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Kill the Boss - Interview mit John Francis Daley
Donnerstag, 7.7.2011 | Autor: mz | Quelle: Vulture

Schauspieler John Francis Daley begnügt sich nicht nur mit seinem Hauptberuf. Viele kennen ihn als Dr. Lance Sweets in der Serie Bones - Die Knochenjägerin, aus Boston Public oder aus der kurzlebigen Serie Voll daneben voll im Leben (Freaks and Geeks; 1999). Zusammen mit seinem Partner Jonathan Goldstein gehören sie jedoch mittlerweile zu den gefragtesten Komödienschreibern Hollywoods.

Ihr erster auch produzierter Film, Seth Gordons schwarze Komödie Kill the Boss, kommt an diesem Wochenende in die Kinos (deutscher Starttermin ist der 1. September 2011). Doch in der Zwischenzeit, bis zum Drehbeginn der nächsten Bones-Staffel, versuchen sie, ihren „Ferienjob“ voranzubringen, und arbeiten an verschiedenen Projekten, u.a. mit Steve Carell.

© Brian Bowen Smith/FOX

Wann kamen Sie auf die Idee, eine Karriere als Autor zu verfolgen?

Ich schreibe seit meinem 7. Lebensjahr. Ich erinnere mich an den Keller in unserem Haus, diesen feuchten, schrecklichen Keller, in dem ich mit nicht gerade willigen Teilnehmern Stücke spielte. Ich musste den Kindern in der Nachbarschaft versprechen, dass ich im Anschluss an die Proben meines blöden Stücks mit ihnen Nintendo 64 spielen würde. Das Epos, an das ich mich am meisten erinnere, ist die Geschichte, die in Pompeji zu Zeiten des Vesuv-Ausbruchs spielte. Das war zum Lachen, und zum Heulen...

Und dann habt ihr Mario Kart gespielt?

Genau!

Als Sie zum ersten Mal als Autor zu einem Meeting kamen, waren die Leute überrascht, als sie Sie aus dem Fernsehen wiedererkannt haben?

Ziemlich oft. Ich erinnere mich an ein bestimmtes Treffen mit Stacey Snider von DreamWorks. Als sie uns gerade von einer Idee erzählen wollte, kam plötzlich Steven Spielberg hinein. Ich hatte Steven bereits vor zehn Jahren getroffen, als ich Voll daneben voll im Leben drehte. Er hatte meinem Vater gesagt, er möge mir einen Schneidecomputer und eine Kamera besorgen, damit ich Filme drehen kann, weil ich mal meinem Vater gegenüber geäußert hatte, dass ich so etwas mal machen wollen würde.

Ich glaube aber nicht, dass sich Steven an die damalige Begenung erinnerte. Er sah mich mit diesem Irgendwo-her-kenne-ich-dich-Blick an. Schließlich erinnerte ich ihn und er sagte: »Oh, wow, du schreibst jetzt also? Und du spielst noch?« Dann fuhr er fort, uns seine Idee zu unterbreiten, woraus ein Projekt wurde, das wir letztendlich unterzeichneten, es zu schreiben. Das war also eines der surrealsten Treffen, die ich je hatte.

Hatten Sie je daran gedacht, eine der drei Hauptfiguren in Horrible Bosses selbst zu spielen?

In der Tat, bevor sie irgendeine Besetzung hatten, stand zur Debatte, welches Alter die drei Typen haben sollten. Sie ließen zunächst jeden vorsprechen. So sprach ich Seth Gordon die Rolle des Nick vor, die im Film von Jason Bateman gespielt wird. Das war sehr merkwürdig, Material zu lesen, das ich selbst geschrieben habe.

Aber ich bin sehr froh darüber, dass sie diese unglaublichen Spieler gefunden haben. Und es kommt so besser rüber, dass sie älter sind, denn ich glaube nicht, dass es glaubwürdig wäre, wenn jemand, der so jung ist, bereits den Drang verspürt, seinen Boss umzubringen. Das würden Sie ihm nicht abkaufen.

Haben die Leute Sie gefragt, wie Sie so etwas schreiben können, obwohl Sie wahrscheinlich noch nie in einem Büro gearbeitet haben?

Das haben sie. Die größte Frage ist immer: „Hatten Sie jemals einen fiesen Boss?“ Aber da ich nie einen Boss im traditionellen Sinn hatte, kann ich nur als Antwort geben: Ja, die Leiter des Studios, die Voll daneben voll im Leben eingestellt haben!

Haben Sie einen Assistenten?

