Multiplex
Everybody's fine
Kinostart: 18.3.2010 | Autor: mz

Allen geht's gut heißt der Film, den Giuseppe Tornatore (Cinema Paradiso) 1990 schrieb und drehte. Gianni Nunnari (The Departed, 300, Shutter Island) ergatterte sich die Rechte und produzierte nun ein amerikanisches Remake unter der Regie von Kirk Jones (Lang lebe Ned Devine, Eine zauberhafte Nanny).

Jones wollte nicht einfach nur das Original in englisch nachfilmen, das wäre auch nicht in Tornatores Sinne gewesen, wie Jones vermerkte. Dafür gab er dem Film seinen eigenen Stempel. Er schrieb nicht nur eine Dramödie voll mit schrulligen Figuren. Der Film ist gleichzeitig ein kleines Reisetagebuch durch die USA.

Kaum ein Mensch achtet bei der Reise mit dem Zug auf vorbeiziehende Stromleitungen, außer Frank Goode. Sein ganzes Leben lang hat er in einer Kabelfabrik hart gearbeitet, um seiner Familie ein gutes Leben zu ermöglichen.

Mittlerweile ist er ein typischer Witwer im Ruhestand - beigefarbenes Rentneroutfit und adrett eingerichtetes Haus inklusive. Über das erfolgreiche und glückliche Leben der vier Kinder hielt ihn ausschließlich seine Frau auf dem Laufenden, doch nach deren Tod erwachen in Frank plötzlich lange versteckte Vatergefühle.

»Ich weiß nicht, was mit euch Kindern los ist. Ihr habt eurer Mutter alles erzählt, aber mir erzählt ihr gar nichts.« - Frank Goode

Als alle vier Kinder einer nach dem anderen den geplanten Wochenendbesuch absagen, beschließt Frank einen Road Trip der besonderen Art. Er packt den Koffer für eine spontane Reise quer durch die USA mit dem Ziel, seine Kinder zu überraschen: den Künstler David, die Werbeagenturchefin Amy, den Dirigenten Robert und die Tänzerin Rosie. Doch nach und nach stellt er fest, dass die Vier lange nicht so erfolgreich und zufrieden mit ihrem Leben sind wie er immer dachte.

Nunnari sagte über Jones, und dem kann ich nur beipflichten: »Die Art, mit der sich Kirk ausdrückt ist so fantastisch - er schreibt voll mit menschlichem Gefühl.« Jones zeigt die amerikanische Familie aus einem externen Blickwinkel, jenseits von Hollywood-Schnick-Schnack und Markenbewusstsein. Er konzentriert sich auf die Geschichte und auf seinen Hauptdarsteller Robert de Niro, der hier eine weitere Paraderolle abliefert.

Die Figuren wirken alle so real. Auch die Schnitte, wenn Frank jedes Kind zum ersten Mal nach Jahren wiedersieht und zunächst die Erinnerung des kleinen Kindes sieht, das dann schließlich als Erwachsene(r) im Arm landet, lassen einfach mal die Augen feucht werden.

Auch wenn dieser Film, wie damals das Original, in der Masse untergehen wird, kann ich ihn nur empfehlen. Er verliert allerdings auch nicht, wenn man ihn sich später auf DVD ansieht. Nur eins sollte man nicht vergessen: Der Film ist mehr Drama als Komödie und setzt voll auf die Taschentuchindustrie, was bedeutet: Er trifft genau ins Herz. ■


OT: Everybody's fine
USA 2009
Drama/Komödie
FSK: Freigegeben ab 6 Jahren
99 min


mit
Robert de Niro (Frank Goode) Christian Brückner
Drew Barrymore (Rosie) Nana Spier
Kate Beckinsale (Amy) Marie Bierstedt
Sam Rockwell (Robert) Dietmar Wunder
Austin Lysy (David)
Lucian Maisel (Jack)
Damian Young (Jeff)
James Frain (Tom)
Melissa Leo (Colleen)
Katherine Moennig (Jilly)
James Murtaugh (Dr. Ed)
Chandler Frantz (junger David)
Lily Sheen (junge Amy)
Seamus Davey-Fitzpatrick (junger Robert)
Mackenzie Milone (junge Rosie)

musik
Dario Marianelli

kamera
Henry Braham

drehbuch
Kirk Jones
basierend auf „Stanno tutti bene“ von
Giuseppe Tornatore
Massimo de Rita
Tonino Guerra

regie
Kirk Jones

produktion
Miramax Films
Radar Pictures
Hollywood Gang Productions

verleih
Disney