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Nichts zu verzollen - Hintergründe zum Film
Donnerstag, 28.7.2011 | Autor: mz | Quelle, Bilder: Prokino

Europa wächst zusammen

Als im Februar 1992 zwölf europäische Länder in Maastricht den „Vertrag über die Europäische Union“ unterschrieben, bedeutete dies einen vorläufigen Höhepunkt der seit Beendigung des Zweiten Weltkriegs von politischer Seite konsequent vorangetriebenen europäischen Integration. Ziel dieser Integration war es von Beginn an, zukünftige kriegerische Auseinandersetzungen zu verhindern, zunächst durch die zunehmende wirtschaftliche Verflechtung der europäischen Länder, der später auch die Abstimmung in außen- und sicherheits- sowie in justiz- und innenpolitischen Fragen folgen sollte.

Belgien und Frankreich gehörten, ebenso wie Deutschland, die Niederlande, Luxemburg und Italien, von Anfang an zu den Ländern, die diese Einigung maßgeblich vorantrieben. Andere kamen erst später hinzu: Irland, Dänemark und Großbritannien im Jahr 1973, Griechenland 1981, Portugal und Spanien im Jahr 1986. Diese 12 Länder gehörten 1992 zu den Unterzeichnern des „Maastricht-Vertrags“, in dem neben einigen anderen Dingen festgelegt wurde, dass am 1. Januar 1993 ein europäischer Binnenmarkt in Kraft treten sollte. So entstand ein europäischer Wirtschaftsraum ohne stationäre Grenzkontrollen, das heißt mit einem freien Verkehr von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital.

1995 traten Schweden, Finnland und Österreich der EU bei, und 2004 kam es, nach dem Mauerfall, der Einführung des Euro und den weiteren politischen Umwälzungen in Osteuropa, mit dem Beitritt von 10 neuen Mitgliedsländern aus dieser Region noch einmal zu einer erheblichen Erweiterung der Europäischen Union, die 2007 mit dem Beitritt von Bulgarien und Rumänien ihren vorläufigen Abschluss fand.

Die Einführung des europäischen Binnenmarktes hat das Leben der EU-Bürger entscheidend verändert und das Zusammenwachsen Europas vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht stark gefördert. Neben der Ankurbelung des Wachstums und den damit verbundenen Vorteilen genießen die EU-Bürger heute vor allem auch die Freizügigkeit innerhalb Europas. So können sie nicht nur jederzeit für unbegrenzte Dauer in andere Mitgliedstaaten einreisen und sich dort niederlassen, sie können dort auch problemlos Beschäftigungsverhältnisse eingehen, ohne dafür eine Arbeitserlaubnis beantragen zu müssen.

Auch die bilateralen Beziehungen zwischen den Nachbarländern Frankreich und Belgien erfuhren durch die fortschreitende europäische Einigung eine Aufwertung. Mehr als 1.500 französische Unternehmen sind in Belgien niedergelassen und beschäftigen dort rund 200.000 Mitarbeiter. Hinzu kommt, dass ca. 25.000 Franzosen täglich zum Arbeiten nach Belgien fahren.

Während viele westeuropäische Erwachsene sich noch gut an die Kontrollen an innereuropäischen Grenzen und die damit verbundenen Staus, vor allem zu Ferienzeiten, erinnern können, ist für deren Kinder das Passieren ohne Grenzkontrolle längst selbstverständlich geworden. Kein Wunder, da es nun 18 Jahre her ist, dass die innereuropäischen Grenzkontrollen abgeschafft wurden. ■

Interview mit Benoît Poelvoorde