Multiplex
Faster
Kinostart: 17.3.2011 | Autor: mz

George Tillman jr. wagt sich nach Ausflügen in die Produktion (u.a. die Barber-Shop-Filme) nach 10 Jahren wieder auf den Regiestuhl, um nach Filmen wie Soul Food und Men of Honor das Actiongenre zu erkunden. Mit Ex-Wrestler „The Rock“, Dwayne Johnson, kann er auch auf einen Schauspieler bauen, der das Projekt sinnvoll auf der Leinwand präsentieren kann.

Nach seinen Experimenten im Familienbereich (Zahnfee auf Bewährung, Die Jagd zum magischen Berg) kehrt dieser nun zurück ins Actionland, und das gleich düsterer als je zuvor. Mit seiner Präsenz und minimalistischer Schauspielkunst ist er in dem Film richtig aufgehoben und heizt den Zuschauern ordentlich ein.

Nach zehn Jahren im Gefängnis hat Driver nur ein einziges Ziel: den Mord an seinem Bruder zu rächen, der während eines verpfuschten Banküberfalls, der zu seiner eigenen Verhaftung führte, zu Tode kam. Als freier Mann macht sich Driver mit einer tödlichen To-do-Liste in der Hand auf, seine Mission zu erfüllen.

Doch dabei heften sich bald zwei Männer an seine Fersen: ein altgedienter Cop, der nur noch wenige Tage von seiner Pensionierung entfernt ist, und ein junger, egozentrischer Auftragsmörder, der ein Faible für die Kunst des Killens hat und glaubt, in Driver endlich einen ebenbürtigen Gegner auf Augenhöhe gefunden zu haben.

Der Jäger wird zum Gejagten. Auf dem Weg, sich bis zum Ende seiner Liste durchzuarbeiten, heißt es für Driver: Töten oder getötet werden. Und je weiter er auf seiner Mission vorankommt, desto mysteriöser wird der Mord an seinem Bruder. Neue Hinweise deuten darauf hin, dass Drivers Todesliste möglicherweise nicht ganz vollständig ist

Was zu Beginn noch wie ein simpler Actionfilm wirkt, entpuppt sich schon bald als tiefer gehendes Rachedrama, bei dem zwar noch immer die Aktion im Vordergrund steht, jedoch immer mehr Figuren auftauchen, die fortwährend die Puzzleteile des Gesamtbilds für den Zuschauer nach und nach zusammensetzen.

Schon bald erkennt man, dass Gut und Böse in dem Film nicht so ganz voneinander zu trennen sind. Auf seinem Rachefeldzug hört Driver im Autoradio immer wieder die Predigten eines Radiopriesters, dass Gewalt nicht die Antwort sei. Doch für Driver ist das das einzige Mittel, Gerechtigkeit den Mördern seines Bruders zukommen zu lassen.

Es wird zwar näher auf die Personen der Handlung eingegangen, jedoch nur soweit, wie es der Handlung auch dienlich ist. Da bleiben so einige Charaktere eindimensional. Wie z.B. Cicero - Carla Gugino kann viel mehr als nur einen taffen Cop hinterm Schreibtisch spielen. Hier bleibt sie lediglich Zuspielpartner von Billy Bob Thornton.

Dieser hat auch schon bessere Rollen abgeliefert. Hier nimmt man eher teilnahmslos seine Rolle des ausgebrannten Polizisten hin. Dann ist da noch die dritte Hauptfigur - der Killer. Oliver Jackson-Cohen (könnte als Bruder von Jake Gyllenhaal durchgehen), nach Verrückt nach dir sein zweiter Kinofilm, wirkt zwar cool und manchmal, als wenn er zuviel Kaffee getrunken hat, bringt aber dadurch etwas mehr Stil in den so düsteren Film.

Dazu gesellt sich dessen Freundin, die genau weiß, worauf sie sich eingelassen hat, unterstützt ihren Freund und später sogar Verlobten, weiß aber auch, dass das so nicht ewig weiter gehen kann und versucht, ihn dazu zu überreden, seinen adrenalinfördernden Job an den Nagel zu hängen, um das Leben mit ihr zu genießen. Maggie Grace spielt diese leidenschaftliche Freundin, dessen Sympathie sich bald auch auf den Killer auswirkt.

Schließlich sind da noch die prominent besetzten Nebenrollen mit einem sichtlich gealterten Tom Berenger als Gefängnisdirektor, Moon Bloodgood (Terminator: Die Erlösung) als Exfreunding des Polizisten und Jennifer Carpenter (Dexter) als Frau, die Drivers Rage weiter schürt. Vielleicht hätte man etwas mehr Geld in die Entwicklung des Drehbuchs stecken sollen...?

Was die Action angeht, hat man sich da eher an die Filme der 70er Jahre gehalten. Heiße Schlitten, knallharte Gefechte und alles weitgehend ohne Spezialeffekte! Der Filmtitel ist allerdings ein wenig irreführend. Eigentlich würde Drive angry besser zu dem Film passen, doch dieser ist ja bekanntlich schon vergeben worden (). Faster hat jedenfalls bedeutend mehr mit Wut zu tun als mit Schnelligkeit, und das Kinopublikum offensichtlich mehr mit anderen Filmen. Daher wird der Film vermutlich mehr bei der Zweitverwertung auf DVD bzw. Blu-Ray punkten. ■

Billy Bob Thornton als „Cop“
© Sony Pictures

OT: Faster
USA 2010
Action/Krimi
FSK: Keine Jugendfreigabe
97 min


mit
Dwayne Johnson (Driver) Ingo Albrecht
Billy Bob Thornton (Detective) Joachim Tennstedt
Oliver Jackson-Cohen (Killer) Gerrit Schmidt-Foß
Carla Gugino (Cicero) Viktoria Sturm
Adewale Akinnuoye-Agbaje (Evangelist) Charles Rettinghaus
Maggie Grace (Lily) Josefin Hagen
Moon Bloodgood (Marina) Marion Musiol
Mike Epps (Roy Grone) Olaf Reichmann
Tom Berenger (Gefängnisdirektor) Axel Lutter
Xander Berkeley (Mallory) Reinhard Kuhnert

musik
Clint Mansell

kamera
Michael Grady

drehbuch
Tony Gayton
Joe Gayton

regie
George Tillman jr.

produktion
CBS Films
TriStar Pictures
Castle Rock Entertainment
State Street Pictures

verleih
Sony

Dwayne Johnson als „Driver“
© Sony Pictures
Oliver Jackson-Cohen als „Killer“
© Sony Pictures