Multiplex
Roller Girl - Manchmal ist die schiefe Bahn der richtige Weg
Kinostart: 1.9.2011 | Autor: mz

Nun kommt der mittlerweile fast 3 Jahre alte Film doch noch in unsere Kinos. Basierend auf dem Bestseller „Derby Girl“ von Shauna Cross und thematisiert der Film u.a. die erste Liebe, wahre Freundschaft, die unkonventionelle Vorstellung von Freiheit sowie pubertätsbedingte familiäre Konflikte.

Drew Barrymore verleiht der facettenreichen Geschichte dabei einen so erfrischend aufsässigen Ton, dass genau jene Mischung aus Mut und Ausgelassenheit spürbar wird, die beim Rollerderby herrscht. Fasziniert von dem coolsten Undergroundsport, den es derzeit gibt, wirft sie alle Zutaten zusammen, schüttelt sie einmal durch und macht daraus eine kraftvolle Geschichte voller Tempo und Humor.

Mit ihrer Firma Flower Films hat Barrymore bereits zahlreiche Filme produziert. Jetzt hat sie sich erstmals auf den Regiestuhl gesetzt, produziert und spielt auch in einer Nebenrolle mit. Die Action, der Humor, die dynamischen Charaktere zogen sie an. Besonders aber berührte sie die Story einer jungen Frau, die sich ihren Weg in die Zukunft erkämpft – und zwar in eine erschreckend unkonventionelle Zukunft.

»Ich hatte tatsächlich diesen Aha-Moment, in dem ich dachte, ,Das muss ich inszenieren, das ist der Film, mit dem ich anfangen will!'« erzählt sie. »Es war ein Gefühl, als hätte ich mich mein ganzes Leben lang auf diesen Film vorbereitet. Ich habe schon immer meine Erfahrungen gespeichert, egal ob es sich dabei um ein Lied handelte, um einen Museumsbesuch oder um eine neue Bekanntschaft. Ich hatte eine Art emotionales Sparschwein, in dem ich solche Sachen aufbewahrte. Für Roller Girl habe ich das Sparschwein zerbrochen und alles rausgeholt.«

Bliss Cavendar ist Tochter einer ehrgeizigen Postbotin, die mit der 17jährigen ihre Vorstellung verwirklichen will, den Pathos der Schönheitskönigin der nächsten Familiengeneration weiterzugeben. Doch sie sieht sich modisch mehr im Erbe des Punkrock und jobbt in Bodeens Diner, dem „Oink Joint“, gemeinsam mit ihrer besten Freundin Pash und dem netten Langweiler Birdman.

Eines Nachmittags fährt Bliss mit ihrer Mutter Brooke nach Austin, um Stiefel zu kaufen. In einem Second-Hand-Laden, in dem zum Schrecken von Brooke auch Kifferutensilien verkauft werden, sieht sie ein paar lustige Mädchen auf Rollschuhen, die Flyer verteilen. Sie laden ein zum Rollerderby, und neugierig geworden durch den Auftritt der Rollergirls, fährt Bliss mit Pash am nächsten Abend heimlich nach Austin, um sich das anzusehen.

Das Rollerderby findet in einem großen, leerstehenden Lagerhaus statt. Die Mannschaft der „Hurl Scouts“ tritt gegen die „Holy Rollers“ an, und Bliss ist fasziniert von dem Tempo und der Wildheit, mit der die zwei Mädchenteams auf der ovalen Bahn gegeneinander antreten.

„Hurl Scout“ Maggie Mayhem lädt Bliss ein, zu einem Training zu kommen, das Team suche Verstärkung. Zuerst übt Bliss zuhause ein wenig mit ihren alten Kinderrollschuhen, dann fährt sie, natürlich heimlich, nach Austin. Zum Glück gibt es dafür den Bus des örtlichen Bingo-Clubs, der die Rentner von Bodeen in die Großstadt befördert.

Auf Grund ihrer Schnelligkeit von den Scouts aufgenommen trainiert Bliss täglich und fährt zweimal die Woche mit dem Bingo-Bus nach Austin. Sie freundet sich mit ihren Teammitgliedern an und wird nach anfänglichen Schwierigkeiten härter im Austeilen, was ihr den Kampfnamen „Babe Ruthless“ einträgt.

Schnell wird sie zum neuen Star der Mannschaft und verknallt sich in den Rockmusiker Oliver. Bliss liebt ihr neues, geheimes Leben, besonders, als sie erfährt, dass ein Foto von ihr das Plakatmotiv für die Meisterschaft sein wird. Doch als Oliver auf Tournee geht und ihre Freundin Pash bei einer Razzia im Lagerhaus festgenommen wird, fliegt ihr ihr heimliches Leben um die Ohren.

Es kommt zum Streit mit ihren Eltern, besonders mit ihrer Mutter. Kurzfristig zieht sie zu Maggie und erfährt, dass die stürmische Skaterin im Alltag ein recht geregeltes Leben als alleinerziehende Mutter eines kleinen Sohnes führt. Hinzu kommt, dass Bliss bei der Aufnahme ins Team mit ihrem Alter geschummelt hat und ihre größte Rollschuhkonkurrentin „Iron Maven“ nun droht, sie zu verpfeifen...

