Multiplex
Willkommen bei den Rileys
Kinostart: 7.4.2011 | Autor: mz

Auf einer Geschäftsreise trifft Doug Riley in einem Stripclub in New Orleans auf die Ausreißerin Mallory. Doug fühlt sich hingezogen zu der jungen Tänzerin, jedoch nicht wegen ihrer professionellen Angebote, sondern weil sie ihn an seine Tochter erinnert, die vor acht Jahren bei einem Unfall ums Leben kam.

Ein Verlust, den weder seine Frau Lois noch er verkraftet haben. Doug nimmt sich auf väterliche Weise der jungen Frau an und beschließt, in New Orleans zu bleiben. Eine Entscheidung, die seine Ehefrau aus ihrer Erstarrung reißt und die Ehe der Rileys durcheinanderwirbelt...

Regisseur Jake Scott, der bislang vor allem durch seine Musikvideos für Tori Amos, R.E.M. und U2 sowie durch seine Räuberpistole Plunkett & Macleane bekannt wurde, ist der Sohn von Ridley Scott und der Neffe von Tony Scott, die den Independentfilm mitproduziert haben.

Mit viel Tiefgang erzählt der Film die Geschichte eines gebrochenen Mannes, der eines Tages am Grab seiner Tochter feststellen muss, dass seine Frau ihm und sich selbst bereits einen Grabstein besorgt hat, was ihm so gar nicht gefällt. Bei seiner Geliebten Viv, die in einem Restaurant bedient, in dem er mit Liebe die dortigen Waffeln isst, findet er die Zuwendung und körperliche Nähe, die er zuhause vermisst.

Seine Frau Lois, die Angst hat, das Haus zu verlassen, ist hauptsächlich künstlerisch tätig und tratscht mit ihren Nachbarinnen, die dann hin und wieder zu ihr vorbeikommen. Doch plötzlich findet in ihrem Leben ein Umbruch statt: Nachbarn ziehen weg, der Streit mit ihrem Mann wegen der Grabsteine...und dann fängt dieser plötzlich wieder mit dem Rauchen an.

Als Doug dann während einer Vertretermesse in New Orleans in einem Striplokal seine Sorgen vergessen will, trifft er auf die dort tanzende junge Mallory und frisst plötzlich einen Narren an ihr, sieht sie doch aus wie seine verstorbene Tochter! Daraufhin befreundet er sich mit ihr, was sich als nicht so einfach herausstellt, denn sie sieht zunächst lediglich einen geilen Kunden in ihm.

Nachdem Doug seiner Frau gesagt hat, er bleibe zunächst in New Orleans, will diese sich nicht damit abfinden und beschließt (halbwegs amüsant), all ihren Mut zusammenzunehmen, und, wegen ihrer Flugangst, mit dem Auto nach New Orleans zu fahren. Währenddessen schließen Doug und Mallory einen Vertrag: Er gibt ihr 100 Dollar pro Tag, wenn sie ihn bei sich wohnen lässt. Er bekommt, was er wollte, nämlich Mallory näher kennenzulernen, und sie ihren „Sugar Daddy“, der ihr hübsche Dinge kauft.

Schon bald erkennt Mallory, die eigentlich Allison heißt, dass Doug mehr will als nur ihre Freundschaft und fühlt sich in die Ecke gedrängt. Einerseits findet sie es gut, dass sich jemand um sie kümmert, andererseits will sie ihre mühsam aufgebaute Eigenständigkeit nicht verlieren. Als dann Lois schließlich in New Orleans ankommt, eskalieren die Gefühle bei allen Drei und Mallory flieht in die Dunkelheit...

* * *

Der Film wurde in nur 28 Tagen vor Ort gedreht. Da ist aus einem minimalen Budget ein Film entstanden, der originell, emotionsgeladen und keine Sekunde langweilig ist - großes Kino zum kleinen Preis sozusagen. Willkommen bei den Rileys (der Titel bezieht sich übrigens auf ein Schild, das am Haus der Rileys angebracht ist) ist eines der wenigen Highlights des zeitgenössischen Films, das derzeit in den Kinos zu sehen ist.

James Gandolfini (Die Sopranos), Melissa Leo (The Fighter) als auch Kristen Stewart (Into the Wild, Adventureland) überzeugen mit ihrem Gespür für Tiefgang in ihren Rollen und malen ein gesellschaftliches Bild, das am Ende mit der Botschaft „Hoffnung“ aufwartet. Es ist zwar kein Allerweltsfilm, der ein großes Publikum anziehen wird, aber dennoch ein Stück Hoffnung auch fürs Kino, dass dieser Film nicht als DVD-Premiere „verschwindet“. ■

Doug Riley (James Gandolfini) und Mallory (Kristen Stewart)
© Arsenal

OT: Welcome to the Rileys
USA/GB 2010
Drama
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
110 min


mit
James Gandolfini (Doug Riley) Douglas Welbat
Kristen Stewart (Mallory/Allison) Annina Braunmiller
Melissa Leo (Lois Riley) Katrin Decker
Joe Chrest (Jerry) Mark Bremer
Ally Sheedy (Harriet) Joey Cordevin
Peggy Walton-Walker (Brenda) Carla Becker
Kathy Lamkin (Charlene) Katja Brügger
David Jensen (Ed) Michael Bideller
Greg di Leo (Ernie) Burkhard Schmeer
Lance E. Nichols (Hamilton 'Ham' Watkins) Jürgen Holdorf
Chris Kuttruff (Jay-Jay) Robert Kotulla
Deneen Tyler (Polizistin) Monika Hein
Elliott Grey (Randy) Kai Henrik Möller
Jack Moore (Roger) Achim Buch
Sharon Landry (Sharon) Svenja Pagesr
Tiffany Coty (Tara) Angela Quast
Lara Grice (Verkäuferin) Lena Münchow
Eisa Davis (Vivian) Dagmar Dreke

musik
Marc Streitenfeld

kamera
Christopher Soos

drehbuch
Ken Hixon

regie
Jake Scott

produktion
Argonaut Pictures
Destination Films
Scott Free Productions

verleih
Arsenal