Donnerstag, 20.8.2009 | Autor: mz | Quelle: Constantin
Über Horst Schlämmer umfassend Bericht zu erstatten, stellt selbst versierteste Biografen vor eine echte Herausforderung. Einem derart bewegten Leben und der dazugehörigen Vielschichtigkeit an Charakter in weniger als Buchform gerecht werden zu wollen, muss von vornherein zum Scheitern verurteilt sein. Deswegen kann und will ein Anspruch auf Vollständigkeit an dieser Stelle nicht erhoben werden.
Schulische Laufbahn und weiterer Bildungsweg verlieren sich weitestgehend im Nebel der Geschichte, sind aber, wenn man Zeitzeugen Glauben schenken darf, eher autodidaktisch geprägt. Umso mehr Respekt muss dem sich anschließenden beruflichen Werdegang gezollt werden. Denn in Bezug auf Karriere drängt vor allem ein Begriff sich auf: „Bilderbuch“. Als Reporter hat die Devise „knallhart nachgefragt“ ihn in den Kreis des Journalismusolymp katapultiert. Höhepunkt einer steilen Laufbahn bis jetzt, die Betonung liegt eindeutig auf „bis jetzt“: dritter Platz beim Neuss-Grevenbroicher Journalistenwettbewerb 1987.
Trotz einer erfrischend bodenständigen Verwurzelung in seiner Heimatstadt Grevenbroich scheut Schlämmer zu keiner Zeit den Blick über den Tellerrand. Bestes Beispiel: Eine zweimonatige Bildungsreise in der Tradition Goethes (oder auch Schillers) führte ihn Ende der Siebziger Jahre fast bis in seine alte Heimat Korschenbroich.
Der unerschütterliche, und berechtigte, Glaube an die eigenen Fähigkeiten, gepaart mit einem geradezu visionären Ehrgeiz, hindert Schlämmer daran, sich jemals mit dem Erreichten zufrieden zu geben. Vielmehr fühlt er sich berufen zu „Höherem aller Art“. Ein steiniger Weg, von dem auch schwerste gesundheitliche Gebrechen, wie Füße, Rücken, Kreislauf oder Schnappatmung, ihn nicht abzubringen vermögen. Das nahezu klaglose Erdulden all dieser Widrigkeiten macht ihn zu einem Denkmal von Standhaftigkeit und Stehvermögen.
Herr Schlämmer, Sie haben bereits eine beeindruckende Karriere hinter sich, es zum stellvertretenden Chefredakteur einer namhaften deutschen Zeitung gebracht. Jetzt streben Sie eines der wichtigsten und machtvollsten Ämter in der Bundesrepublik an – Bundeskanzler! Was treibt Sie an? Tragen Sie ein Karrieregen in sich?
Ich muss sagen, dass ich, seit meiner Kindheit, quasi einen gesunden Ehrgeiz in mir gefunden und gefühlt habe. Und mir ist aufgefallen, in der Berichterstattung zum Super-Wahljahr - Ich mach ja auch „knallhart nachjefragt“ beim Grevenbroicher Tagblatt und alles - habe ich mich mit diversen Politikern, habe ich mich untergehalten, hab ich gesprochen mit, also Interviews mit denen geführt, und mir is aufgefallen: Die kochen alle nur mit Wasser. Und so manch einer hat auch einen an der Waffel, meine ich. Und da hab ich mir gedacht: Wat die nich’ könn’, dat kann ich auch. Weisse?!
Auf den ersten Blick wirken Sie auf manche vielleicht nicht wie der geborene Womanizer. Wie erklären Sie es sich, dass die tollsten Frauen, wie Gisela, Uschi Blum oder Alexandra Kamp, Ihrem Charme einfach nicht widerstehen können? Was ist Ihr Geheimnis?
Also zunächst mal muss ich sagen, ich glaube, die Tatsache, dass ich Single bin, liegt nur daran, dass in Deutschland die Frauen weniger werden. Anders is dat nicht zu erklären, meine ich. Aber ansonsten - Ich habe Schlag bei Frauen. Die Frauen fliegen auf mich, weil: Ich bin ein Macher! Weisse?! Ich habe gelebt - Ich bin ein Tiger! Mir macht so schnell keiner wat vor. Und das is auch in der Politik - Politik! Versteh’n Sie mich? - nicht unwichtig.
Wie sieht Ihre Traumfrau aus, und welche Eigenschaften muss sie besitzen, um neben Ihnen bestehen zu können?
Wie sieht meine Traumfrau aus...? Zunächst einmal muss sie intellek... intelli... Also die darf nich doof sein. Damit geht’s schon mal los. Weil ich selber lese gerne. Beispielsweise - Ja, auch Frauenzeitschriften, alles was so auf'm Markt is. Aber meine Traumfrau hat vor allem eins: Sekt-piehl - dat braucht se. Ich stehe auf jüngere Frauen - So um die 40 - Dat is so mein Kaliber, sach ich janz ehrlich. Also wenn se schon noch jung sind, aber... Weisse?!
Ihre Arbeit lässt Ihnen kaum Zeit für Privates, und man weiß fast nichts über Ihr Privatleben. Haben Sie keine Angst, dass die Presse, jetzt wo Sie Kanzler werden wollen, da irgendwelche Geheimnisse aufdecken könnte?
Ja, sicher, es besteht die Gefahr, dass im Ansatz einer so großen politischen Karriere, die ich anstrebe, die Presse am Wühlen anfängt. Ich bin ja selber so 'ne Wühlmaus, weisse?! Weisse, ich wühl selber. Da muss man aufpassen, aber ich habe nicht viel zu verbergen - Ich habe eine Polin. Weisse? Die kostet 2,50 die Stunde - Ja, sicher, die feudelt dafür nicht überall durch, aber das Nötigste is dabei - Und ich hatte mal - Aber dat gehört hier nicht her - ...eine Thailänderin - Darf man das sagen? Thai-Frau. Thai... Weisse, so 'ne Zierliche. Darf man nicht sagen, nech?!
