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Elizabeth Taylor
Mittwoch, 23.3.2011 | Autor: mz

Liz Taylor war ein Star der Superlative. Sie galt als die schönste Schauspielerin der Welt, ihr wurden die höchsten Gagen bezahlt. Und sie lebte ein öffentliches Leben zwischen Glamour, Sensation, Skandal und Absturz. Heute Morgen ist sie im Alter von 79 Jahren sanft entschlafen.

Dame Elizabeth Rosemond Taylor wurde am 27. Februar 1932 im Londoner Stadtteil Hampstead als Tochter des Kunsthändlers Francis Lenn Taylor (1897–1968) und Sara Viola Taylor (geb. Warmbrodt 1895–1994), einer Schauspielerin, die bis 1927 unter ihrem Künstlernamen Sara Sothern auf verschiedenen US-amerikanischen und Londoner Bühnen aufgetreten war, geboren.

Die Familie gehörte der wohlhabenden oberen Mittelschicht an. Von früher Kindheit an hatte Elizabeth Reitunterricht und nahm Ballettstunden. Von 1937 an besuchte sie die private Byron House School in Highgate. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs verließ die Familie das von deutschen Luftangriffen bedrohte London und zog nach Kalifornien: zunächst nach Pasadena, dann Pacific Palisades und schließlich Beverly Hills, wo Francis Taylor in der Filmszene Kunden für seinen Kunsthandel zu finden hoffte.

Elizabeth besuchte dort die Hawthorne Elementary School, nahm weiterhin Reit-, Ballett- und zusätzlich Gesangsunterricht. Wirklich gut getanzt oder gesungen hat sie jedoch nie. Die Taylors kamen nach Kalifornien in einer Zeit, in der man sich dort für niedliche Kinderstars wie Freddie Bartholomew und Shirley Temple begeisterte. Nach vergeblichen Anläufen konnte die Mutter schließlich den Universal-Chairman John Cheever Cowdin bewegen, Taylor in einer kleinen Filmrolle in einer Komödie einzusetzen. Der Film hatte keinen Erfolg und Taylors Vertrag wurde nicht verlängert.

1942 gewannen die Eltern den MGM-Produzenten Samuel Marx dafür, sie in dem „Lassie“-Film Heimweh einzusetzen. Nachdem dieser aufwändig in Technicolor produzierte Film sich in den Kinos bezahlt machte, erhielt Taylor einen siebenjährigen Studiovertrag, unter dem sie 1944 zunächst zwei winzige Rollen spielte. Der Handlungsort der Filme war England, und einer der Gründe, warum Taylor für diese Rollen ausgewählt wurde, war ihr britischer Akzent, den sie noch nicht abgelegt hatte.

Da sie gut ritt und genau den Vorstellungen entsprach, die die Produzenten von diesem Charakter hatten, wurde Taylor Anfang 1944 für die Titelrolle in der aufwändigen Prestigeproduktion Kleines Mädchen, großes Herz ausgewählt. Es war Taylors erste Titelrolle und der erste Film, in dem die inzwischen Zwölfjährige in fast jeder Szene auftrat.

Da der Film sich nach seinem Kinostart im Dezember 1944 als äußerst profitabel erwies, begann die mächtige MGM-Werbeabteilung, Taylor als Star herauszubringen. Sie galt zunächst als (tiernärrisches) „Mädchen von nebenan“, bevor sie 1947 ins Jungmädchenfach gesteckt wurde. Es war die Zeit, in der der Begriff des „Teenagers“ erfunden wurde. In den USA gab es bis dato die „Bobby Soxer“, eine markante eigene Kultur, zu der das Miteinander-Gehen und stundenlange Telefongespräche gehörten.

Durch die beiden Filme Cynthia und Wirbel um Judy erlangte Elizabeth Taylor in den USA den Rang einer Teen Queen, deren stilistischem Vorbild viele ihrer Altersgenossinnen nachzueifern begannen. So erschien sie nach dem Kinostart von Cynthia zum ersten Mal auch auf dem Titelblatt des einflussreichen Magazins Life. In den folgenden Jahrzehnten wurde sie dort häufiger abgebildet als irgendein anderer Filmstar. In Cynthia verkörperte Taylor ein überbehütetes und unglückliches junges Mädchen, das gegen die Bevormundung durch ihre Eltern rebelliert, und entsprach damit einem Bild, das die Presse inzwischen auch von der realen Elizabeth Taylor hatte.

