Das Magazin - Interviews & Berichte
Nichts zu verzollen - Hintergründe zum Film
Donnerstag, 28.7.2011 | Autor: mz | Quelle, Bilder: Prokino

Dany Boon über Toleranz

Mein Vater war Kabyle, meine Mutter stammt aus Nordfrankreich, und ein Teil der Familie meiner Mutter hat meinen Vater nicht akzeptiert. Dabei gehörte die Kabylei (in Nordost-Algerien) damals noch zu Frankreich! Meine Mutter war 17 Jahre alt, als sie schwanger wurde...

Kurz und gut: Die Liebesgeschichte, die meine Eltern gelebt haben, war ziemlich kompliziert. Und davon erzähle ich. Im Übrigen habe ich mich in dem Film Ducatel genannt, das ist der Name meiner Mutter. Und in den „Scht’is“ hieß ich Bailleul, das ist der Name meiner Urgroßeltern. Weil mein Großvater meine Mutter nicht mehr sehen wollte.

Ich habe ihn daher nur ein einziges Mal getroffen, das war alles – und er hat mir die Tür vor der Nase zugeschlagen! Das war ein sehr kurzer Kontakt! Und zugleich war er das Opfer seines Schmerzes, seiner Dummheit, seiner Fehlurteile und seiner Vorurteile, seiner Blödheit.

Das ist der Grund, warum ich nichts durchgehen lasse; wenn ich rassistische Bemerkungen höre, dann gehe ich auf die Leute los. Aber solche Geschichten gibt es in allen Familien. Ich erzähle diese Geschichte nicht umsonst zu diesem Zeitpunkt meiner Karriere und meines Lebens.

Weil ich selbst auch diesen Schritt gemacht habe, gegenüber der Familie meiner Frau: Ich bin katholisch aufgewachsen, meine Frau jüdisch, und ich bin zum Judentum übergetreten, weil sie in der Synagoge heiraten wollte. Das war ihr wichtig; und ich habe es aus Liebe getan. Ich erziehe meine Kinder in einer Art Pluralismus. Es ist mir wichtig, ihnen zu sagen: „Ihr seid eine Mischung aus vielen verschiedenen Dingen“, das stellt einen Reichtum dar und es lehrt sie Toleranz.

(Aus: Face aux lecteurs: Dany Boon. Studio Ciné Live)

Interview mit Benoît Poelvoorde