Sie stellen sich mit Ihrem sehr speziellen Look ganz bewusst gegen jedes Modediktat. So haben Sie z.B. die lange verschollene Herrenhandtasche zum Accessoire des Mannes von Welt gemacht. Woher nehmen Sie Ihre Inspirationen?
Ja, mein modischer Style - Sacht man, glaub ich, ne? Mein modischer Style ist eine Sache vom Zufall. Weisse?! Ich geh nach C&A. Dat is günstig und sind auch schöne Sachen dabei - Und dat Herrenhandtäschchen... Weisse?! Da sind meine Kreislauftabletten drin, aber auch wat für Rücken. Dat is praktisch. Sieht das weibisch aus? Is dat weibisch? Nee, nech?! Manche sagen, dat is weibisch. Finde ich nicht! Ich finde das männlich.
Sie haben vor Kurzem die HSP gegründet. Welche Ziele verfolgen Sie, und wofür steht die neue Partei?
Ich habe mich dazu entschlossen, eine eigene Partei zu gründen - die HSP! Horst Schlämmer Partei! Dat steht aber nicht bloß für „Horst“ und „Schlämmer“, dat steht auch für Humanimismus, Humismus... und Sozialität. Also, dat es gerecht is einerseits, und so menschlich. Und P is Partei. Ja, gut, dat muss man nicht sagen. Ich habe mich dafür entschlossen, weil ich finde - dat is eine Beobachtung, die ich gemacht habe - Es ist noch nicht jedem aufgefallen - Wir leben in einer Zeit, in der alles weniger geworden is. Meiner Ansicht nach muss mehr - Is zu wenig. Und weil’s so wenig is, habe ich diese Partei gegründet, weil es mehr sein muss! Und ich hab so einen Hals, wenn ich drüber nachdenke, wer da alles mitregiert. Weisse?! Ham doch alle einen an der Waffel! Kriech ich so’n Hals! Und deswegen habe ich die HSP gegründet. Die HSP is konservativ, liberal, links und alles. Da gibt’s doch nix zu meckern!
Was qualifiziert Sie als künftigen Kanzler Deutschlands?
Die Bundesrepublik Deutschland braucht als Bundeskanzler einen Macher! Einen, der gelebt hat! Einen, der weiß, wo es lang geht! Einen, der Menschlichkeit besitzt, aber auch Wärme. Jemand, der gesund is - also jetzt nicht kerngesund, aber so im Großen und Ganzen. Weisse?! Also ich lass ja Blutdruck messen. Und dieser Mann, der ich bin, weisse?!, der kann viel für dieses Land tun. Es muss wieder nach oben gehen. Es war lang genug Abschwung. Es muss wieder nach oben gehen. Es reicht mit der Rezension...ssision. Finde ich.
Sie sind ja eingefleischter Grevenbroicher...
Viele Grevenbroicher werfen mir vor, ich würde immer „Grevenbreuch“ sagen. Man sagt „Grevenbrooch“. Weisse, dat is Dehnungs-„i“. Aber ich bin nicht gebürtig von Grevenbroich, deswegen weiß ich dat nicht, hab mir das nur angewöhnt. Gebürtig bin ich von Korschenbroich. Deswegen konnte ich dat gar nicht wissen.
Was ist so toll an Ihrer Stadt?
Grevenbroich is eine Stadt mit Herz. Wenn de so in die Weite der rheinischen Landschaft schaust und den Braunkohle-Tage-Abbau so siehst und dat Heizkraftwerk so im Sonnenuntergang vor sich hin dampft... könnte ich weinen. Weil dat schön is. (Schlämmer ist zu Tränen gerührt) Ich liebe meine Heimat! Meine Heimat liebt mich nicht immer. Aber ich halte an ihr - an sie. Also ich bleibe an ihr dran.
Und wollen sie tatsächlich ihre Heimat verlassen und als Kanzler nach Berlin ziehen?
Berlin is die Hauptstadt. Deutschlands Herz schlägt in Berlin - aber nicht mehr lange! Weisse?! Weil, wenn ich Kanzler werde, dann wird Grevenbroich Hauptstadt. Ich kann dieses viel Rumgereise... Dat kann auch keiner von mir erwarten, dat ich dat alles mache. Ich mache Dinge gerne im Sitzen. Also bleibe ich Zuhause. Dat macht mich doch nicht schlechter?!
Herr Schlämmer, zum Abschluss noch eine politische Fachfrage: Was ist der so genannte „Hammelsprung“?
Äh, der Hammelsprung... Dat is, wenn die Abgeordneten - Dat is 'ne Wahl - Dat klingt wie... (Schlämmer grunzt anzüglich) Tschuldigung... Aber isses nicht. Dat heißt Hammelsprung. Warum weiß ich nicht. Wenn die Abgeordneten... Weisse?! Wenn die wählen sollen...wenn keine Zettel da sind... Manchmal ham die keine Zettel. Dann geh’n die raus, und dann kommen die durch mehrere Türen wieder rein. Meistens is ja „Ja“- und „Nein“-Entscheidung. Enthaltung geht wahrscheinlich durch die Mitte. Wer „Ja“ is geht rechts, wer „Nein“ is geht links, und wer Mitte is, der braucht auch gar nicht rein zu gehen. Weisse?! Also dat is Hammelsprung. ■

