Kinostart: 17.9.2009 | Autor: mz
In den letzen Jahren hat Filmemacher Judd Apatow überzeugend bewiesen, dass es für Comedy keine Tabus gibt - egal ob es sich um Jungfräulichkeit im besten Alter handelt oder um eine ungewollte Schwangerschaft. Wie das Leben so spielt ist ein Stelldichein der erfolgreichsten Komödienmacher und -Stars unserer Zeit. Adam Sandler und Judd Apatow sind die Drahtzieher des vergnüglichen Dramas über die seltsame Zweckgemeinschaft zweier Stand-Up-Comedians. Mit dem typischen Apatow-Witz und etwas mehr Drama als gewohnt begibt sich Wie das Leben so spielt auf eine melancholisch überdrehte Suche nach Freundschaft, Humor und all den anderen Dingen, die im Leben zählen.
Mit 17 Jahren zog Judd Apatow nach Kalifornien und ging an die USC School of Cinema, wo er bald auf Sandler traf. Über ihre Begegnung berichtet er: »Mir ging das Geld aus und ich wollte mir etwas mit Stand-Up Auftritten am Improv verdienen. Ich traf Adam am ersten Tag seiner Ankunft in Los Angeles. Wir wurden Freunde und bezogen eine gemeinsame Wohnung. Er gehört zu jenen Leuten, die dir das Gefühl geben: ‚Das ist ein Superstar und nichts wird ihn aufhalten.’ Man spürte sein Charisma und er war wahnsinnig komisch. Es war unbestreitbar, dass dieser Typ ganz groß wird. Er brachte uns alle ständig zum Lachen. Er ist der Typ, der den ganzen Tag lang komisch ist.«
Der Regisseur begann schon früh, seinen Freund zu filmen. »Ich habe viele Videos mit Adam, wo er seine Scherzanrufe macht. Ich machte die Aufnahmen, weil ich wusste, dass diese Sachen unschlagbar komisch sind. Ich wollte verhindern, dass diese Dinge verloren gehen. Für den Film benutze ich die Szenen, um die Anfänge eines jungen, sorglosen Komikers zu zeigen, der Karriere machen will.« Apatow nutzt dieses Material sowie alte Aufnahmen von Sandlers Stand-Up Auftritten, um die Veränderung von George deutlich zu machen.
Im Film betrachtet George die zwölf Jahre alten Aufnahmen einer schönen jungen Frau in einem Coke Werbespot. Und er sieht sich ihre verschiedenen TV-Filme an, darunter Birdland von Scott Frank und Walter Parkes. Die Frau heißt Laura und ist die Liebe seines Lebens, für die er noch immer Gefühle hat. Für diese Sequenzen benutzte Apatow frühe Aufnahmen von Leslie Manns Filmen und Werbespots. »Die Filme habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen«, amüsiert sich Mann. »Das war wirklich ein Spaß. Damals war ich 19 oder 20, ich war immer sehr streng zu mir und dachte, ich wäre nicht gut genug. Als ich jetzt diese alten Werbespots sah, dachte ich: ‚Ich sollte stolz auf mich sein. Ich habe hart gearbeitet.’«
Nach dem Erfolg von Jungfrau (40), männlich, sucht und Beim ersten Mal entschied sich Apatow bei seinem dritten Film für eine Geschichte, die von jenen Leuten handelt, mit denen er in der Comedywelt aufwuchs. Er wollte herausfinden, was die Begeisterung der Comedians für Stand-Up ausmacht und warum sie so hart um Aufmerksamkeit kämpfen und dafür den „Terror der eigenen Entblößung“ nicht scheuen. Ist es ein Vergnügen, dem Publikum zu gefallen? Oder ist es einfach nur eine Egozentrik, gemischt mit der Unfähigkeit mit anderen in Kontakt zu kommen, ohne dass man dabei auf einer Bühne steht. »Ich mache Comedy und frage mich oft: ‚Weshalb mache ich das? Was stimmt nicht mit mir? Was brachte mich hier her?’«, verrät Apatow.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen der Superstar George Simmons, den eine seltene Form der Leukämie zum Umdenken zwingt und der Nachwuchscomedian Ira Wright, der George idealisiert und widerwillig zu einem Mentor von ihm wird. »Es gab viele Leute, die freundlich zu mir waren und zu Mentoren wurden, deswegen kenne ich dieses Verhältnis«, erläutert der Regisseur. »Das waren nette, großzügige und ganz normale Comedians, von denen einige wirklich brillant waren. Dann stellte ich mir dir Frage: ‚Was wäre, wenn einer von denen nicht so nett wäre und sehr ernsthafte Problem hätte?’ In diesem erfundenen Szenario befinden sich nun George und Ira.«
