Das Magazin - Interviews & Berichte
Interview mit Alexandra Kamp
Donnerstag, 20.8.2009 | Autor: mz | Quelle: Constantin

Zu Alexandra Kamp ist vor allem eins zu bemerken: Auch wenn sie der Figur im Film ihren Namen leiht, schlüpft sie dennoch in eine Rolle, die mit der echten Alexandra Kamp wenig zu tun hat, eine Rolle, in der sie der Anziehungskraft von Macht nicht widerstehen kann. Eine Rolle, in der sie sich, neben dem rein körperlichen Aspekt, vor allem durch eine gesunde Portion Ehrgeiz zum Kanzlerkandidaten Schlämmer hingezogen fühlt. Eine Rolle, in der sie durch ihre Entschlossenheit und ihr unfassbar gutes Aussehen den Carla Brunis und Michelle Obamas dieser Welt eine ganz klare Botschaft vermittelt: „Liebe First Ladies, zieht euch schon mal warm an.“

Alexandra Kamp wurde am 29. Dezember 1966 in Baden-Baden als Tochter des Musikers und Gastronomen Peter Kamp, alias Peter Griffin, geboren. Sie machte hier ihr Abitur und besuchte danach eine Schauspielschule in New York. Um sich das Studium finanzieren zu können, arbeitete Kamp als Kellnerin und als Model. Sie setzte ihre Ausbildung in Los Angeles und Paris fort und trat nach Abschluss der Ausbildung auf Theaterbühnen in Bern, Paris und Baden-Baden auf.

Ihr Filmdebüt hatte Kamp 1994 in der TV-Serie Alle Lieben Julia, danach war sie 1996 in Busenfreunde zu sehen und 1997 spielte sie mit Gila von Weitershausen im Thriller Eine Lüge zuviel. Ihre erste Rolle in einem Kinofilm hatte sie 1998 mit Riches, belles et cruelles an der Seite von Claudia Cardinale.

2001 war sie in einer Nebenrolle in der Sci-Fi-Komödie 2001 - Durchgeknallt im All mit Leslie Nielsen zu sehen. In dem amerikanisch-japanischen Martial-Arts-Film Shadow Fury hatte Kamp im selben Jahr mitgespielt. Im Sommer 2003 begleitete sie als Jurymitglied die Sat.1-Sendung Star Search, die sie während der zweiten Staffel nach Auseinandersetzungen mit dem Sender im Frühjahr 2004 verlassen musste.

Bisher waren Sie eher auf ernste oder romantische Rollen abonniert. Was hat Sie daran gereizt, die weibliche Hauptrolle in einer Komödie zu spielen?

Es ist schon interessant, dass ich 34 Jahre alt werden musste, um meine erste amerikanische Kinokomödie spielen zu dürfen, damals mit Leslie Nielsen. Aber ich musste geschlagene 42 Jahre für meine erste Kinokomödie in Deutschland warten. Was soll mir das sagen...? Und dann aber gleich vom „King of Comedy“ engagiert zu werden - das fühlt sich an wie ein Ritterschlag!

Wie war es, als Sie die Anfrage für die Rolle im Schlämmer-Film bekamen?

Ich saß in meiner Küche, war gerade dabei, Königsberger Klopse vorzubereiten, da bekomme ich eine SMS. Ich öffne mein Handy und lese: „Wir möchten Ihnen gerne die weibliche Hauptrolle im Horst-Schlämmer-Kinofilm anbieten. Herzlichst, Ihr Hape Kerkeling“. Ich hab natürlich gedacht: ,Das ist versteckte Kamera!' Ich hab in meiner eigenen Küche erstmal einige Momente nach versteckten Kameras gesucht. Aber es war tatsächlich wahr. Später habe ich Hape Kerkeling natürlich gefragt, warum ich? Und er meinte, er habe schon seit langem komödiantisches Potential in mir gesehen. Er hatte wohl ein „Making of“ einer Produktion gesehen, die ich gemacht habe, und befand mich für äußerst komisch. Dass das ausgerechnet mein Idol, und der meiner Meinung nach größte Komiker Deutschlands zu mir sagt, fand ich schon ziemlich großartig. Ich hab mich sehr gefreut über dieses Angebot.

Wie muss man sich das vorstellen, wenn die Schauspielerin Alexandra Kamp im Film eine Figur namens Alexandra Kamp darstellt, die sicher ganz anders ist, als die echte?

Also die Schauspielerin Alexandra Kamp, die im Film Horst Schlämmer - Isch kandidiere! zu sehen ist, ist natürlich genau so eine Kunstfigur, wie Horst Schlämmer selbst. Ich bin da genauso herangegangen, wie ich an eine andere Rolle herangehen würde: Angenommen, ich sollte Sophia Loren in einem Film darstellen, dann würde ich mir natürlich alle ihre Filme angucken. Im Falle der Alexandra Kamp habe ich eigentlich fast alle ihre Filme gesehen... Außerdem würde ich möglichst viel über die Person lesen. Im Falle der Alexandra Kamp habe ich viele bunte Blättchen zu Rate gezogen und habe das Bild einer sehr interessanten, facettenreichen Frau gesehen. (lacht) Und darauf habe ich mich gesetzt - und zwar voll auf die Zwölf!

