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Glee
17. Januar 2011 | 20:15 | Super RTL | Autor: mz

Nach dem so ziemlich sauberen High School Musical aus dem Hause Disney kommt nun eine etwas derbere Version von singenden Jugendlichen in einer High School als Serie jetzt auch in die dutschen Haushalte. Wer nip/tuck kennt, weiß auch, was für Geschichten sich der Erfinder von Glee, Ryan Murphy, ausdenkt.

Allerdings handelt es sich hierbei auch um eine Serie für Jugendliche, so dass Murphy hier und dort ein paar Schrauben fester drehen musste. Herausgekommen ist eine Mischung aus großartiger Musik, die (fast) jeder kennt, und tiefgründigen Geschichten rund um Kids und Lehrer, die mit jeder Menge Herz und vor allem schwarzhumoriger Schnauze daherkommen.

Was heißt eigentlich „Glee“? Das Wort an sich steht für Freude, Fröhlichkeit. Ein Glee-Club ist ein Showchor, der Gesang und Choreographie kombiniert. Dieser wird auch oft als Gesangsverein übersetzt. In Deutschland relativ unbekannt, gibt es in den USA fast an jeder High School Schülerchöre dieser Art, die in Wettbewerben gegeneinander antreten. Der Traum eines jeden Glee-Clubs ist, sich den Titel des besten Showchors der USA zu sichern.

Die frühen Erfolge des Schulchors der fiktiven McKinley High School in Lima im US-Bundesstaat Ohio lassen sich kaum mehr erahnen. Zahlreiche Skandale haben ihn zu einem Sammelbecken für Außenseiter und Freaks werden lassen.

Der junge Spanischlehrer Will Schuester, der als Schüler selbst Mitglied des damals bedeutend erfolgreicheren Glee-Clubs war, möchte dem Chor zu altem Ruhm verhelfen. Unterstützung bekommt er von seiner Kollegin Emma Pillsbury. Doch die Voraussetzungen sind nicht gerade optimal.

Die meisten Schüler, die sich auf Wills Aufruf melden, sind jedoch alles andere als geborene Bühnenstars: der homosexuelle Kurt - ein Sopran mit einem Hang zum Dramatischen; Mercedes - eine dynamische Möchtegerndiva; der an den Rollstuhl gefesselte Gittarist Artie - ein Streber, der vor allem damit beschäftigt ist, den Schikanen seiner Mitschüler aus dem Weg zu gehen; und Tina - ein schüchternes Mädchen, das vorgibt zu stottern, um die Leute von sich fern zu halten.

Wills Hoffnungen liegen vor allem auf zwei echten Naturtalenten: Rachel - ein selbstbewusstes Energiebündel, das überzeugt ist, dass der Chor ihr Ticket zum Erfolg ist, und Finn - ein beliebter High-School-Footballspieler, der nicht nur gut aussieht, sondern auch eine großartige Gesangsstimme hat. Seine Freundin Quinn und Teamkollege Puck empfinden Finns Engagement im Glee-Club zunächst als höchst peinlich.

Will ist fest entschlossen, den Chor groß herauszubringen, auch wenn ihn alle für verrückt halten – allen voran seine Frau Terri (Jessalyn Gilsig; spielte auch bei nip/tuck eine Nebenrolle), die ihn viel lieber in einem besser bezahlten Job als Buchhalter sähe, sowie Cheerleader-Trainerin Sue Sylvester (stets im Adidas-Anzug), die mit ihrer hinterhältigen und bitterbösen Art das Chorprojekt zum Scheitern bringen will. Sie wird Wills erbittertste Gegnerin.

Ausgehend von den USA schwappt eine Pandemie nach Deutschland: das Glee-Fieber. Es ist hochgradig ansteckend – allein vom Zuschauen. Erste Anzeichen einer Ansteckung sind hartnäckige Ohrwürmer, tränende Augen und unerwartete Lachanfälle.

Infizierte nennen sich „Gleeks“, rotten sich in Gruppen zusammen und singen lautstark die großartigsten Songs der Musikgeschichte nach. In den USA fallen dem Fieber wöchentlich mehr als zehn Millionen Menschen zum Opfer und ein Ende der Glee-Welle ist nicht abzusehen.

Glee ist eine Musicalcomedy, die sich in den USA zu einem regelrechten Popkulturphänomen entwickelt hat. Ob die Serie auch hier in Deutschland diesen Erfolg bringt, bleibt abzuwarten. Immerhin platzierte RTL die Serie ins Programm von Super RTL, der ja bekanntlich Programme für Kinder und Jugendliche ausstrahlt.

