Multiplex
Nichts zu verzollen
Kinostart: 28.7.2011 | Autor: mz | Bilder © Prokino

Kaum ist der Film in Frankreich gestartet, schon wird das Thema wieder aktuell, als Dänemark seine Grenzkontrollen vor kurzem wieder eingeführt hat. Doch weder Nationalstolz noch politische Gründe führten zu diesem Entschluss. Einzig und allein dem Schmuggel von illegalen Waren wollen die Dänen einen Riegel vorschieben.

Und mit genau solchen Ganoven haben es auch unsere beiden Hauptprotagonisten in dieser französisch-belgischen Koproduktion zu tun. Sie versuchen alles, um Drogen über die Grenze zu schmuggeln. Da kommt ihnen die Grenzöffnung zwischen Frankreich und Belgien im Jahr 1993 sehr entgegen...

Das französisch-belgische Grenzörtchen Courquain blickt schweren Zeiten entgegen, seit in Europa so kriminelle Beschlüsse wie das Schengener Abkommen in Kraft treten: die Abschaffung der stationären Grenzkontrollen. Das jedenfalls findet der belgische Grenzbeamte Ruben. Sein französischer Gegenspieler Mathias Ducatel steht nur wenige Meter entfernt.

Die Bedrohung durch den Franzosen ist um einiges gravierender als all die drogenschmuggelnden Ganoven, die sich hier ebenfalls regelmäßig tummeln. Rubens schlimmste Befürchtungen werden wahr, als er zum mobilen französisch-belgischen Patrouillendienst antreten soll - und das ausgerechnet mit Mathias, der noch dazu mit seiner hübschen Schwester liiert ist...

Frankreichs liebster „Sch’ti“ und Multitalent Dany Boon lässt auch bei Nichts zu verzollen Gegensätze aufeinanderprallen, dass die Funken nur so sprühen. Mit seinem untrüglichen Gespür für Timing und Situationskomik und dem für ihn typischen liebevollen Blick auf menschliche Schwächen zeichnet Boon auch hier sowohl für das Drehbuch als auch die Regie verantwortlich – und hat wie bei den Willkommen bei den Sch’tis eine der Hauptrollen übernommen.

Neben Boon liefert der belgische Komiker Benoît Poelvoorde (Mammuth, Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft) eine furiose schauspielerische Leistung ab. Ihm gelingt es, noch die aberwitzigsten cholerischen Einlagen des frankophoben Zollbeamten so zu gestalten, dass hinter all seiner blinden Wut eine hilflose Angst und eine Unbedarftheit durchscheinen, die der Figur trotz allem etwas Anrührendes verleihen.

Kein Wunder also, dass Boon Benoît Poelvoorde die Rolle auf den Leib geschrieben hat. Begleitet werden die beiden Hauptdarsteller von einem glänzenden Ensemble, bestehend aus Karin Viard (So ist Paris, Das Schmuckstück), dem auch hier wieder herrlich schrägen François Damiens (Der Auftragslover, Der kleine Nick), Bouli Lanners (Mammuth, Eldorado), Zinedine Soualem (So ist Paris, Willkommen bei den Sch’tis) sowie der Neuentdeckung Julie Bernard.

Es geht ganz schön haarig zu in dieser grenzüberschreitenden Komödie - Fremdenhass, Vorurteile, Spionage und mehr oder minder organisiertes Verbrechen. Da gibt es hitzige Debatten über Belgierwitze und Franzköppe, wird scharf geschossen und ab und an bleibt auch mal der Witz abrupt im Hals stecken.

So genial die Figuren auch ausgearbeitet sind und gespielt werden, umso mehr stört es, dass die relativ vergnügliche Komödie durch den Realitätsbezug in Sachen Diplomatie und Kriminalität einen bitteren Beigeschmack bekommt. Daher gilt die FSK-Freigabe ab 12 Jahren als Minimum. ■


OT: Rien à déclarer

Komödie
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
107 min


mit
Benoît Poelvoorde (Ruben Vandevoorde) Frank Röth
Dany Boon (Mathias Ducatel) Olaf Reichmann
Julie Bernard (Louise Vandevoorde) Anna Carlsson
Karin Viard (Irène Janus) Kathrin Zimmermann
François Damiens (Jacques Janus) Dennis Schmidt-Voß
Bouli Lanners (Bruno Vanuxem) Michael Iwannek
Philippe Magnan (Mercier) Peter Reinhardt
Nadège Beausson-Diagne (Nadia Bakari) Karen Schulz-Vobach
Zinedine Soualem (Lucas Pozzi) Viktor Neumann
Guy Lecluyse (Gregory Brioul) Christian Gaul
Christel Pedrinelli (Olivia Vandevoorde) Gundi Eberhard
Joachim Ledeganck (Leopold Vandevoorde) Cedric Eich
Jean-Paul Dermont (Vater Vandevoorde) Peter Kröger
Éric Godon (Willems) Helmut Gauß
Laurent Gamelon (Duval) Douglas Welbat
Bruno Lochet (Tiburce) Gunnar Helm
Laurent Capelluto (La Balle) Mathias Deutelmoser

musik
Philippe Rombi

kamera
Pierre Aïm

drehbuch
Dany Boon
Yaël Boon

regie
Dany Boon

produktion
Pathé
Les Productions du Ch'timi
TF1 Films Production
Scope Pictures
Canal+
CinéCinéma
CNC
Région Wallone
SCOPE Invest

verleih
Prokino