Multiplex
The Fighter
Kinostart: 7.4.2011 | Autor: mz

Nach so unterschiedlichen Filmen wie Flirting with Disaster, Three Kings (ebenfalls mit Mark Wahlberg) oder I ♥ Huckabees beweist Regisseur David O. Russell einmal mehr seine Vielseitigkeit. Basierend auf der wahren Geschichte des Boxweltmeisters Mickey Ward erzählt er in The Fighter ebenso ehrlich wie bewegend, aber auch mit erfrischendem Witz von sportlicher Beharrlichkeit und vor allem familiärem Zusammenhalt.

Was die Produzenten Todd Lieberman und David Hoberman an dem Stoff besonders reizte, war neben dem sportlichen Aspekt vor allem der untrennbare Bund zwischen zwei Brüdern sowie das Streben einer Familie nach Anerkennung. Für ihre herausragenden Leistungen wurden Christian Bale und Melissa Leo mit je einem Oscar®, dem Golden Globe und dem Preis der Screen Actors Guild ausgezeichnet.

Dass man im Leben keinen Sieg geschenkt bekommt, ist für Mickey Ward nichts Neues. Aus der Arbeiterstadt Lowell unweit von Boston hat er es nie herausgeschafft, seine Tochter aus einer früheren Beziehung darf er nur einmal die Woche besuchen und um sich den Lebensunterhalt und die Miete für das schäbige Apartment zu finanzieren, schuftet er als Straßenpflasterer.

Die Aufmerksamkeit galt bei all dem ohnehin immer seinem großen Halbbruder Dicky Eklund, dem ganzen Stolz der gemeinsamen Mutter Alice, ja der gesamten Stadt. Vor einigen Jahren ging in einem Boxkampf gegen ihn der legendäre Sugar Ray Leonard zu Boden, womit er immer wieder prahlt und auf eine Revanche hofft. Und noch Jahre später kommt ein Fernsehteam nach Lowell, um Dicky auf Schritt und Tritt zu folgen.

Trotzdem ist es seine große Familie, die Mickey Halt und Hoffnung gibt. Auch er versucht sich als professioneller Boxer und träumt davon, im Ring die Erfolge zu feiern, die ihm im Alltag verwehrt bleiben. Dicky unterstützt ihn dabei als Trainer und Alice versucht als wenig erfolgreiche Managerin, aussichtsreiche oder wenigstens lukrative Kämpfe an Land zu ziehen. Doch trotz harter Arbeit und riesigem Talent will sich der sportliche Durchbruch einfach nicht einstellen. Und Dicky erweist sich aufgrund seiner immer offensichtlicher werdenden Drogensucht als zunehmend unzuverlässig...

Dann lernt Mickey die attraktive Kellnerin Charlene kennen. Doch nach der Niederlage in Atlantic City, wo er sich endlich einen großen Sieg erhofft hatte, jedoch mit Verletzungen und einer Niederlage nach hause kommt, mag Mickey zuhause in Lowell aus Scham kaum jemanden unter die Augen treten. Nicht einmal bei Charlene meldet er sich wie vereinbart. Aber die typisch selbstbewusste wie hartnäckige Irin steht kurz darauf bei ihm vor der Tür, so dass einem Date nichts mehr im Wege steht.

Je enger die Beziehung zwischen den beiden in den darauf folgenden Wochen wird, desto mehr Einblick erhält Charlene in Mickeys Leben und versucht ihn immer häufiger davon überzeugen, was ihm bislang von Außenstehenden vergeblich angetragen wurde: die engen Familienbande zu kappen und auf eigene Faust zu versuchen, sich als Boxer durchzukämpfen.

Alice und ihre sieben Töchter kriegen sich sofort mit Charlene in die Haare, die sie für die Anstifterin hinter dieser Idee halten. Aber auch Dicky will mit allen Mitteln verhindern, dass sein Bruder sich einem neuen Trainer und Team anschließt, und verspricht genug Geld aufzutreiben, um für Mickeys Unterhalt zu sorgen. Als er dann allerdings zusammen mit seinen Drogenfreunden versucht, durch Betrügereien die Kasse aufzubessern, kommt ihm schnell die Polizei auf die Schliche. Das Resultat: Mickeys Finger werden bei der gewaltsamen Festnahme zertrümmert und Dicky landet im Gefängnis.