Um 1950 begann das Studio, sie als „Leading Lady“ zu präsentieren, da MGM bereits mit Ava Gardner in Richtung Sexsymbol arbeitete. Die Filme Vater der Braut und das Sequel Ein Geschenk des Himmels waren zwei vollständig auf das Talent von Spencer Tracy zugeschnittene Filme über die heiteren Erlebnisse eines Vaters, dessen Tochter (Elizabeth Taylor) heiratet und ihr erstes Kind bekommt. 40 Jahre später wurde der Stoff mit Steve Martin und Kimberly Williams neu verfilmt.

Mit ihrer kurzlebigen Heirat mit dem Hotel-Erben Nicky Hilton begann auch ihr Leben in ausschweifendem Luxus. Richard Burton erwarb für sie später z.B. eine der wertvollsten Juwelensammlungen der Welt. Keinen Hehl machte Taylor auch aus ihren häufig wechselnden sexuellen Beziehungen. Sie nutzte dieses autonome Image, um die Öffentlichkeit zum Genuss zu korrumpieren, eng verzahnt mit der naiven Begeisterung, die den wirtschaftlichen Aufschwung der 1950er Jahre begleitete.

Es folgten Filme, in denen sie verschiedene Frauentypen darstellte. Da wär die starke, sich jedoch gleichzeitig nach Unterwerfung sehende Frau, die sie u.a. in Symphonie des Herzens, Die Katze auf dem heißen Blechdach, Cleopatra und zugespitzt in Der Widerspenstigen Zähmung spielte. Eine andere Variante des Luxusgeschöpfes war der Typus der charmanten, aber oberflächlichen, selbst- und vergnügungssüchtigen jungen Frau, die sie in der F.-Scott-Fitzgerald-Adaption Damals in Paris voll entfaltete.

Ihrer letzten Rolle für MGM über die unglückliche Liebe eines Callgirls zu einem verheirateten Mann in Telefon Butterfield 8 hat sie ihren ersten Oscar® zu verdanken. Trotz des schwachen Drehbuchs gelang es Taylor, ihr schauspielerisches Repertoire noch einmal zu erweitern und anstelle einer süßen, unschuldigen jungen Frau erstmals einen Charakter mit dunklen, sinnlichen und bösen Seiten darzustellen.

Die unter Druck befindliche Produktionsfirma 20th Century Fox engagierte sie dann 1958 für die Titelrolle in dem Monumentalfilm Cleopatra, wofür sie mit einer Million Dollar die bis dato teuerste Gage der Filmgeschichte erhielt. Da Taylor später auch als Koproduzentin am Gewinn beteiligt wurde, beliefen sich ihre Gesamteinnahmen aus dem Film schließlich auf mehr als sieben Millionen Dollar.

Im September 1961 kam dann Richard Burton als Marcus Antonius an Bord. Da sowohl Taylor als auch Burton verheiratet waren und Studios wie die Fox mit der Presse mittlerweile keine Diskretionsübereinkünfte mehr hatten, erregte die Liebesbeziehung, die sich zwischen den beiden Schauspielern während der Dreharbeiten in Rom entwickelte, in der Öffentlichkeit mehr Anstoß als irgendeine von Taylors früheren Affären.

Als Taylor und Burton 1964 schließlich heirateten, waren sie in der Boulevardpresse so präsent und das Bedürfnis des Publikums, das Paar auf der Leinwand zu erleben, so groß, dass bis 1967 alle Filme, in denen Taylor und Burton gemeinsam auftraten, ihre Herstellungskosten problemlos eingespielt haben, und zwar selbst in Fällen, in denen die Kritik das Produkt verriss.

