Multiplex
My Name is Khan
Kinostart: 10.6.2010 | Autor: mz

In dem Film von Erfolgsregisseur Karan Johar spielen die indischen Superstars Shah Rukh Khan und Kajol Devgan nach 9 Jahren zum ersten Mal wieder in einem gemeinsamen Film und verkörpern gleichzeitig die anspruchsvollsten Rollen ihrer Karriere.

My Name is Khan ist kein klassischer Bollywoodfilm. Er spielt in Amerika und ist die Geschichte einer leidenschaftlichen Liebe, deren Glück durch die Ereignisse der 9/11-Anschläge auseinander gerissen wird. Während die Welt in Aufruhr ist, macht sich ein außergewöhnlicher Mann auf den Weg, für sich und Andere nach Vergebung und verlorener Liebe zu suchen.

Rizwan Khan ist ein indischer Moslem, ein scheuer, kluger Mann mit Asperger-Syndrom, der sich bedingungslos in die schöne Mandira verliebt, eine alleinerziehende Mutter hinduistischer Herkunft, die in den Staaten versucht, ihren Traum vom Erfolg zu verwirklichen.

Als ihr Familienglück ohne Vorwarnung auseinander gerissen wird, begibt sich Khan auf eine mutige Reise quer durch das zeitgenössische Amerika und lernt dabei das Land in all seinen vielschichtigen Facetten kennen. Der friedfertige, einfühlsame Kahn berührt die Menschen, denen er begegnet, und im Namen der Frau, die er liebt, stellt er sich der Welt mit folgenden schlichten Worten vor: „Mein Name ist Khan, und ich bin kein Terrorist.”

»In seinem Kern ist My Name is Khan eine epische Liebesgeschichte über zwei Menschen, die beide die Welt auf eine ganz besondere Weise sehen,« so Johar über seinen Film. »Mit jedem meiner Filme versuche ich etwas Neues, aber alle haben eines gemeinsam: Es gibt unzählige Varianten, wie sich zwei Menschen ineinander verlieben und trotz jeglicher Art von Bedrohung ihre Liebe bewahren können. Und diese verschiedenen Möglichkeiten wollte und will ich erkunden.«

Johar gibt zu, dass er sich zu Geschichten hingezogen fühlt, die die verschiedenen Schichten einer Beziehung offenlegen und von Mitgefühl, Hingabe und Opferbereitschaft erzählen. Für den 37-jährigen besitzt jeder Mensch „eine besondere Stärke”, die ihm hilft, immer wieder zum eigentlichen Kern des Lebens zurückzufinden: dem Miteinander.

Der Filmemacher führt seine Charaktere und das Publikum durch verschiedene Welten, solche, die ihnen Schutz und Unterstützung gewähren und solche, die sie mit Bitterkeit und Wut konfrontieren. Nur so kann man die Reaktionen der Menschen auf bestimmte Fragen und Situationen verstehen.

Aus diesem Grund waren die Eindrücke, die Johar auf einer eigenen Reise durch Amerika sammeln konnte, eine wichtige Quelle, als er My Name is Khan entwickelte. So konnte er den Hauptfiguren Rizvan und Mandira eine große Authentizität verleihen.

Karan Johar war dort bei vielen Leuten zu Gast und diskutierte dabei häufig über die Themen, die die intellektuellen Inder in New York am meisten bewegen. Seine Gesprächspartner erzählten ihm voller Leidenschaft von den Nöten, die ihre ganz normalen Landsleute in Amerika erleben. Diese seien keine Intellektuellen und kaum imstande, sich gegen die Flut der Anfeindungen und Konflikte zu wehren, die die Attentate des 11. Septembers ausgelöst haben.