»Es gab drei Motive, mit denen ich mich besonders identifizierte«, erzählt die Regisseurin. »Zuerst der Mutter-Tochter-Konflikt, der Wunsch, dass man in der eigenen Familie so akzeptiert wird, wie man ist, dass man also bedingungslosen Rückhalt zu Hause hat.

Zweitens fühlte ich mich diesem Mädchen sehr nahe, das trotz aller Schwierigkeiten seine eigene Stärke findet. Denn Bliss ist sicher, dass sie ohne Weiteres dasselbe tun kann, was auch jeder Junge tun könnte. Und drittens gefiel mir die Idee, dass beim Rollerderby jeder zum Helden werden kann, das ist ja ein Thema, das sich durch den ganzen Film zieht.«

Für Ellen Page war die Rolle nicht nur eine emotionale, sondern auch ein physische Herausforderung: Sie musste lernen, beim Rollerderby mitzuhalten. »Ich komme aus Kanada, also kann ich wenigstens Schlittschuhlaufen«, lacht Page, »aber ich war nie besonders gut darin. Jetzt musste ich Rollschuhlaufen üben.«

Monatelang durchlief Page ein rigoroses, manchmal auch gefährliches Training, dann ging sie mit den „Derby Dolls“ in Los Angeles auf die Bahn, um dort unter realistischen Bedingungen ihr Können zu testen.

»Es war etwa so schlimm wie der erste Schultag. Ich war total panisch«, erzählt Page davon. »Egal wie sehr ich mich darauf vorbereitet hatte, es war ziemlich einschüchternd, weil ich dachte, dass die Skater um mich herum mir praktisch den Kopf abreißen wollten. Aber sobald ich einmal mittendrin steckte, war es ein phantastisches Gefühl.«

Am Ende der Dreharbeiten war sie fast genauso vom Rollerderby besessen wie Bliss Cavendar. Sie begann sogar, über das wichtigste Element für die Identität eines Derbymädchens nachzudenken: über einen Skatenamen. Bliss hatte sich „Babe Ruthless" ausgesucht, um sich daran zu erinnern, niemals Mitleid zu haben.

Ellen Page hingegen dachte an etwas anderes: »Ich wollte „Hurt Vonnegut“ nehmen, denn Kurt Vonnegut ist einer meiner Lieblingsautoren«, erzählt sie. Aber Drew Barrymore gab ihr stattdessen den Spitznamen „Small Newman“ und nennt sie so bis heute.

Und damit hat sie auch eine würdige Bezeichnung für Page gefunden, die als rebellisch burschikoses Mädchen die Chuzpe eines jungen Paul Newman auf die Leinwand bringt. Drew Barrymore schafft es, dem Film, und vor allem den Figuren, Tiefe, Stil und Charme zu verleihen. Und die Schauspieler tun ihr Bestes, sie dabei zu unterstützen.

Der Originaltitel (des Films und Buches) bezieht sich übrigens auf einen Katapulteffekt, der einer Läuferin einen Geschwindigkeitskick gibt, die von einer zweiten im Kreis geschwungen wird. Roller Girl ist ein Drama um Selbstfindung, Erwachsenwerden und vor allem dem Spaß am Rollschuhlaufen, dem (alten) neuen IN-Sport der weiblichen Generation. ■


OT: Whip it!
USA 2009
Drama/Sport
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
110 min


mit
Ellen Page (Bliss Cavendar) Anne Helm
Marcia Gay Harden (Brooke Cavendar) Arianne Borbach
Eulala Scheel (Shania Cavendar) Magali Greif
Daniel Stern (Earl Cavendar) Lutz Schnell
Alia Shawkat (Pash) Rubina Kuraoka
Landon Pigg (Oliver) Konrad Bösherz
Kristen Wiig (Maggie Mayhem) Victoria Sturm
Juliette Lewis (Iron Maven) Vera Teltz
Eve (Rosa Sparks) Tanya Kahana
Zoë Bell (Bloody Holly) Eva Michaelis
Ari Graynor (Eva Destruction) Anja Stadlober
Jimmy Fallon ('Hot Tub' Johnny Rocket) Frank Schaff
Andrew Wilson (Razor) Michael Iwannek
Drew Barrymore (Smashley Simpson) Nana Spier
Carlo Alban (Birdman) Nico Sablik
Sarah Habel (Corbi) Kaya Moeller
Shannon Eagen (Amber) Lisa Mitsching
Nina Kircher (Trudy) Sabine Walkenbach
Doug Minckiewicz (Colby) Leonhard Mahlich
Austin Bickel (Riley) Gerome Quantmeyer

musik
The Section Quartet

kamera
Robert Yeoman (ASC)

drehbuch
Shauna Cross
nach ihrem gleichnamigen Roman „Whip it!“

regie
Drew Barrymore

produktion
Mandate Pictures
Vincent Pictures
Flower Films
Rye Road Productions
Babe Ruthless Productions
Barry Mendel Productions

verleih
Senator

IMDb
Offizielle Website
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