Multiplex
Blue Valentine
Kinostart: 4.8.2011 | Autor: mz | Bilder © Senator

Vom Suchen, Finden und Verlieren der Liebe: Blue Valentine schlägt den gesamten Bogen vom ersten Zauber bis zum letzten Schmerz einer Leidenschaft. Das beim Sundance Filmfestival gefeierte Herzensprojekt von Regisseur Derek Cianfrance porträtiert zwei sehr unterschiedliche Menschen mit einer gemeinsamen Sehnsucht, die sie dennoch an den Höhen und Tiefen moderner Beziehungen verzweifeln lässt.

In Rückblenden erzählt der Film von der Wahrheit hinter der Liebesgeschichte und der Zerbrechlichkeit von Erwartungen. Seine ehrliche Beobachtung, präzises Interesse an den Charakteren und die überwältigende Leistung der Schauspieler, die Michelle Williams ihre zweite Oscar®-Nominierung einbrachte, machen diese Szenen einer Ehe zu einem Film von seltener Gefühlstiefe.

Nach sechs gemeinsamen Jahren ist Deans und Cindys Ehe am Ende. Was als romantische Leidenschaft mit unbedingter Hingabe begann, ist schleichender Ernüchterung gewichen: Aus Liebeserklärungen per Ukulele und Stepptanz wurden banale Streits um Geld, um fehlgeschlagene Ambitionen und um Tochter Frankie.

Wie es so weit kommen konnte, weiß keiner von ihnen. Den Kampf scheinen beide bereits verloren zu haben. Als letzten Rettungsversuch für ihre Ehe verbringen Dean und Cindy eine Nacht in einem Motel, in der sowohl zärtliche Erinnerungen an die erste Zeit als Paar als auch die brutale Gewissheit wach werden, dass sie vor der härtesten Veränderung ihres Lebens stehen.

Man muss sich schon auf den Film einlassen, sich in die Figuren hineinversetzen, um zu verstehen, was beide zu ihren Standpunkten treibt. Es bleibt vor allem die Frage, ob Cindy je in Dean verliebt oder nur von seinem Charme angetan war. Am Ende der Geschichte ist er immernoch total in sie verliebt, während sie die Nase voll hat von seinem Getue und einfach nur will, dass Dean sich „erwachsener“ verhält.

Bis auf wenige Szenen besitzt Cindy den ganzen Film über eine ernste, unbeeindruckte Miene, was zwangsläufig dazu führt, dass die Stimmungen des Zuschauers zweigeteilt werden - Cindy ist die Ernsthaftigkeit in Person, während Dean der Hallodri ist, der sie wie ein Cartoonhund die ganze Zeit über ansabbert.

Es ist ein Film über die Wahrheit des Lebens, dass man nicht immer zurückgeliebt wird, dass Gefühle vorgetäuscht werden können und dass man nicht immer gleich heiraten muss, auch wenn es zu diesem Zeitpunkt geeignet erscheint. Was hier geschieht ist Beziehungsraubbau auf Grund von mangelnder ernsthafter Konversation.

Und so schleppt sich der Film vom Anfang bis zum Ende, genau wissend, dass es kein Happy-End gibt. Man hofft am Anfang noch darauf, doch je mehr Licht durch die Rückblenden in die Beziehungsgeschichte gebracht wird, sinkt diese Hoffnung auf weniger Schatten. Und diese Art der Beziehung gibt es überall auf der Welt, daher ist der Film auch so universell verwendbar.

Dank der hervorragenden Schauspieler wirkt der Film sehr authentisch und deprimierend realistisch. Und jeder Zuschauer kann für sich selbst entscheiden, wie intensiv er dazu bereit ist, diese Geschichte für sich selbst zu interpretieren. ■


OT: Blue Valentine
USA 2010
Drama
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
112 min


mit
Ryan Gosling (Dean) Tobias Kluckert
Michelle Williams (Cindy) Marie Bierstedt
Faith Wladyka (Frankie) Zalina Sanchez
John Doman (Jerry Heller) Roland Hemmo
Mike Vogel (Bobby) Marcel Collé
Timothy Liveright (Arzt) Hans-Jürgen Dittberner
Robert Eckard (Cindys Vater) Roland Hemmo
Ben Shenkman (Dr. Feinberg) Peter Flechtner
Jen Jones (Großmutter) Barbara Adolph
James Benatti (Jamie) Thomas Schmuckert
Marshall Johnson (Marshall) Tilo Schmitz
Eileen Rosen (Mimi) Melanie Hinze

musik
Grizzly Bear

kamera
Andrij Parekh

drehbuch
Derek Cianfrance
Cami Delavigne
Joey Curtis

regie
Derek Cianfrance

produktion
Hunting Lane Films
Silverwood Films

verleih
Senator