Im Film müssen Sie auch Mut zur Hässlichkeit beweisen.

Ich muss sagen, eine meiner absoluten Lieblingsszenen ist die mit dem riesengroßen Herpes im Gesicht, mit dem ich dann beim Deutschen Filmpreis über den roten Teppich gelaufen bin. Was hab ich mich auf diese Szene gefreut! Irgendwann sagte mir der Regisseur Angelo Colagrossi unter vier Augen, dass er da so eine Idee hätte. Sie hätten da eine Szene ins Drehbuch geschrieben, in der ich einen Hautausschlag an der Oberlippe habe und ob ich ein Problem damit hätte, das zu spielen. Ich sagte: »Nein! Gar nicht! Und wenn wir schon dabei sind, lasst uns doch den Filmpreis dafür nehmen. Dann flaniere ich damit über den roten Teppich.« Ich fand das super. Also, es war mit meine Idee, mit dem falschen Ausschlag über den roten Teppich zu gehen, und ich hätte wahnsinnig gern noch mehr Interviews gegeben und Pressefotos gemacht, aber wir konnten die Szene leider nur einmal spielen. Ich hab mich am nächsten Tag so gefreut über die hämischen Kommentare in der Presse, über Alexandra Kamp, die mit einem Hautausschlag über den roten Teppich lief. Besonders amüsierte mich, dass Leute tatsächlich denken, ich würde mit so einem Hautausschlag im Gesicht eine solche Veranstaltung besuchen!

Vergisst man beim Dreh, dass Hape Kerkeling hinter der Figur des Horst Schlämmer steckt?

Was ich wirklich erstaunlich finde, ist, wie sehr Hape Kerkeling hinter seinen Figuren verschwindet. Das bedeutet, ich drehe mit Horst Schlämmer und sehe und empfinde nur Horst Schlämmer. In dem Moment denke ich, ich hab mich daran gewöhnt. Und in der nächsten Szene drehe ich mit Uschi Blum und hab das Gefühl, das ist eine Frau, das ist Uschi Blum! Es ist völlig faszinierend und spannend, das zu sehen. Es gibt ja auch keinen Komiker, der so viele Sprachen spricht und so viele Dialekte nachmachen kann, wie Hape Kerkeling. Er schafft es, Leute hochzunehmen, aber immer auf eine sehr sympathische Art und Weise. Er kann dabei sehr frech sein, aber er verletzt nicht. Das macht seinen Charme und Erfolg aus.

Wie lustig sind die Dreharbeiten für eine Komödie tatsächlich? Wird auch gelacht, wenn die Kamera nicht läuft?

Ich kann stolz von mir behaupten, dass ich keine Szene geschmissen habe, weil ich lachen musste. Aber in Umbauphasen, wenn wir mal einen Kaffee getrunken haben, und Horst Schlämmer dann neben mir stand, und plötzlich ganz normal mit mir gesprochen hat - dabei habe ich den einen oder anderen Kaffee verschüttet. Am Filmset wurde sehr viel gelacht. Das waren die schönsten und komischsten Dreharbeiten, die ich je erlebt habe.

Reizt es Sie, nach den Erfahrungen bei den Dreharbeiten, sich selber in der Politik zu engagieren?

Ich habe mich entschieden, Kommunalpolitik zu betreiben. Sei es, mit dem Klingelbeutel vor der Gedächtniskirche in Berlin zu stehen, um ein bisschen Geld - drei Millionen... - für die Sanierung des alten Turms zu sammeln, oder mich in meiner Heimatstadt Baden-Baden auf den Flohmarkt zu stellen und meine Sachen zu verkaufen, um Geld für das dortige Hospiz zu sammeln. Ich finde, jeder kann im Kleinen etwas beitragen. Wenn viele Menschen kleine Dinge tun, dann kann man Großes bewirken. Es muss nicht immer die große Politik sein.

Im Film lernen Sie Horst Schlämmer bei einer erotischen Buchlesung kennen. Könnte so eine Begegnung auch im wirklichen Leben passieren?

Das kann ich mir durchaus vorstellen! Im August kommt nämlich mein erstes Hörbuch raus: „Sexus“ von Henry Miller, gelesen von mir. Und ich lade alle Chefredakteure und stellvertretenden Chefredakteure herzlich ein, spannende Momente zu erleben und gute Rezensionen zu schreiben.

Jetzt noch eine „Fachfrage“ an die Filmfigur Alexandra Kamp: Bitte erklären Sie uns den so genannten „Hammelsprung“.

Ich soll den Hammelsprung erklären? Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?! Hat Horst Ihnen das gesagt? Das hat der nicht wirklich... Na gut, wenn’s die ganze Welt wissen soll... Das ist unsere Lieblingsstellung! So, jetzt ist es raus. Dann hat er Ihnen wahrscheinlich auch erklärt, wie die aussieht, oder?! Hammelsprung...! (Frau Kamp bricht entrüstet das Interview ab ;-))

Interview mit Horst Schlämmer Inglorious Basterds