Multiplex
Slumdog Millionär
Kinostart: 19.3.2009 | Autor: mz

Jamal Malik ist nur eine Frage vom 20-Millionen-Rupien-Hauptgewinn entfernt. Wie hat er das geschafft?
A: Er hat betrogen
B: Er hatte Glück
C: Er ist ein Genie
D: Es steht so geschrieben.

Mit diesen Worten beginnt die Geschichte um einen Jungen aus den Slums von Mumbai, der es geschafft hat, in die TV-Show Wer wird Millionär zu gelangen. Zu aller Überraschung weiß er sogar die Antwort auf alle Fragen, die ihm gestellt werden. Selbst der Moderator versucht ihn auszutricksen und lässt ihn in der zweitägigen Pause vor der letzten Frage von der Polizei brutalst verhören. Zunächst will ihm der verhörende Inspektor nicht glauben, doch Jamals von der Wahrheit getriebene Überzeugungskraft lässt ihm keine andere Wahl, als dessen Erklärungen zu den einzelnen Fragen Glauben zu schenken.

So erzählt er dem Inspektor, wie er in den Stationen seines bisherigen Lebens zu den Antworten gekommen ist. Er erzählt von seinem Bruder Salim und seiner Freundin Latika, wie sie sich zusammen als Straßenkinder durchkämpfen mussten, weil sie ihre Eltern in einem religiös motivierten Aufstand verloren hatten. Während Jamal seine Gutmütigkeit behielt, strebte sein Bruder nach Reichtum und Macht. Er verlor den Kontakt zu Salim und Latika und arbeitete als Teejunge im Callcenter, wodurch er den Kontakt wiederherstellen konnte. Doch die Dinge hatten sich geändert. Salim steht inzwischen im Dienst einen brutalen Gangsters, der Latika zur Heirat gezwungen hat.

Jamal setzt alles aufs Spiel, um die Liebe seines Lebens zu befreien, verliert sie und seinen Bruder jedoch erneut. Seine Geschichte vom traumhaften Erfolg in der Show und seiner fälschlichen Verhaftung war über Nacht zum Medienereignis geworden. Schließlich besinnt sich Salim und ermöglicht Latika die Flucht, um dem Film ein Happy-End zu geben, denn am Ende lautet die Antwort D: Es steht so geschrieben.

Geschrieben steht es in Vikas Swarups Roman „Q & A", der in Deutschland unter dem Titel „Rupien! Rupien!" erschienen ist. Simon Beaufoy (Ganz oder gar nicht) adaptierte ihn zum Drehbuch, das Danny Boyle schließlich auf die Leinwand brachte. Boyle vermischte zeitgenössisches britisches Arthaus-Kino mit Bollywoodelementen und zeigt uns, diesmal ungewohnt unblutig, eine ganz andere Seite Indiens.

Boyle konzentriert sich in seinem Film voll auf die Geschichte und verzichtet dabei auf modisch gestylte Supermodels, die singend und tanzend mit ihrem Sexappeal durch die Kulissen fegen. Stattdessen vertraut er ganz der Darstellungskraft der beiden Jungschauspieler Dev Patel und Freida Pinto, die hier in ihrer ersten Filmrolle zu sehen sind.

Mit eindrucksvollen Bildern und dem Soundtrack von Indiens Filmkomponisten Nr. 1, A.R. Rahman, schafft es Boyle, trotz der Länge des Films keine nennenswerten Längen aufkommen zu lassen. Doch trotzdem fehlt dem Film eine gewisse Spannung, die durch die Erzählungen in Rückblenden abgeschwächt wird. Es ist interessant, die Geschehnisse zu verfolgen. Sie sind sehr lebendig dargestellt, doch besitzen lediglich die Hauptcharaktere emotionale Tiefe, was den Gesamteindruck ein wenig schmälert. Vielleicht wären dann doch ein paar Gesangs- und Tanzeinlagen zuträglich gewesen?

Wer auf anspruchsvolle Dramen und Abenteuererzählungen steht, ist bei diesem Film genau richtig. Und der Film ist alle seine Auszeichnungen wert! Doch außer seiner Andersartigkeit besitzt der Film keine weiteren Überraschungen, was irgendwo schade ist. ■


OT: Slumdog Millionaire
GB/USA 2008
Abenteuer/Drama
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
121 min


mit
Dev Patel/
Tanay Hemant Chheda/
Ayush Mahesh Khedekar (Jamal K. Malik)
Freida Pinto/
Tanvi Ganesh Lonkar/
Rubiana Ali (Latika)
Madhur Mittal/
Ashutosh Lobo Gajiwala/
Azharuddin Mohammed Ismail (Salim Malik)
Anil Kapoor (Prem Kumar)
Irrfan Khan (Polizeiinspektor)

musik
A.R. Rahman

drehbuch
Simon Beaufoy
basierend auf dem Roman „Q & A" von Vikas Swarup

regie
Danny Boyle
Loveleen Tandan (Co-Regisseur in Indien)

produktion
Celador Films
Film4
Pathé Pictures International

verleih
Prokino