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John Barry
Montag, 31.1.2011 | Autor: mz

Er war einer der ganz Großen in der Musikwelt des Films. Mit seinen James-Bond-Titelmelodien prägte er die 007-Streifen wie kaum ein Anderer. Der englische Filmkomponist und mehrfache Oscar®-Preisträger John Barry ist tot. Wie seine Familie mitteilte, verstarb Barry gestern in New York im Alter von 77 Jahren.

Barrys musikalisches Lebenswerk kann sich sehen lassen: An mehr als 100 Filmen war er beteiligt. Allein elf James Bond-Titelmelodien stammen aus seiner Feder. Besonders sein Titellied zum 007-Klassiker Goldfinger wurde ein Welthit, mit dem die britische Sängerin Shirley Bassey ihren größten Erfolg feierte.

Doch auch wenn ihm seine James-Bond-Musik zu Weltruhm verhalf, seine höchsten Auszeichnungen erhielt Barry für andere Kompositionen: Fünf Oscars® und vier Grammies® (einen für das melancholische Mundharmonikathema zu Asphalt-Cowboy) konnte er im Laufe der Jahre für sein musikalisches Schaffen entgegennehmen, so unter anderem für Filme wie Der mit dem Wolf tanzt und Jenseits von Afrika. Gleich zwei der begehrten Statuen erhielt er 1967 für seine Arbeit an dem Streifen Frei geboren – Die Königin der Wildnis.

1933 im nordenglischen York geboren, entdeckte John Barry Prendergast seine Liebe zur Filmmusik bereits in jungen Jahren in den Filmtheatern seines Vaters. Jeden Samstagnachmittag sah der kleine John Filme und machte sich Notizen über die Szenen, die ihn zum Lachen oder zum Weinen brachten. Seine Mutter war Pianistin, und so absolvierte der junge Barry seine ersten musikalischen Lehrjahre am Klavier. Seine große Leidenschaft galt jedoch schon bald der Trompete und dem Jazz. Sein Bruder Patrick hatte ihn mit dieser Musik bekannt gemacht.

Neben Jazzlegende Louis Armstrong zählten aber auch Komponisten klassischer Musik wie Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Claude Debussy sowie Broadwaykomponist George Gershwin zu Barrys großen Vorbildern, eine eher ungewöhnliche Mischung, die sich aber auch später in der großen Genrevielfalt der Filme wiederspiegelte, für die Barry komponierte.

Als jungen Mann zog es Barry Ende der 1950er Jahren nach London, wo er Aufträge für verschiedene Film- und Fernsehproduktionen annahm. Wie damals jeder wehrfähige Brite wurde auch er in die Armee einberufen. Ab 1952 verbrachte er so drei Jahre im Militärdienst als Mitglied einer Armeeband. Erste musikalische Erfolge feierte er 1957 in Großbritannien zudem mit seiner Jazzband The John Barry Seven. 1959 komponierte er erstmals Filmmusik für ein Karrierevehikel des britischen Rock'n'Roll-Stars Adam Faith namens Heiß auf nackten Steinen.

Mit der orchestralen Gestaltung des ersten James-Bond-Films James Bond jagt Dr. No erreichte Barry 1962 schließlich seinen Durchbruch in der Filmbranche. Das bekannte James-Bond-Titelthema wurde zwar von Songschreiber Monty Norman geschrieben, von Barry stammt jedoch das einmalige Arrangement aus Gitarrenmelodie und Bläsersätzen, welches dazu beitrug, dass das Titelthema zu einem der wohl Bekanntesten in der Filmgeschichte wurde.

Barrys letzter Bond-Beitrag war 1987 zu Der Hauch des Todes, wo er sich über „die Milchbärte von a-ha“ erregte, die den Titelsong „The living Daylights“ sangen: »Die waren viel jünger als ich, aber sie hatten keinen Respekt«, klagte er später in einem Interview mit der Welt am Sonntag.

Der britische James-Bond-Komponist David Arnold lobte die Melodien seines Vorgängers als „außergewöhnlich“. Barrys musikalisches Genie sei es gewesen, die essenzielle Stimmung eines Films so einzufangen, dass der Kinobesucher mittels der Musik in wenigen Sekunden alles erfährt, was den Film ausmacht, erklärte Arnold in einem BBC-Interview. Barrys Musik sei weit über die Filmwelt hinaus bekannt und inzwischen Teil der Populärkultur geworden. Besonders James Bond wäre ohne John Barry weitaus weniger „cool“ gewesen, so Arnolds Nachruf auf die Filmmusiklegende.

In den sechziger Jahren genoss Barry das „Swinging London“, wie sein damaliger Freund Michael Caine gegenüber Vanity Fair erzählte: »Barry war ein Ladies' Man und äußerst stilbewusst, aber nicht allzu auffallend gekleidet. Wenn man schreiben konnte wie er, brauchte man keinen roten Anzug."

Mitte der 1970er-Jahre siedelte er nicht zuletzt wegen Schwierigkeiten mit dem britischen Fiskus in die USA über, zunächst nach Hollywood. 1980 ließ sich John Barry mit seiner vierten Ehefrau Laurie in Long Island nieder (seine zweite Ehefrau war Jane Birkin). Barry hinterlässt vier Kinder und fünf Enkelkinder. ■

geburtsname:
John Barry Prendergast

geboren:
3.11.1933

gestorben:
30.1.2011

beruf:
Komponist, Arrangeur, Jazzmusiker

todesursache:
Herzinfarkt

bekannte werke:
Enigma - Das Geheimnis
Leben und lieben in L.A.
Das Mercury Puzzle
Amy Foster - Im Meer der Gefühle
Der scharlachrote Buchstabe
The Specialist
Ein unmoralisches Angebot
Chaplin
Der mit dem Wolf tanzt
Masquerade - Ein tödliches Spiel
James Bond - Filme
Peggy Sue hat geheiratet
Howard - ein tierischer Held
Jenseits von Afrika
Das Messer
Cotton Club
Body Heat - Eine heißkalte Frau
Das schwarze Loch
Bruce Lee - Mein letzter Kampf
Die Tiefe
King Kong (1976)
Robin und Marian
Der Tag der Heuschrecke
Alice im Wunderland (1972)
Asphalt-Cowboy
Der Löwe im Winter
Das Quiller Memorandum
Frei geboren - Königin der Wildnis
Ein Mann wird gejagt
Plädoyer für einen Mörder
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