b-spot - brennpunkt scheinwerfer
Filmbefreier im Berliner Sony Center
Mittwoch, 24. September 2008 | Autor: mz

»Brutal! Große Schauspieler in kleine Kisten gezwängt!«

Unter diesem Motto machten sich heute die „Filmbefreier” im Berliner Sony Center aufmerksam und warben mit einer Kontorsionistin (im Volksmund auch Schlangenmensch genannt), die sich stündlich in eine kleine „TV-Kiste” hineinverbog. Die Aktion nennt sich „Quetsch-TV” und soll mit obigem Spruch auf die Missstände in der Filmwirtschaft aufmerksam machen.

Seit sechs Monaten läuft die bundesweite Kampagne „Filmbefreier“ der deutschen Filmwirtschaft, die die Einzigartigkeit des Kinobesuchs verdeutlichen soll. Mit der Halbzeit der Kampagne wurden nun in einer „repräsentativen” Umfrage 930 Teilnehmer befragt, wie es mit der Zufriedenheit der Deutschen mit dem Kinofilmangebot 2008 und der Einstellung zum Kino bestellt ist. Herausragendes Ergebnis: 85% der Bundesbürger sind zufrieden bzw. sehr zufrieden mit den aktuellen Kinofilmen.

930 Teilnehmer - das ist ja schon fast so repräsentativ wie die hierzulande gemesssenen Einschaltquoten! Aber lassen wir mal die nicht gerade umfangreiche Umfrage außen vor und seien mal ehrlich - Fakt ist: Das Filmangebot in Multiplexen ist relativ blockbusterlastig und wird in der Regel von einem einzigen Vorführer präsentiert, wodurch es zu Pannen kommen kann, wenn eine Rolle nicht richtig läuft oder der Ton zu laut oder leise wird. Daher auch der größte Wunsch der Befragten: Digitales Kino.

Wer kennt nicht das Bild des üblichen Kinosaals mit verteiltem Popcorn auf und unter den Sitzen und von Cola verklebten Teppichen? Da wird der Wunsch nach anspruchsvollerer Gastronomie laut. Aber Essen mitbringen darf man nicht. Und die Preise für die Filmverpflegung sind zumeist höher als die Eintrittskarte! Was heißt, dass man dann doch mal lieber einen DVD-Abend mit Freunden macht.

Zlata, die Schlangenfrau © Michael Zibler/Angel One Media
Zlata, die Schlangenfrau - © Michael Zibler/Angel One Media
Zlata, die Schlangenfrau © Michael Zibler/Angel One Media
Zlata, die Schlangenfrau - © Michael Zibler/Angel One Media


Was die „Filmbefreier” erreichen wollen, aber noch nicht wissen, wie sie es anstellen sollen, ist, dass die Leute wieder öfter ins Kino gehen. Filme auf der großen Leinwand sind schon besser als daheim beim Bügeln oder Quatschen. Doch im Endeffekt bleibt das gestörte Verhältnis zwischen Service und Leistung. Für den momentan gezahlten Preis ist der Service größtenteils zu mager.

Wie man das Kino attraktiver gestalten könnte? Das geht den Betreibern natürlich wieder ans gehortete Geld. Zunächst einmal sollte man das Gastronomieangebot verbessern. Und damit nicht soviel herumgeschweinert wird, sollten Servicekräfte in den Kinosälen für Ordnung sorgen - dass sich Jugendliche besser benehmen und nicht wie wild mit dem Essen umherwerfen, mit Handys spielen oder sogar den Film abfilmen. Sie könnten Ansprechpartner sein für Leute, die Hilfe brauchen, und könnten dem Filmvorführer bescheidgeben, sollte etwas nicht mit der Vorführung stimmen bzw. das Problem selbst lösen.

Aber das sind alles Zukunftsvisionen (oder Vergangenheitserinnerungen?), da wird sich nicht viel ändern, wenn man nicht selbst etwas dagegen unternimmt. Wie man etwas dafür tun kann? Ganz einfach: Ins Kino gehen und den Betreiber des Kinos über etwaige Missstände informieren! Man könnte auch bei den Verleihern mal anfragen, warum diverse ausgezeichnete Kinofilme als DVD-Premiere herauskommen und dafür hanebüchene Computerspielverfilmungen ins Kino gelangen, dessen Zielpublikum eh nur vor dem Rechner sitzt!

Wenn ganz viele Leute das tun, könnte sich mit der Zeit etwas verändern. Doch ohne ein Feedback vom Kunden wird sich nichts ändern, können auch die selbsternannten „Filmbefreier” von der deutschen Filmwirtschaft nichts ausrichten.

KINO - Dafür werden Filme gemacht

Amen! ■




Tropic Thunder - Im Dschungel ist die Hölle los Der Baader Meinhof Komplex