»Ich fragte mich, welche Wirkung diese Stimmung und diese Angst auf ein Hindu-Moslem-Paar haben würde,« so Johar. »Würde diese Unruhe von außen auch auf ihr Privatleben übergreifen und die Basis ihrer Ehe in Frage stellen? Würde die Hindu-Ehefrau ihrem Moslem-Mann die Schuld geben, weil man sie wegen ihres Nachnamens verhört und verhöhnt? Um die Geschichte dieses Paares und von den Veränderungen in ihrem Leben zu erzählen, wollte ich die Gesellschaftsstrukturen der USA aus der Perspektive dieser beiden arglosen Menschen aufzeigen, die in einen politischen Konflikt und in ein Klima politischer Meinungsmache geraten.«

Auf seiner Recherchereise durch die Vereinigten Staaten traf der aus Mumbai stammende Johar sich mit Vertretern lokaler Moslemorganisationen, die ihm erzählten, wie sie nicht nur in den Metropolen, sondern auch in den kleinsten Kleinstädten schikaniert wurden.

»Ich erfuhr aus erster Hand, was es für ein Gefühl war, als man ihre Moscheen mit Steinen und Flaschen bewarf, ihre Läden verwüstete und ihre Kinder in der Schule drangsalierte. Und ich fragte mich, ,Verstehen diese Leute, diese hoch gebildeten Amerikaner nicht, dass man einen ganzen Kontinent nicht wegen der Gräueltaten einer kleinen Gruppe diskriminieren darf?’ Schließlich habe ich begriffen: Sie können es nicht verstehen, denn keiner zeigt es ihnen. In dem Moment verstand ich, dass die Geschichte von Rivzan und Mandira eine überaus tiefe Wirkung haben kann und einer erschütterten Nation eine Botschaft der Toleranz vermitteln kann.«

My Name is Khan, der bereits in der üblichen Bollywood-Langfassung auf der diesjährigen Berlinale lief, ist anspruchsvolle Liebesgeschichte und gesellschaftskritisches Politdrama in Einem und kommt nun im gekürzten Director's Cut in die Kinos. Wer jetzt die üblichen Tanzszenen erwartet, muss enttäuscht werden. Offenbar sind diese dem Director's Cut zum Opfer gefallen. Dafür ist das Filmthema einfach zu ernst. Doch es gibt hier und da ein paar hervorragend klingende klassische Musiktitel vom Komponistentrio Shankar/Ehsaan/Loy, die mit ihren sphärisch-epischen Klängen die Grundstimmung des Films untermahlen.


OT: My Name is Khan
Indien/USA 2010
Drama
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
126 min


mit
Shah Rukh Khan (Rizwan Khan)
Kajol Devgan (Mandira)
Katie A. Keane (Sarah Garrick)
Kenton Duty (Reese Garrick)
Benny Nieves (Detective Garcia)
Jimmy Shergill (Zakir Khan)
Sonya Jehan (Hasina Khan)
Tanay Chheda (junger Rizwan)
Christopher B. Duncan (Barack Obama)

musik
Shankar Mahadevan
Ehsaan Noorani
Loy Mendonsa

kamera
Ravi K. Chandran

drehbuch
Shibani Bathija
Niranjan Iyengar

regie
Karan Johar

produktion
Dharma Productions
Red Chillies Entertainment

verleih
20th Century Fox

Beide Hauptdarsteller bringen sich voll in den Film ein und stehen dazu. Vielleicht schafft es ja der Film auch, die Komplexität des Themas den Leuten näherzubringen, die sich von Vorurteilen Anderer und der zum Teil einseitigen Haltung der Medien haben blenden lassen. Regisseur Karan Johar hat sich mit diesem Film indes selbst übertroffen, was ihm mit seinen beiden Hauptdarstellern, mit denen er auch schon Kabhi khushi kabhie gham... (In guten wie in schweren Tagen - Sometimes happy, sometimes sad) und Kuch kuch hota hai (Und ganz plötzlich ist es Liebe) Erfolge feierte, nicht schwer fallen sollte. (Letzterer wird übrigens anlässlich dessen 10-jährigen Bestehens in diesem Jahr mit einer animierten Version gewürdigt.) Also ab ins Kino und Emotionen erleben! ■