Kinostarts Mai 2009
Lange mussten die Fans warten und bangen. Die letzten Filme waren eher müde Versuche, die Franchise am Leben zu erhalten. Das 1966 von Gene Roddenberry kreierte Weltraumwesternabenteuer brauchte eine Grundüberholung. J.J. Abrams, der sich mit den Serien Alias und Lost einen Namen machte und auch im Kino als Regisseur von Mission: Impossible III und den Drehbüchern zu Filofax, In Sachen Henry, Forever Young, Armageddon und Joy Ride überzeugen konnte, drückte bei Paramount den Reset-Knopf und erzählt nun von den Anfängen von Kirk, Spock & Co., wie die Mannschaft des Raumschiffs Enterprise zusammenkam, tricktechnisch überholt und mit überzeugenden Jungdarstellern besetzt. Damit versucht er den Spagat, es nicht nur den alten Fans zurechtzumachen, sondern auch die Generation 2000 zu bedienen.
Bisher hat es James T. Kirk nur zum jugendlichen Rabauken gebracht, der seinen Platz im Leben noch nicht gefunden hat und in seinem kleinen Landkaff irgendwo in Iowa keine Schlägerei scheut. Das ändert sich erst, als Captain Pike, ein Freund von Kirks verstorbenen Vater, ihn auffordert, an der Sternenflottenakademie anzufangen. Als der Romulaner Nero dann die Heimat von Spock bedroht, wächst Kirk über sich hinaus.
In über vierzig Jahren hat Star Trek mehrere Generationen begeistert und sich als Ikone der modernen Popkultur etabliert: Die Story entwickelt sich stetig weiter - ein einzigartiges Phänomen, denn wie in keiner anderen Geschichte werden die Sternensucher vom Staunen, der Ehrfurcht und Tollkühnheit menschlichen Strebens getrieben. Unvergesslich sind die einführenden Worte im Vorspann der ursprünglichen Fernsehserie aus den 60er-Jahren: „Der Weltraum - unendliche Weiten.“
Damit begann eine Reihe von Reisen durchs All, auf denen bis heute Abenteuerlust, der Forschergeist der Pioniere und das Bemühen um eine noch spektakulärere Zukunft voll unbegrenzter Möglichkeiten im Mittelpunkt stehen. Die riskanten und provokanten Reisen des Raumschiffs Enterprise und der vielen Schiffe, die bald darauf folgen sollten, haben die Sternengucker in uns allen angesprochen - es geht um die Hoffnung, um den Traum, dass technische und kulturelle Weiterentwicklungen zum Wohl der Menschheit beitragen.
Die Original-TV-Serie war bei der ersten Ausstrahlung durchaus kein Hit, doch später breitete sich ihre Beliebtheit unter den stetig wachsenden Fan-Legionen wie ein Buschfeuer aus - denn die mitreißend komischen, streitbaren und charismatischen Persönlichkeiten der Crew auf ihrer fünfjährigen friedlichen Suche nach neuen Welten und Zivilisationen lösten zunehmend Begeisterung aus.
Doch wie hat diese Mission begonnen? Wie wurde diese bunt zusammengewürfelte Gruppe frecher, begabter und ehrgeiziger junger Männer und Frauen zusammengeschmiedet, was trieb sie dazu, die unendlichen Weiten zu erforschen? Und wie entstand zwischen ihnen jene unverwechselbare Chemie, jene Entschlossenheit, mit der sie auf Entdeckungsreise gingen, fantastische Abenteuer erlebten und noch Jahrhunderte später ihre Nachfolger inspirierten?
Für Regisseur und Produzent J.J. Abrams, der die neue Zukunftsreise antreten wollte, gab es nur einen möglichen Weg, nämlich zurück zu den Wurzeln der mittlerweile sechs Fernsehserien und zehn Kinofilme. Er hatte vor, buchstäblich ganz von vorn anzufangen - mit James T. Kirk und seinem späteren Ersten Offizier, dem Vulkanier Spock, ihrer Ausbildung in der Akademie der Sternenflotte und ihrer spektakulären ersten gemeinsamen Reise.