Adam Sandler gefiel die Idee, dass George in jungen Jahren mit etwas konfrontiert wird, dem sich jeder einmal stellen muss: der eigenen Sterblichkeit. »Der Film handelt von einem Mann, der um den richtigen Weg ringen muss«, erläutet er. »George hat kein enges Verhältnis zu Familie oder Freunden. Er ist eine traurige Seele, die nicht gerne weint. Er würde nie sagen „Mein Gott, das Leben ist furchtbar!“. Er läuft lieber als Idiot durchs Leben. Aber er hat Spaß, der Idiot zu sein.«
Laura, die Liebe im Leben von George, wird als dritte Hauptrolle von einer weiteren langjährigen Mitarbeiterin von Apatow gespielt: Von seiner eigenen Ehefrau, der Schauspielerin Leslie Mann. Sandler und Mann kennen sich seit vielen Jahren und spielten bereits gemeinsam im Blockbuster Big Daddy. Über ihre Rolle sagt Mann: »Laura ist die Ex-Freundin von George, inzwischen ist sie verheiratet und hat zwei Kinder. Ihre Ehe ist nicht glücklich und sie macht schwere Zeiten durch.«
Apatow berichtet, wie amüsant es war, seinen alten Freund und seine Ehefrau als Paar zu erleben, das sich vor 12 Jahren trennte. Überraschend war, wie die enge Freundschaft der beiden sich auf die Darstellung vor der Kamera auswirkte. »Leslie schätzt Adam so sehr, dass sie bei den ersten Proben sogar Probleme hatte, die gespielte Krankheit zu ertragen. Sie versetzt sich völlig in ihre Rolle und vergisst bisweilen, dass sie Schauspielerin ist. Sie spielt einfach real. Bei dieser ersten Probe brachte sie bereits der Gedanke an den Tod von Adam zum Weinen.«
Eric Bana, der Lauras Ehemann Clarke spielt, sagt über seine Filmpartnerin: »Ich bewundere Leslie als Schauspielerin. Sie besitzt dieses einzigartige Talent, in sehr witzigen Momenten völlig ernst zu bleiben. Sie ist einfach großartig. Bei meinem ersten Drehtag mit ihr hatte ich echte Probleme, keine Miene zu verziehen. Ich brauchte einige Zeit, in den richtigen Rhythmus zu kommen, um nicht zu viele Szenen zu ruinieren.«
Außerhalb von Australien kennt man Bana vor allem als ernsthaften Schauspieler, doch er begann seine Karriere mit Stand-Up und Sketchen in The Eric Bana Show Live. Für ihn war es eine schöne Gelegenheit, mit dieser Rolle zurück zu seinen Wurzeln zu kommen. Bana und Mann spielen ein Ehepaar, das sich auseinander gelebt hat. Als George seiner Ex-Freundin Laura erzählt, dass er bald sterben wird, werden sie von der gemeinsamen Vergangenheit eingeholt. Dazu sagt Produzent Barry Mendel: »George liebt Laura, die mit ihrem Ehemann nicht mehr zurechtkommt. Clarke, der Laura betrügt, muss sich einiges einfallen lassen, um eine zweite Chance zu verdienen.«
Die Rollen von Iras Mitbewohnern Leo und Mark spielen Jonah Hill und Jason Schwartzman. Die drei Zimmergenossen sind gute Freunde, aber sie konkurrieren sehr eifrig miteinander. Rogen erklärt, wie die Kunst das Leben imitiert: »Diese Rolle habe ich auch im realen Leben schon gespielt. Ich war mit Typen befreundet, die zur selben Zeit dasselbe wollten wie ich, die immer die gleichen Chancen nutzten... und einfach besser waren als ich.«
Apatow engagierte Jason Schwartzman nicht nur für die Rolle von Mark. Der musikalisch talentierte Schauspieler komponierte zudem die Musik für den Film. Schwartzman begann seine Karriere als Schlagzeuger in der Band Phantom Planet und veröffentlichte vor kurzem zwei vielgelobte Soloalben bei Coconut Records. Über seine Rolle sagt Schwartzman: »Mark ist der Star in der erfolgreichen TV-Sitcom namens Yo Teach...!, einer Mischung aus Dangerous Minds - Eine Klasse für sich und Head of the Class. Dafür kassiert er 25.000 $ pro Woche, womit er wie ein Pfau vor Ira und Leo angibt.« Übrigens hatten Apatow und Sandler einen alten Freund, der einst dasselbe mit ihnen machte.
