Multiplex
Sucker Punch
Kinostart: 31.3.2011 | Autor: mz

»In Sucker Punch geht es um Flucht – im wörtlichen und im übertragenen Sinne. Wir zeigen, wie der Verstand sich selbst fast undurchdringlich gegen die reale Welt abschotten kann, aber auch, was wir alle auf uns nehmen, um einer schwierigen Situation zu entkommen – egal welche Opfer wir dafür bringen müssen.«

Filmemacher Zack Snyder (Watchmen - Die Wächter, 300) wollte in Sucker Punch die Wechselbeziehung von Fantasy und Realität ganz neu definieren und entwickelte dafür ein eigenes, sehr originelles Konzept. Snyder schrieb selbst die Story und war als Mitautor am Drehbuch beteiligt. Außerdem produzierte und inszenierte er den Film.

Der epische Action-Fantasy-Film lässt uns mit der lebhaften Vorstellungskraft der jungen Baby Doll eine Traumwelt erleben, die ihr die Flucht aus einer grausigen Realität erlaubt. Sie überwindet die Fesseln von Raum und Zeit, lässt sich von ihrer Fantasie beflügeln, ihre unglaublichen Abenteuer die Grenzen zwischen Vorstellung und Wirklichkeit verwischen.

Man hat Baby Doll gegen ihren Willen eingesperrt. Aber sie gibt nicht auf und kämpft um ihre Freiheit: Sie drängt vier weitere Mädchen (die skeptische Sweet Pea, die freimütige Rocket, die gerissene Blondie und die treu ergebene Amber), sich gemeinsam gegen das schreckliche Schicksal aufzubegehren, das ihre Wächter Blue und Madam Gorski für sie vorgesehen haben, bevor der geheimnisvolle High Roller Baby Doll abholt.

Unter Baby Dolls Führung starten die Girls einen fantastischen Feldzug gegen Widersacher wie Samurais und Feuerdrachen, wobei sie jederzeit über ein virtuelles Waffenarsenal verfügen können. Gemeinsam müssen sie entscheiden, welche Opfer sie bringen wollen, um ihr Leben zu retten. Nur dann haben sie eine Chance, mithilfe eines Weisen ihre Freiheit wiederzuerlangen.

„Wenn die Realität ein Gefängnis ist,
kann dein Verstand dich befreien.“

Snyders Film spielt auf drei Ebenen. Die Rahmenhandlung ist die des jungen Mädchens, das des Erbes ihrer Mutter wegen in der Klapsmühle landet. Der skrupellose Stiefvater besticht den Direktor der Klinik, bei ihr eine Lobotomie durchzuführen, damit er an das Erbe seiner verstorbenen Frau kommt.

Das ist dann der Start für die zweite Ebene, in der sich das Mädchen in ihrer Gedankenwelt eine Geschichte um Mädchenhandel spinnt. Aus der Klinik für geistig Behinderte wird also eine Scheinklinik, die als eine Art Bordell funktioniert. In ihrer Fantasie schmiedet sie einen Fluchtplan für sich und ihre Mitgefangenen.

Dort setzt die dritte Ebene an, bei der der Zuschauer in fantastische Welten entführt wird, in denen die Mädels gegen riesige Samuraimonster, Naziroboter und Drachen kämpfen müssen. Doch irgendwie ist das Schicksal gegen ihre Fantasie und holt sie letztendlich zurück in die Realität.

Dass das Ende im Nirvana verpufft ist eigentlich nebensächlich. Das pubertierende, männliche Zielpublikum wird jedenfalls seine helle Freude haben. Der Film ist ein 109 Minuten langes Musical, bei dem nicht gesungen wird, ein ausgedehntes Musikvideo über Chicks with Guns, die in Egoshooter-Manier gegen Fantasiewesen kämpfen, ein Film, bei dem die Spezialeffekte und Kampfszenarien das Arthouse zum Einsturz bringen.

»Bei der Vorbereitung hat die Kampfausbildung mit Damon [Caro] und den Jungs am meisten Spaß gebracht. Dass ich jetzt ein Schwert schwingen und gleichzeitig eine Kanone abfeuern kann, bringt mich schon zum Nachdenken. Aber ganz unerwartet finde ich das auch richtig cool«, berichtet Hauptdarstellerin Emily Browning, die den Film tragen muss, sich dabei jedoch auf die Unterstützung ihrer Kolleginnen verlassen kann.

Doch trotz all der Aktion ist der Film eher langweilig, als wenn man 109 Minuten (das alte) MTV (ohne Sendungen) guckt. Die Musik ist bombastisch, die Kampfszenen cool und sexy, doch irgendwie hätten dem Film mehr Spannung und Lacher gut getan. Da kann man sich auch Musikvideos und Trailer für Computerspiele anschauen.

Snyders nächstes Werk ist die Neuverfilmung von Superman: Man of Steel. Warum Hollywood so viel Geld für teure Filme ausgibt, die keinen Sinn machen und kaum Gewinne bringen, bleibt schleierhaft. Ob diese Filme ankommen, bleibt abzuwarten. Als Kontrast gibt's jetzt erstmal den Winter's Bone... ■

„Ich fliehe von hier, ich werde frei sein.“

Emily Browning als Baby Doll
© Warner Brothers

OT: Sucker Punch
USA 2010
Action/Fantasy
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
109 min


mit
Emily Browning (Baby Doll) Luisa Wietzorek
Abbie Cornish (Sweet Pea) Maria Koschny
Jena Malone (Rocket) Sarah Riedel
Vanessa Hudgens (Blondie) Marieke Oeffinger
Jamie Chung (Amber) Maren Rainer
Carla Gugino (Dr. Vera Gorski) Victoria Sturm
Jon Hamm (High Roller) Sascha Rotermund
Scott Glenn (Weiser Mann) Reiner Schöne
Oscar Isaac (Blue Jones)
Richard Cetrone (CJ)
Gerard Plunkett (Stiefvater)
Alan C. Peterson (Bürgermeister/Pfleger)
Malcolm Scott (Koch)

musik
Tyler Bates
Marius de Vries

kamera
Larry Fong

drehbuch
Zack Snyder
Steve Shibuya

regie
Zack Snyder

produktion
Cruel & Unusual Films
Legendary Pictures
Lennox House Films
Warner Bros. Pictures

verleih
Warner Brothers

Jena Malone, Oscar Isaac und Abbie Cornish
© Warner Brothers
Vanessa Hudgens als Blondie
© Warner Brothers