»Ich war zwar Fan der Originalserie, aber kein ausgesprochener Trekker«, sagt Abrams. »Dennoch hatte ich immer das Gefühl, dass Star Trek noch nicht komplett ausgelotet war. Es gibt zwar bereits zehn Kinofilme, doch jetzt gehen wir erstmals auf die eigentliche, fundamentale Story ein, die Gene Roddenberry 1966 geschaffen hat. Das Geniale an Star Trek war die Prise Optimismus, und in diese Tradition möchten wir in unseren neuen Film einreihen.«
Viele erwarteten von Abrams einen kompletten Neustart, doch er schlug mit großer Begeisterung eine ganz unerwartete Richtung ein, nämlich rückwärts, zum noch nie gezeigten Stapellauf der USS Enterprise im 23. Jahrhundert. Abrams hatte mit Produzent Damon Lindelof (und Jeffrey Lieber) bereits das aktuelle Fernsehphänomen Lost aus der Traufe gehoben. Jetzt stellte er ihm die Idee vor, die Ursprünge von Star Trek aufzuarbeiten, und Lindelof war sofort Feuer und Flamme:
»Ich fand das total cool, denn niemand hat je die Ursprungsgeschichte von Kirk und Spock erzählt. In einem sehr anregenden Gespräch überlegten wir, wie die Crew zusammenkommen könnte, wobei die einzelnen Persönlichkeiten teilweise Kompromisse eingehen, weil sie ja miteinander auskommen müssen. Das brachte riesig Spaß, und im Handumdrehen machten sich Bob Orci und Alex Kurtzman daran, das Drehbuch zu schreiben.«
Lindelof war schon als Kind Star Trek-Fan. Für ihn liegt die Zeitlosigkeit des Konzepts und der Figuren in dem zentralen Aspekt, den man im Mythos der Weltraumreisen entdecken kann - er wird geprägt vom unverbrüchlichen Hoffnungsgedanken. »Heute schildern Visionen der fernen Zukunft meist eine Welt mit trüben Aussichten, unangenehmen Lebensumständen und kaputten Gesellschaften. Die erste Star Trek-Fernsehserie war dagegen äußerst dynamisch, optimistisch, sehr cool. Sie präsentierte die Zukunft so, wie wir sie uns vorstellen wollten, eine Zukunft, auf die man gern hinarbeitet.«
Dieser Aspekt passte seiner Meinung nach bestens zu Abrams’ überbordendem Erzählstil, der den Figuren ebenso viel Raum bietet wie den Actionelementen. »Alles, was J.J. anpackt, durchsetzt er mit neuen Ideen, aber er verliert die fundamentalen, eigentlich menschlichen Aspekte nie aus den Augen, sondern er übersetzt sie mit gewaltigen, komplizierten Bildpanoramen in einen Film, der das Publikum mitreißt. Und nur so kann es gelingen, zu den Ursprüngen von Star Trek zurückzugehen und sie mit der heutigen Filmtechnik zu verschmelzen.«
Die Handlung ist wirklich genial ausgedacht. Der Film beginnt mit einer Zeitreise von der Zeit nach dem letzten Film, Star Trek: Nemesis, in die Vergangenheit. Doch der Romulaner Nero reist zu weit zurück und trifft auf die USS Kelvin, auf welcher Kirks Eltern dienen. Im Überlebenskampf opfert sich Kirks Vater, um seine Frau und seinen während des Angriffs geborenen Sohn zu retten. Nero bemerkt, dass er sich in der falschen Zeit befindet und verschwindet wieder. Das ist dann der Beginn des eigentlichen Films, der den Werdegang und Charakterformung des zukünftigen Captains James T. Kirk verfolgt.
Der ganze Film ist dermaßen vollgepackt mit Handlung, Charakterbeschreibung, Actionsequenzen, Tricktechnik und natürlich all den Kleinigkeiten, die das Trekkieherz höher schlagen lassen - Kobayashi Maru, Red Shirts, ein grünes Orion-Girl, Captain Pike und natürlich Vulcan. Natürlich fragt sich jeder, was Winona Ryder dort zu tun hat und was nun mit Star Trek passieren wird. Da ja die Geschichte, wie sie die Fans kennen, in diesem Film geändert wird, fragen sich nun viele, ob sie ihre ganzen Serien und Filme, die sie gesammelt haben, nun wegwerfen können. Da sind sich die Fans noch nicht so sicher. Auf jeden Fall sind sich alle einig: J.J. Abrams hat einen trekkiewürdigen Neustart hingelegt und ist jetzt in der Mangel, den nächsten Film mindestens genauso gut zu drehen, der bereits für 2011 geplant ist... ■ mz