OT: Funny people
USA 2009
Komödie/Drama
FSK: Freigegeben ab 6 Jahren
140 min
mit
Adam Sandler (George Simmons) Dietmar Wunder
Seth Rogen (Ira Wright) Tobias Kluckert
Leslie Mann (Laura) Bianca Krahl
Eric Bana (Clarke) Benjamin Völz
Jason Schwartzman (Mark Taylor Jackson) Norman Matt
Jonah Hill (Leo) Tobias Müller
Aubrey Plaza (Daisy) Manja Doering
Torsten Voges (Dr. Lars) Andreas Ersson
RZA (Chuck) Simon Jäger
Iris Apatow (Ingrid) Emily Hinze
Maude Apatow (Mable) Marie Hinze
Aziz Ansari (Randy) Nico Mamone
Nicole Parker (Dawn) Victoria Sturm
Nydia McFadden (Mandy) Rubina Kuraoka
Nicol Paone (Lisa) Ann Vielhaben
Eminem (Eminem) Julien Haggège
sowie James Taylor, Andy Dick, Charles Fleischer, George Coe, Paul Reiser, Norm MacDonald, Dave Attell, Sarah Silverman, Ray Romano, Justin Long u.a.
musik
Michael Andrews
Jason Schwartzman
kamera
Janusz Kaminski
drehbuch
Judd Apatow
regie
Judd Apatow
produktion
Universal Pictures
Columbia Pictures
Relativity Media
Apatow Productions
Madison 23
verleih
UPI
Für die Rolle von Iras Liebe Daisy, einer jungen Komikerin, die sich einen Namen in dieser Männerdomäne machen will, engagierten die Filmemacher die Newcomerin Aubrey Plaza. »Ich schickte ein Bewerbungsvideo und hatte beim Vorsprechen eine Szene mit Seth. Einige Zeit später sagte man mir, dass man gerne noch eine Probe meiner Stand-Up Qualitäten hätte. Ein Freund hatte meinen ersten Stand-Up Auftritt in einer kleinen Show in Queens mit der Kamera aufgenommen und den Film auf YouTube gestellt. Diesen Link schickte ich den Castingleuten und zwei Tage später bekam ich die Rolle.«
Eine Komödie um ein Drama eines Komikers zu konstruieren ist gewiss nicht leicht. Doch Judd Apatow gelingt die Gratwanderung zwischen Rührseligkeit und Schenkelklopfen, auch wenn die Geduld des Zuschauers strapaziert wird, als der Film sein Tempo im dritten Viertel des Films stark verlangsamt. Daher rührt auch die für eine Komödie anstrengend lange Laufzeit von 140 Minuten. Doch sonst ist alles recht stimmig. Adam Sandler zeigt erneut sein Können als komödiantischer und Dramaschauspieler, Seth Rogen gibt eine solide Darstellung des Ira, Leslie Mann macht sich genial lustig über Eric Banas australischen Akzent, Hill und Schwartzman sind geniale Stichwortgeber und der furztrocken servierte Humor der knuffigen Aubrey Plaza beeindruckt ebenfalls. „Wie das Leben so spielt“ können „lustige Leute“ auch mal ernst sein, das aber mit Humor. Gespickt mit Gastauftritten des Who-is-who der US-Comedyszene und Erinnerungen an vergangene Comedygrößen vermag der Film nicht nur Fans des Genres zum Nachdenken zu bewegen. ■

