der neuen Spielzeit bereitet der künstlerische Leiter Thomas Leroy eine Neuinszenierung von „Schwanensee” vor, bei der er die bisherige Primaballerina Beth Macintyre ersetzt. Nina ist dafür seine erste Wahl, doch sie hat eine Mitbewerberin: die neue Tänzerin Lily, die Leroy gleichermaßen beeindruckt.

„Schwanensee” erfordert eine Tänzerin, die eine Doppelrolle zu spielen vermag – den unschuldig anmutigen Weißen Schwan und den arglistig-sinnlichen Schwarzen Schwan. Nina passt ideal für die Rolle des Weißen Schwans, während Lily den Schwarzen Schwan verkörpert.

Aus der Rivalität der beiden Tänzerinnen entwickelt sich eine bizarre Freundschaft, und Nina lässt sich mit einer zunehmenden Kompromisslosigkeit auf die dunkle Seite ihrer Psyche ein, bis diese sie schließlich zu zerstören droht.

Darren Aronofsky entwirft das ebenso intensive wie intime Porträt einer jungen Frau in einem Zustand geistiger Zerrüttung. Doch ihre Geschichte ist nicht etwa im kriminellen Milieu oder in einem Geisterhaus, sondern in einem höchst ungewöhnlichen Umfeld angesiedelt – der künstlerisch begeisternden und physisch aufreibenden Welt des Berufsballetts.

Für den Regisseur war das der perfekte Schauplatz, um eine visuell expressive Geschichte über den obsessiven Drang nach Perfektion zu erzählen. Wie schon The Wrestler gab ihm dieser Film die Chance, in eine unbekannte Welt einzutauchen und die Motivation von Menschen zu beleuchten, die alles für ihren Beruf opfern.

Für die Rolle der Nina kam für Aronofsky nur eine Schauspielerin in Frage. Natalie Portman hatte nicht nur als Kind Ballett gelernt, vor allem brachte sie das Engagement und die Leidenschaft mit, um sich eine physisch wie psychisch enorm anspruchsvolle Rolle zu stürzen. Als Nina musste sie springen, um die eigene Achse wirbeln und gleichzeitig den Bezug zur Realität verlieren.

Und sie ist es auch, die den Film trägt und den Zuschauer in die verworrene Welt des Kopfes von Nina entführt. Hinzu kommen die kaleidoskopisch verstörenden Kameraeinstellungen von Matthew Libatique, der nach Pi - Der Film, Requiem for a Dream und The Fountain nun den vierten Kinofilm mit Aronofsky zusammen gedreht hat.

Während die erste Hälfte des Films eher als Drama daherkommt, das sich nur schleppend entwickelt, nimmt der Film im letzten Drittel immer mehr an psychologischer Fahrt auf, weswegen der Film Abstriche bekommt. Auch sollte man den Film nicht zu real betrachten, was das Ballett angeht.

Es ist eine Dramatisierung, die auf eine Person fixiert ist. Natalie Portman schafft es jedoch, mit der Hilfe ihres Regisseurs, die Essenz, ja den Wunschtraum eines jeden Balletttänzers auf die Leinwand zu zaubern, zu der Figur zu werden, die man tanzt. Sie wird dann letztendlich zum Schwan, sie stellt ihn nicht nur dar, sie denkt auch so, verkörpert ihn vollständig.

Das nenne ich Perfektion in der Darstellung - und das im Doppelpack: Natalie Portman spielt bravourös die junge, sich aufopfernde Tänzerin, die sich wiederum darum bemüht, ihre Rolle perfekt zu tanzen. Wenn das keinen Oscar® einbringt... Ansonsten ist der Film eher langweilig, wenn man nicht gerade auf Ballett und die Musik von „Schwanensee“ abfährt. Aber es gibt ja derzeit noch andere Filme mit Frau Portman im Kino - Brothers und demnächst Freundschaft Plus. ■

Natalie Portman als Schwarzer Schwan
© 20th Century Fox

OT: Black Swan
USA 2010
Drama/Thriller
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
107 min


mit
Natalie Portman (Nina Sayers) Manja Doering
Mila Kunis (Lily) Anja Stadlober
Vincent Cassel (Thomas Leroy) Mehdi Nebbou
Barbara Hershey (Erica Sayers) Kerstin Sanders-Dornseif
Winona Ryder (Beth MacIntyre) Ghadah Al-Akel
Benjamin Millepied (David) Frédéric Vonhof
Ksenia Solo (Veronica) Tanya Kahana
Kristina Anapau (Galina) Nicole Hannak
Janet Montgomery (Madeline)
Sebastian Stan (Andrew) Peter Lontzek
Toby Hemingway (Tom) Dirk Stollberg

musik
Clint Mansell

kamera
Matthew Libatique

drehbuch
Andrés Heinz
Mark Heyman
John McLaughlin

regie
Darren Aronofsky

produktion
Fox Searchlight Pictures
Protozoa Pictures
Phoenix Pictures
Cross Creek Pictures

verleih
20th Century Fox