Frustriert hängt Mickey die Boxhandschuhe an den Nagel und lässt sich von niemandem vom Aufgeben abbringen. Dann allerdings läuft eines Tages jener Film im Fernsehen, für den sich Dicky damals von einem Kamerateam durch Lowell begleiten ließ. Schockiert müssen alle Familienmitglieder, Bekannte, Nachbarn und sogar die Mitinsassen im Gefängnis feststellen, dass es bei dem Projekt gar nicht um ein mögliches Comeback, sondern um eine Dokumentation über Crackkonsum in Amerika und dessen fürchterliche Folgen ging.

Beide Brüder werden wachgerüttelt und versuchen, ihr Leben in den Griff zu kriegen: Mickey nimmt ein letztes Mal das Training wieder auf und Dicky steht ihm, zunächst nur am Gefängnistelefon, beratend zur Seite. Als er es in Las Vegas mit dem eindeutig als Favoriten geltenden Alfonso Sanchez zu tun bekommt, sieht es allerdings nicht gut aus für Mickey: Keine Taktik funktioniert, sein Gegner ist ihm Runde um Runde haushoch überlegen.

Kurz vor Schluss jedoch, als schon keiner mehr damit rechnet, besinnt er sich auf alles, was ihm sein großer Bruder einst beigebracht hat. Schon bald nach seinem Sieg muss er eine endgültige Entscheidung treffen - Familie oder Charlene. Allerdings müssen alle Beteiligten erkennen, dass man im Ring wie im Leben nur unbesiegbar wird, wenn man mit den Menschen, die man liebt, zusammenhält.

* * *

The Fighter ist, wie der Titel „Der Kämpfer“ schon andeutet, nicht nur ein Film über den Boxkampf, sondern auch ein Film über den Kampf um Zusammenhalt in der Familie. Wie abartig real die Charaktere in dem Film wirken, kann sich jeder im Kino selbst davon überzeugen. Allerdings besitzt der Film wegen seinem realen Bezug auch einige Längen und wird für den Zuschauer genauso ein Kampf, die Aufs und Abs der Protagonisten bis zum Ende durchzuhalten.

Mit ihren großartigen Darstellungskünsten überzeugen einmal mehr Christian Bale, der sich eigens für den Film mal wieder abgehungert hat, als auch Melissa Leo, die in dieser Woche gleich zweimal in völlig unterschiedlichen Rollen (Willkommen bei den Rileys) im Kino zu sehen ist. ■


OT: The Fighter
USA 2010
Drama
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
116 min


mit
Mark Wahlberg (Mickey Ward) Oliver Mink
Christian Bale (Dicky Eklund) David Nathan
Amy Adams (Charlene Fleming) Giuliana Jakobeit
Melissa Leo (Alice Ward) Silke Matthias
Jack McGee (George Ward) Karl Schulz
Melissa McMeekin ('Little Alice' Eklund) Anna Carlsson
Bianca Hunter (Cathy 'Pork' Eklund) Claudia Galdy
Erica McDermott (Cindy 'Tar' Eklund) Eva Michaelis
Jill Quigg (Donna Eklund Jaynes) Viktoria Sturm
Dendrie Taylor (Gail 'Red Dog' Eklund) Cathlen Gawlich
Kate B. O'Brien (Phyllis 'Beaver' Eklund) Heide Domanowski
Jenna Lamia (Sherri Ward) Bianca Krahl
Frank Renzulli (Sal Lanano) Hans-Jürgen Dittberner
Paul Campbell (Gary 'Boo Boo' Giuffrida) Gerald Schaale

musik
Michael Brook

kamera
Hoyte van Hoytema

drehbuch
Scott Silver
Paul Tamasy
Eric Johnson
Keith Dorrington

regie
David O. Russell

produktion
Closest to the Hole Productions
Fighter
Mandeville Films
The Park Entertainment
Relativity Media
The Weinstein Company

verleih
Senator