Multiplex
Gainsbourg - Der Mann, der die Frauen liebte
Kinostart: 14.10.2010 | Autor: mz

Als Joann Sfar, ein Star der französischen Comic-Szene, die Chance erhält, seinen ersten eigenen Film zu entwickeln, steht für ihn schnell fest, dass es ein Werk über das Idol seiner Jugend werden soll – Serge Gainsbourg, einen der wichtigsten, provokantesten und vielseitigsten französischen Musiker des 20. Jahrhunderts. Einen Künstler, der auch 20 Jahre nach seinem Tod noch den Ruf eines exzentrischen Genies und legendären Verführers genießt.

Dies ist die komische und fantastische Geschichte von Serge Gainsbourg und seiner berühmten Visage. Ein kleiner jüdischer Junge zieht laut singend durch die Straßen des von den Deutschen besetzten Paris; ein schüchterner junger Poet gibt die Malerei auf und verlässt seine Dachkammer, um die Pariser Nachtklubs der Swinging Sixties zu erobern. Was folgt ist ein Leben voller Leidenschaft und Poesie, ein Leben voller Provokationen und Skandale, ein ruhmreiches, ein aufreibendes, ein heldenhaftes Leben.

Joann Sfar geht es weniger darum, Leben und Werk seines frühen Vorbilds für die Leinwand zu rekonstruieren. Sein Wunsch ist es vielmehr, in Bilder zu fassen, was der Motor von Gainsbourgs schier unerschöpflicher Kreativität war, zu veranschaulichen, was ihn so faszinierend und so anziehend machte.

Sfars Annäherung an Gainsbourg ist in jedem Moment selbst eine künstlerische - er analysiert nicht, er erzählt in atemberaubenden Bildern. Er schildert eingängig die Geschichte des berühmten Musikers Serge Gainsbourg und lässt uns dabei ebenso hinreißende wie erschreckende, betörende wie irritierende Entdeckungen machen.

Der Film blättert im Lebensbuch der französischen Musiklegende und nimmt uns mit auf eine poetisch-musikalische Reise zu den wichtigsten Etappen seiner Karriere, die stets von skandalträchtigen Liebesgeschichten begleitet war: Brigitte Bardot, Juliette Gréco, Jane Birkin – die meistbegehrten Schönheiten erlagen seinem Charme und begeisterten sich für seine Musik. Zugleich findet Joann Sfar einen fantasievollen Weg, uns Einblicke in die Ängste und Sehnsüchte zu vermitteln, die diesen vielseitig talentierten Künstler Zeit seines Lebens antrieben.

Brigitte Bardot erzählt in einer Anekdote, dass am Tag der Aufnahme von „Je t’aime … moi non plus“ jeder sein eigenes Mikrofon hatte und dass die beiden einen Meter voneinander entfernt standen. »Wir hielten Händchen, während wir die Worte und die Geräusche eines Paares beim Sex nachgeahmt haben. Ich glaube, dass die flüchtige Berührung unserer Finger dabei einer der erotischsten Momente war, die ich je erlebt habe.«

Ein wenig anekdotisch wirkt der Film am Ende selbst. Die Selbstzerstörung, die Alkoholsucht und die Ausfälle der letzten Jahre wurden sehr zurückhaltend inszeniert, vielleicht, um den Mythos nicht anzukratzen. Die Zusammensetzung der Szenen ähnelt einem Puzzle, dessen Einzelteile sich nacheinander zu einem komplexen Ganzen zusammensetzen. Animation und Realfilm verbinden sich zu einer erstaunlich stimmigen Filmmelodie.

Gainsbourg ist ein ungewöhnlicher Film über eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Die Darstellerinnen, Laetitia Casta als Bardot-Ebenbild, Anna Mouglalis als Sinnlichkeit versprühende Juliette Gréco sowie die 2009 durch Selbstmord verstorbene Lucy Gordon als liebende Jane Birkin singen übrigens selbst! Nach dem Kino möchte man eine Gitane anzünden, einen Vin Rouge genießen und bei „La Javanaise“ auf Zeitreise gehen - ohne Nostalgie, aber mit wehmütiger Lust. ■

Eine Liebe voller Höhe und Tiefen:
Jane Birkin und Serge Gainsbourg
© Prokino

OT: Gainsbourg (vie héroïque)
F 2009
Drama/Musik/Biografie
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
121 min


mit
Éric Elmosnino (Serge Gainsbourg) Frank Schaff
Lucy Gordon (Jane Birkin) Laura Cameron
Laetitia Casta (Brigitte Bardot) Kathrin Zimmermann
Doug Jones („Die Fresse“) Olaf Reichmann
Anna Mouglalis (Juliette Gréco) Arianne Borbach
Mylène Jampanoï (Bambou) Maria Koschny
Sara Forestier (France Gall) Rubina Kuraoka
Yolande Moreau (Fréhel) Katarina Tomaschesky

musik
Olivier Daviaud

kamera
Guillaume Schiffman

drehbuch
Joann Sfar nach seinem gleichnamigen Comic

regie
Joann Sfar

produktion
One World Films
Studio 37
UPI
France 2 Cinéma
Lilou Films
Xilam Films
Uni Etoile 6
Canal+
France Télévision
Orange Cinéma Séries
Région Ile-de-France

verleih
Prokino