Kinostarts August 2016
»Willst du einen sicheren Job, arbeite bei IKEA!« - Geran
Der Amerikaner Casey, der in Köln für den Gangster Geran als Fluchtfahrer arbeitet, trifft eines Abends in Gerans Club auf die attraktive Amerikanerin Juliette, die eine Auszeit von ihrem Studium nimmt. Beide verlieben sich ineinander, doch Juliette weiß von Caseys gefährlichem Beruf und will nichts mit einem Verbrecher zu tun haben.
Als Geran Casey und seinen Partner-in-Crime Matthias, die er, seinem Drogenkonsum zufolge, der Einfachheit Burt Reynolds und Grease Lightning nennt, zu sich bittet, um ihnen einen Auftrag zu unterbreiten, winkt Casey in Anbetracht seiner aufgeblühten Gefühle für Juliette ab und verbringt seine Zeit fortan mit seiner neuen Liebe.
Doch schon bald bekommt diese ihre erste Bestandsaufnahme, als Juliette eines Abends beim Wodkasaufen im Schnee kollabiert. Welch ein Wunder - es muss eine neue Niere her. Doch da sie keine deutsche Staatsbürgerin ist, übernimmt die Krankenkasse leider nicht die Rechnung. Also muss das Geld für die Transplantation anderweitig aufgetrieben werden. Casey sieht sich demnach gezwungen, einen letzten Job für Geran anzunehmen, wenn er Juliette und seine gemeinsame Zukunft mit ihr retten will.
Geran, der mit seinem Geschäftspartner Hagen Kahl im Clinch liegt, weil dieser sich kultivierter und erhobener fühlt als sein Nutten und Drogen konsumierender Drogenschmuggelpartner, will Kahl eins auswischen, indem er einen Transport überfallen will - für Casey eine Menge Geld, mehr als genug für Juliettes Nierentransplantation. Aber wie es so kommt, gibt es Komplikationen und Casey sieht sich plötzlich auf der Flucht vor Kahl und dessen Schergen...
»Willst du das Rennpferd sein oder die Nutte?« - Geran
Eran Creevy, der zuletzt James McAvoy gegen Mark Strong in Welcome to the Punch durch London jagte, wechselt hier den Schauplatz aufs Festland, genauer gesagt, nach Deutschland, speziell Köln, um „X-Man“ Nicholas Hoult gegen die Oscar®-Gewinner Anthony Hopkins und Ben Kingsley antreten zu lassen. Für die Stunts kooperierte er mit der lokalen Größe, die bereits für zahlreiche Stunden die Autobahnpolizei „Cobra 11“ über die TV-Schirme jagte - Action Concept.
Kameramann Ed Wild, der bereits mit Autor/Regisseur Eran Creevy bei Welcome to the Punch und dessen Debüt Shifty (2008) zusammengearbeitet und Felicity Jones in Powder Girl ins rechte Schneelicht setzte, weiß die richtigen Einstellungen zu finden, was er u.a. bei seinem Debüt Severance (2006), der Miniserie Fleming und dem diesjährigen ►London has fallen bewiesen hat. Für die passende musikalische Untermahlung sorgt Ilan Eshkeri, der sich ebenfalls u.a. bei Layer Cake (2004), Kick-Ass (2010), Strike back (2010-12), Coriolanus (2011) und 47 Ronin (2013) beweisen konnte.
Während der einstige Filmsohn Toni Collettes vom „Tag der toten Ente“ 14 Jahre später bereits zum Actionhelden gereift ist, tastet sich Felicity Jones hier behutsam ins Actiongenre, um am Ende des Jahres als Tochter von Mads Mikkelsen die Pläne des Todessterns in Star Wars: Rogue One zu stehlen. Als Casey und Juliette geben sie ein niedliches Pärchen ab, auch die Chemie der Schauspieler scheint zu stimmen.
»Shakespeares Helden sind allesamt auf brutale Weise ums Leben gekommen.« - Hagen Kahl
Am interessantesten ist jedoch das Gerangel zwischen den Schauspielgrößen Anthony Hopkins und Ben Kingsley, die sich hier in diesem B-Action-Kracher gegenseitig messen. Während Hopkins als Shakespeare zitierender Wirtschaftsmagnat mit SS-Methoden für Zucht und Ordnung in seinem Unternehmen sorgt, spielt Kingsley seinen Gangster Geran mit solch einer Überheblichkeit, dass es eine wahre Wonne ist, und man am Ende schon fast die Hauptliebesgeschichte vergessen und sich auf Gerans Seite stellen will.
Natürlich gibt es zuletzt noch einen netten kleinen Twist, damit einem Happy-End nichts nachstehen kann, der dann aber auch nochmal die Zuschauerhirne anstrengt, wenn Casey die wahren Ereignisse in bester Trickausplaudermanier (aber nicht ganz so hirnzerreißend wie bei ►Die Unfassbaren) rekapituliert. Neben den schönsten Autobahnjagden der 70er, 80er und 90er führt die Jagd auch durchs idyllische Monschau, das, im oberen Rurtal gelegen, Rheinland-Westfalen mit Belgien verbindet. Collide ist ein zünftiger Actionfilm, der Spaß macht und keine Langeweile aufkommen lässt. Hinzu kommen noch Gastauftritte von Lokalgrößen wie Clemens Schick, Joachim Król und Til Schweigers Tatort-Gegner Erdal Yıldız. ■ mz