Doch RTL dreht voll am Ruder, wenn es darum geht, die Serie zu vermarkten. So laufen ständig Werbespots im Mutterprogramm RTL und die Pilotfolge „Ouvertüre“ wird auch dort zusätzlich am Sonntag, den 16.1. um 14:40 Uhr ausgestrahlt, bevor die Serie einen Tag später montags im Abendprogramm um 20:15 Uhr bei Super RTL läuft.

Die Serie, die in den USA bereits mitten in der 2. Staffel läuft, wurde mit vier Emmys prämiert, darunter einen für Regisseur Ryan Murphy und einen für die Schauspielerin Jane Lynch. Im Jahr zuvor wurde Glee mit einem Peabody Award, einem Golden Globe, einem Screen Actors Guild Award und einem People's Choice Award ausgezeichnet. Bei den diesjährigen Golden Globe Awards, die zufälligerweise in der selben Nacht (16./17.1.) verliehen werden, ist Glee mit 10 Nominierungen die am häufigsten nominierte Serie.

Aber es macht auch Spaß, sich die Serie anzusehen. Man wippt nicht nur mit der Musik mit, man erfreut sich auch über die herrlich überdrehten Dialoge. Allerdings muss man die Plausibilität außen vor lassen, denn die Songs sind Studioaufnahmen, damit sie sich perfekt anhören, und die „Kids“ sind alle über 20 Jahre alt, damit es nicht heißt, hier wurden tatsächlich Kinder zur Arbeit gezwungen. (Abgesehen davon: Wo findet man schon so viele Kinder, die gut schauspielen können?!)

Was die Synchronisation betrifft, kann man nur (wie immer) den Kopf schütteln. Will Schuester klingt, als würde er selbst ein Schüler sein und Sue Silvesters Sarkasmus geht zum Teil ganz flöten! Da sollte man sich lieber doch die DVDs oder BluRays besorgen und die Serie im Original anschauen.

„Glee was so amazing! Ah!!!!“, twitterte Lady Gaga, die zurzeit weltweit erfolgreichste Künstlerin, am Morgen nach der Ausstrahlung der Glee-Folge, die dem Superstar gewidmet war. Auch Madonna, die „Queen of Pop“, war begeistert, als sie „ihre“ Folge zu Gesicht bekam. Sie hatte den Machern von Glee die kompletten Rechte an ihrem Werk zur Verfügung gestellt.

Nicht nur, dass die Stars ihre Songs für die Serie freigeben, sie wollen auch selbst ein Teil von Glee werden. Die Gastauftritte sind jetzt schon legendär. In der ersten Staffel statten Olivia Newton-John, Josh Groban, Neil Patrick Harris und Kristin Chenoweth der McKinley High School einen Besuch ab. Britney Spears tritt in Staffel zwei selbst in einer ihr gewidmeten Folge auf und ständig kursieren neue Gerüchte über potentielle Gaststars – von Susan Boyle bis hin zu Paul McCartney, und derzeit auch Justin Bieber.

Wer nach der etwas chaotischen ersten Folge noch etwas verloren ist, der sollte dem Motto folgen, das die Glee-Kids am Ende verbreiten: „Don't stop believing!“ - Denn die Serie wird tiefgründiger und aufregender - Millionen Fans, Pardon, Gleeks können das beweisen! ■


OT: Glee
USA 2009-
Komödie/Musik
Deutsche Erstausstrahlung:
16.1.2011 RTL
Episoden á ca. 42 min


mit
Matthew Morrison (Will Schuester) Sven Hasper
Jane Lynch (Sue Sylvester) Kerstin Sanders-Dornseif
Lea Michele (Rachel Berry) Kaya Marie Möller
Cory Monteith (Finn Hudson) Nico Sablik
Dianna Agron (Quinn Fabray) Luisa Wietzorek
Chris Colfer (Kurt Hummel) Dirk Petrick
Amber Riley (Mercedes Jones) Tanya Kahana
Kevin McHale (Artie Abrams) Dirk Stollberg
Jenna Ushkowitz (Tina Cohen-Chang) Ilona Otto
Mark Salling (Noah Puckerman) Marcel Collé
Heather Morris (Brittany S. Pierce)
Josh Sussman (Jacob Ben Israel) Jeffrey Wipprecht
Naya Rivera (Santana Lopez) Shanti Chakraborty
Jayma Mays (Emma Pillsbury) Sonja Spuhl
Iqbal Theba (Direktor Figgins) Stefan Gossler
Jessalyn Gilsig (Terri Schuester) Andrea Aust
Mike O'Malley (Burt Hummel)
Sarah Drew (Suzy Pepper) Julia Stoepel
Patrick Gallagher (Ken Tanaka)

musik
James S. Levine

kamera
Christopher Baffa

idee
Ryan Murphy
Brad Falchuk
Ian Brennan

produktion
20th Century Fox Television
Ryan Murphy Productions

sender
Super RTL (D)
FOX (US)