1967 erhielt sie für ihre Rolle in Wer hat Angst vor Virginia Woolf? ihren zweiten Oscar®. In dem von gewagten Dialogen getragenen Kammerspiel über die Illusionen, die alle menschlichen Beziehungen, besonders aber eine Ehe bedrohen, spielte Taylor erneut einen äußerst komplexen Charakter, und zum ersten Mal eine hässliche Frau, die noch dazu 12 oder 15 Jahre älter war als sie selbst.

Das Fernsehen hatte bereits in den 50er Jahren begonnen, das Kino zu verdrängen, und gewann in den folgenden beiden Jahrzehnten immer größere Bedeutung. Auch Elizabeth Taylor trat 1972 erstmals in einer Fernsehrolle auf, nämlich in dem für ABC produzierten Fernsehfilm Seine Scheidung, ihre Scheidung. Es war ihr letzter gemeinsamer Filmauftritt mit Richard Burton. Ihre Ehe wurde 1974 geschieden. 1975 heirateten sie erneut, ließen sich aber 1976 schon wieder scheiden.

Passend zu ihrem Image hatte sie im Fernsehen Gastauftritte u.a. in General Hospital, Hotel und Fackeln im Sturm. 1992 durfte sie bei den Simpsons Maggies bislang einziges Wort sagen. Ihre letzte Kinorolle spielte sie in der Realverfilmung von Familie Feuerstein.

Taylor wurde 1972 vierzig Jahre alt und war damit nach den Maßstäben Hollywoods für eine Leading Lady zu alt. Die Suche nach guten Rollen wurde auch durch ihre zunehmende Körperfülle erschwert. Weiter beschleunigt wurde das Ende ihrer Filmkarriere durch ihre Heirat mit dem republikanischen Politiker und späteren Senator John Warner, mit dem sie von 1978 anlebte.

1981 trat Taylor, obwohl sie als Schauspielerin über keine entsprechende Technik verfügte, erstmals am Broadway in dem Familiendrama „Die kleinen Füchse“ als Bühnendarstellerin auf. 1983 folgte Noël Cowards Scheidungslustspiel „Private Lives“, in dem Taylor ein letztes Mal neben Richard Burton auftrat, der 1984 starb. Obwohl es von der Kritik verrissen wurde, war „Private Lives“, bei dem Taylor diesmal auch als Koproduzentin mitverdiente, ein weiterer Publikumserfolg.

Im Dezember 1983 begann Taylor, die seit der Partnerschaft mit Burton Alkohol, und später auch Medikamente, missbrauchte, eine siebenwöchige stationäre Entzugstherapie im kalifornischen Betty Ford Center. Taylor war neben Liza Minnelli die erste sehr prominente Persönlichkeit, die offen über diese Behandlung sprach und damit auch um Akzeptanz und die Anerkennung von Alkoholismus als Krankheit warb.

Genüsslich notierte die Presse jeden Skandal, jede Affäre, die häufigen Krankheiten, Entziehungskuren, Gewichtszunahmen und Diäterfolge. Elizabeth Taylor lebte unter den Augen der Öffentlichkeit, von früher Kindheit an. In der Regel gelang es ihr, das gierige Interesse der Öffentlichkeit an ihrem Leben aktiv zu nutzen, nicht nur für ihre Karriere. In der Öffentlichkeit war sie zuletzt beim Begräbnis von Michael Jackson zu sehen. Mit ihr ist eine der letzten Hollywoodikonen des vorigen Jahrhunderts von uns gegangen. ■

© mptv
geburtsname:
Elizabeth Rosemond Taylor

geboren:
27.2.1932

gestorben:
23.3.2011

beruf:
Schauspielerin

todesursache:
Herzversagen

bekannte werke:
Kleines Mädchen, großes Herz
Heimweh
Cynthia
Der Vater der Braut
Ein Platz an der Sonne
Ivanhoe - Der schwarze Ritter
Elefantenpfad
Damals in Paris
Giganten
Die Katze auf dem heißen Blechdach
Telefon Butterfield 8
Cleopatra
Hotel International
Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
Der Widerspenstigen Zähmung
Die Stunde der Komödianten
Die Nacht der tausend Augen
Der blaue Vogel
Mord im Spiegel
Fackeln im Sturm
Familie Feuerstein
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