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Bernd Eichinger
Mittwoch, 26.1.2011 | Autor: mz

Filmproduzent Bernd Eichinger ist mit 61 Jahren überraschend gestorben. Das teilte Eichingers Produktionsfirma Constantin Film am Dienstag mit. Er erlitt demnach bereits am Montagabend während eines Essens im Freundes- und Familienkreis in Los Angeles einen Herzinfarkt. Der Münchner hatte einen zweiten Wohnsitz in Hollywood.

Eichinger habe mehr als 30 Jahre lang die Filmindustrie „national wie international“ geprägt, hieß es in einer Mitteilung von Constantin Film. Er war zeitweise Chef der Firma, die 1999 an die Börse ging.

»Mit Bernd verlieren wir einen Freund und Weggefährten, unsere Trauer und den Schmerz kann man nicht in Worte fassen«, hieß es weiter. »Wir alle sind geschockt von dieser unfassbaren Nachricht und fühlen mit der Familie und den Angehörigen, denen unsere tiefe Anteilnahme und herzliches Beileid gilt.«

Bernd Eichinger wurde 1949 in Neuburg an der Donau als Sohn eines Landarztes geboren und wuchs zusammen mit seiner Schwester in Rennertshofen auf. Er ging in einem katholischen Internat zur Schule und machte in München sein Abitur.

Seine Karriere als Filmemacher begann 1970 mit seinem Bewerbungsfilm Die Sonne schien, da sie keine andere Wahl hatte, auf nichts Neues für die Münchner Hochschule für Fernsehen und Film. Eichingers Bewerbung war erfolgreich, und er verbrachte die nächsten drei Jahre an der Filmhochschule. Dort führte er Regie zu verschiedenen Kurzfilmen und wirkte in unterschiedlichen Funktionen an den Filmen seiner Kommilitonen, darunter auch die des Regisseurs Uli Edel, mit.

Noch während seines Studiums arbeitete er als Aufnahmeleiter in den Bavaria Studios und war als Drehbuchautor für den Regisseur Hans W. Geißendörfer tätig. 1974 gründete Eichinger seine eigene Filmproduktionsgesellschaft Solaris und produzierte hauptsächlich Autorenfilme (u.a. Lieb Vaterland, magst ruhig sein von Roland Klick), die man zum Neuen Deutschen Film zählt.

1979 erwarb Eichinger 25% der angeschlagenen Verleihfirma Constantin Film und wurde zum geschäftsführenden Gesellschafter der Neue Constantin Film GmbH. Seine erste Produktion für diese Firma war Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo. Der Film, in dem sein ehemaliger Studienkollege Uli Edel Regie führte und zu dem als weiterer Kommilitone Herman Weigel das Drehbuch schrieb, wurde 1981 zu einem der international erfolgreichsten deutschsprachigen Filme seit Kriegsende.

In den darauf folgenden zwei Jahrzehnten war Eichinger für den Filmeinkauf und das Verleihgeschäft der Neue Constantin Film GmbH zuständig. Dabei gestaltete er die Kampagnen zu Filmen wie Das Boot, Die Klapperschlange und Conan, der Barbar. Gleichzeitig produzierte Eichinger internationale Großprojekte wie Die unendliche Geschichte, Der Name der Rose, Letzte Ausfahrt Brooklyn, Das Geisterhaus sowie die Resident Evil-Trilogie mit Milla Jovovich in der Hauptrolle. Noch in den 80er Jahren hatte Eichinger die Filmrechte zu den Marvel Comics „The Fantastic Four“ erworben und war mehr als 15 Jahre später als Produzent bei der Verfilmung von Fantastic Four und dessen Fortsetzung für 20th Century Fox tätig.

Neben internationalen Projekten produzierte Eichinger auch populäre deutsche Komödien, wie zum Beispiel Manta, Manta mit Til Schweiger in dessen erster Hauptrolle in einem Kinofilm, Sönke Wortmanns Der bewegte Mann und Das Superweib, den Zeichentrickfilm Werner - Beinhart! sowie Voll normaaal und Ballermann 6 mit dem Komiker Tom Gerhardt.

1996 führte Eichinger erstmals selbst Regie, in dem Fernsehdrama Das Mädchen Rosemarie, in dem Nina Hoss ihre erste Hauptrolle spielte. In den folgenden Jahren produzierte Eichinger Filme mit den deutschen Regisseuren Doris Dörrie, Oskar Roehler sowie als Mitproduzent bei Caroline Links Nirgendwo in Afrika, der mit dem Oscar® in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet wurde.

Bernd Eichinger war nicht nur als Produzent, sondern in den letzten Jahren vermehrt auch als Drehbuchautor tätig. 2003 schrieb er das Drehbuch zum Film Der Untergang, den er 2004 mit Oliver Hirschbiegel als Regisseur produzierte. Es folgten Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders (gemeinsam mit Andrew Birkin und dem Regisseur des Films Tom Tykwer), Der Baader Meinhof Komplex und der gefloppte Zeiten ändern dich - mit und über den deutschen Rap-Star Bushido.

Laut Angaben der Filmförderungsanstalt FFA haben allein im deutschsprachigen Raum bislang mehr als 70 Millionen Zuschauer seine Produktionen im Kino gesehen. Bernd Eichinger gehörte zu den Gründern der Deutschen Filmakademie und des Nachwuchspreises First Steps Award. Er war auch als Produzent der Verfilmung des Kampusch-Falles beauftragt. Dieses Projekt steht jedoch nach dem Tod Eichingers vor dem Aus.

Eichinger war seit 2006 mit der Autorin Katja Hofmann verheiratet. Seine Tochter, die Fernsehmoderatorin Nina Eichinger (u.a. Deutschland sucht den Superstar) entstammt einer früheren Beziehung mit Sabine Eichinger. Mit dieser war er jedoch nicht verheiratet, sie trägt nur zufällig den gleichen Namen. ■

© Constantin Film
geburtsname:
Bernd Eichinger

geboren:
11.4.1949

gestorben:
24.1.2011

beruf:
Produzent, Drehbuchautor, Regisseur

todesursache:
Herzinfarkt

bekannte werke:
Die Superbullen
Resident Evil - Filme
Der Baader Meinhof Komplex
Pornorama
Fantastic Four - Filme
D.O.A. - Dead or Alive
Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders
Elementarteilchen
Der Fischer und seine Frau
Der Untergang
Werner - Filme
Nackt
Knallharte Jungs
Nirgendwo in Afrika
Der Schuh des Manitu
Harte Jungs
Der grosse Bagarozy
¿Bin ich schön?
Leslie Nielsen ist Sehr verdächtig
Fräulein Smillas Gespür für Schnee
Charleys Tante (u.a. TV-Remakes)
Das Mädchen Rosemarie
Das Superweib
Abbuzze! Der Badesalz Film
Der bewegte Mann
Das Geisterhaus
Salz auf unserer Haut
Ein Fall für TKKG: Drachenauge
Manta, Manta
Feuer, Eis und Dynamit
Letzte Ausfahrt Brooklyn
Ich und Er
Der Name der Rose
Die unendliche Geschichte
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