Nein, habe ich nicht. Und ich vermeide es, einen Assistenten zu haben, denn dann wär ich ja der fiese Boss. Ich kann als 25jähriger keinen Assistenten rechtfertigen. Ich kann das einfach nicht! Ich sollte einen haben, schon allein wegen der grundlegenden Dinge wie: Ich komme nach hause und finde einen leeren Kühlschrank vor, weil ich nie Zeit habe, etwas anderes zu tun als arbeiten. Es wäre schon hilfreich, aber...

Wenn es 13jährige Schauspielerinnen mit Assistenten gibt, denke ich, es wär cool für Sie, auch einen zu haben.

Ja, aber deren Assistenten sind zumeist ihre Eltern. [lacht]

So viele Leute aus der Besetzung von Voll daneben voll im Leben schreiben oder führen mittlerweile Regie. Was denken Sie über diesen gemeinsamen Nenner?

Ich denke, Allison Jones und Paul Feig und Judd Apatow waren alle genial damit, das Potenzial in diesen Unbekannten zu finden. Ich weiß wirklich nicht, wie es dazu kam, dass sie eine solch kreative Gruppe von Leuten finden konnten, ohne deren vorherige Arbeiten sehen zu können. Keiner hatte eine vorherige Arbeit vorzuweisen! Es könnte eine Portion Glück im Spiel sein, aber hauptsächlich war es ihnen möglich, diese versteckten Talentjuwelen aufzuspüren.

Viele der Hauptakteure von damals arbeiten immernoch mit Judd Apatow. Haben Sie mit ihm mal über eine Zusammenarbeit gesprochen?

Ab und zu sprechen wir miteinander, doch das Thema, mit ihm erneut zusammenzuarbeiten, ist nie aufgekommen. Ich bin dem offensichtlich aufgeschlossen, und ich bin mir sicher, er auch, doch wir sind beide mit unseren eigenen Projekten sehr beschäftigt. Ich kann aber ein wenig Befriedigung darin finden, dass ich diese neue Karriere hauptsächlich ohne fremde Hilfe, außer meinem Schreibpartner, starten konnte.

Was halten Sie von der großen Wendung im Bones-Staffelfinale?

Nun, ich wusste, dass das geschehen wird, noch bevor eine Menge andere Leute das wussten. Als ich herausgefunden hatte, dass Emily [Deschanel] schwanger sei, wusste ich, dass sie das irgendwie in die Serie einbauen würden. Es wird das erste Mal sein, dass wir die beiden in einem völlig anderen Licht sehen, und ich spekuliere nur, ich vermute, dass sie in der kommenden Staffel irgendeine Art Beziehung haben werden. Es wird interessant sein, zu sehen, wie das ihre Beziehung und ihre Chemie verändern wird.

Es gab eine Menge Fans, die aufgebracht waren, dass es keine Booth/Brennan-Sexszene gab. Gehören Sie auch dazu?

Nun, wenn wir eine HBO-Serie wären, liefen die Dinge ein wenig anders. Sie hätten in den letzten Episoden Emilys Schwangerschaft verstecken müssen. Und ich wüsste nicht, wie man so etwas nackt im Bett hätte verstecken können. Aber ich hab es ja in der Tat live gesehen. Ich habe damit schon genug gesehen. [lacht]


OT: Horrible Bosses
USA 2011
Komödie
FSK: Beantragt ab 12 Jahren
100 min


mit
Jason Bateman (Nick Hendricks) Tobias Kluckert
Jason Sudeikis (Kurt Buckman) Norman Matt
Charlie Day (Dale Arbus) Marius Clarén
Kevin Spacey (Dave Harken) Till Hagen
Jennifer Aniston (Dr. Julia Harris) Ulrike Stürzbecher
Colin Farrell (Bobby Pellitt) Florian Halm
Ioan Gruffudd (Mann für Drecksarbeit)
Jamie Foxx (Dean 'MF' Jones) Charles Rettinghaus
Donald Sutherland (Jack Pellit) Jochen Striebeck
John Francis Daley (Carter)
Brian George (Atmanand)
Julie Bowen (Rhonda Harken)
Wendell Pierce (Detective Hagan)
Ron White (Detective Samson)
Bob Newhart (Lou Sherman)
Seth Gordon (Ralph Peterberg)

musik
Christopher Lennertz

kamera
David Hennings

drehbuch
Michael Markowitz
John Francis Daley
Jonathan M. Goldstein

regie
Seth Gordon

produktion
New Line Cinema
Rat Entertainment

verleih
Warner Brothers

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