Multiplex
Vorstadtkrokodile (2009)
Kinostart: 26.3.2009 | Autor: bh

Über 20 Jahre nach der WDR-Fernsehproduktion Die Vorstadtkrokodile erscheint am 26. März die Neuverfilmung im Kino.

Die Vorstadtkrokodile, das ist eine Kinderbande, in die man nur durch Bestehen einer gefährlichen Mutprobe aufgenommen werden kann. Die Vorstadtkrokodile, das sind: Oberkrokodil Olli, Ollis Schwester Maria, der dicke Frank, Elvis, der Sprüche klopfende Jorgo und der ängstliche Peter. Der 10-jährige Hannes gerät bei seiner Mutprobe in Schwierigkeiten. Kai, der im Rollstuhl sitzt und aus der Ferne mit seinem Teleskop alles beobachtet, kann das Schlimmste verhindern. Er ruft die Feuerwehr, die Hannes im letzten Moment rettet. Hannes will Kai als Dank mit zum Hauptquartier der Krokodile nehmen, aber die Anderen sind dagegen.

Eines Nachts wird bei einer Einbruchserie auch der Laden von Hannes' Mutter überfallen. Kai hat wieder alles durch sein Teleskop gesehen. Er will dem verzweifelten Hannes nur helfen, wenn er mit zu den Krokodilen darf. Kai weiß, dass die Einbrecher ihr Versteck in der alten Ziegelei haben. Ab jetzt haben die Vorstadtkrokodile nur ein Ziel, die Einbrecher zu überführen, um die 1.000,- € Belohnung zu kassieren.

Die Message des Films ist: Nur gemeinsam ist man stark, denn Hannes hat den Glauben verloren, sich auf andere zu verlassen. Gemeinsam bestandene Abenteuer in der Gruppe helfen Hannes wieder, anderen zu vertrauen.

Mit Erwachsenenlogik funktioniert der Film jedoch nicht. Er ist nicht absurd genug, um ihn als Komödie zu sehen. Auch die Glaubwürdigkeit der Handlung bleibt für Erwachsene auf der Strecke, zum Beispiel Kais Flucht im getuneten Rollstuhl mit Raketenantrieb vor den Einbrechern in der Fußgängerzone. Einfache Slapstickmomente finden Kinder eher lustig, wenn zum Beispiel der dicke Verbrecher mit einer geworfenen Melone ausgeknockt wird.

Unserer Generation, die noch den alten Vorstadtkrokodile-Film von 1977 in Erinnerung hat, fällt die extrem technische Ausstattung der Kinder von heute auf. Es ist selbstverständlich, dass der Grieche Jorgo ständig mit seinem Handy herumhantiert. Hannes hält alles mit seiner Digitalkamera fest, und Elvis setzt ein ferngesteuertes Auto mit Minikamera zur Verbrecherjagd ein.

Der Film würde aber auch ohne all diese technischen Spielereien funktionieren. Anachronistisch dazu ist das erste Hauptquartier der Krokodile - das Baumhaus. Das zweite Quartier hat sogar eine mittelalterliche Zugbrücke. Drehbuchautor Christian Ditter scheint sich genötigt zu fühlen, mit Hilfe von technischen Spielereien die Geschichte up-to-date zu bringen.

Das Drehbuch basiert auf dem ersten Film von 1977 und dem Kinderbuch von Max von der Grün. Im Original spielten Arbeitslosigkeit, Ausländerproblematik und Frauenemanzipation eine große Rolle. In der Neuverfilmung verflachen diese Themen. Es dreht sich viel mehr um die Integration von Behinderten. Aus Arbeitslosigkeit wird die alleinerziehende, studierende und hart arbeitende Mutter von Hannes, gespielt von Nora Tschirner. Aus der Ausländerproblematik wird der Vorzeigeausländer Jorgo. In einem Nebenstrang wird eine Gruppe albanischer Kinder zwischenzeitlich als vermeintliche Einbrechertruppe gehandelt. Die emanzipierte Maria, das einzige Mädchen bei den Vorstadtkrokodilen, ist die selbstsicherste der Gruppe. Sie zieht sich an wie die Jungs und kann sich auch sonst ganz gut behaupten. Am Ende aber, bei der angedeuteten Romanze mit Hannes, erscheint sie dann doch nur wieder im Kleidchen.

Der neue Film hält der alten Vorlage in keinster Weise stand. Als Hommage ist wohl Martin Semmelrogge als Minigolfplatzbesitzer zu verstehen, der uns im alten Vorstadtkrokodile-Film als Egon, der Bösewicht gut in Erinnerung geblieben ist. Übrigens, den Minigolfplatzbesitzer spielte im ersten Film sein Vater Willi Semmelrogge. ■


OT: Vorstadtkrokodile
D 2009
Abenteuer/Komödie/Kinderfilm
FSK: Freigegeben ohne Altersbeschränkung
98 min


mit
Nick Romeo Reimann (Hannes)
Fabian Halbig (Kai)
Leonie Tepe (Maria)
Manuel Steitz (Olli)
Javidan Imani (Jorgo)
Robin Walter (Peter)
Nicolas Schinseck (Elvis)
David Hürten (Frank)
Jacob Matschenz (Dennis)
Axel Stein (Kevin)
Oktay Özdemir (Achmed)
sowie Nora Tschirner, Maria Schrader, Smudo, Martin Semmelrogge, Ralf Richter u.a.

musik
Heiko Maile

drehbuch
Christian Ditter
basierend auf einem Drehbuch von Martin Ritzenhoff nach dem Roman von Max von der Grün

regie
Christian Ditter

produktion
Westside Filmproduktion GmbH
Rat Pack Filmproduktion GmbH
Constantin Film Produktion GmbH

verleih
Constantin