Zitruspressen, Toaster, Pfannen, Kaffeemaschinen - die Gewinne, die der Preisrätselfan und leidenschaftliche Mitspieler Norbert Krabbe beim TV-Gewinn-Sender 6½ Live (mit Moderatorin Gisela) bisher ergattert hat, sind nicht wirklich atemberaubend. Trotzdem stapeln sie sich in der kleinen Wohnung in Wanne. Und immerhin können er und seine Frau Birgit mit dem Verkauf ihrer gewonnenen „Schätze" im Internet, über das Pfandhaus von Günter Reddemann, ihre Haushaltskasse ein bisschen aufbessern.

Aber während sich Norbert noch über jede neue Edelstahlpfanne „mit Griff und zum Braten und alles" freuen kann, reagieren seine Gattin und Teenager-Tochter Ute zunehmend genervt auf die nutzlosen Gewinne. Gattin Birgit tröstet sich mit Alkohol, ihre Tochter Ute, die angehende Kfz-Elektrogesellin, repariert die gerade gewonnene Spülmaschine im Handumdrehen, während Norbert bei der Abholung seines neuesten Gewinns (ein Römertopf ohne Deckel) mit der arroganten Verkäuferin Waltraut Schwarz-Ebershagen heftig aneinander gerät. Und dann will auch noch Horst Schlämmer seine olle Herrenhandtasche umtauschen...

Doch dann passiert's: Norbert gewinnt einen unglaublichen Preis - einen nach ihm benannten Fjord! Toll! Und nun? Da wartet im norwegischen Vaksvika der „Norbert-Krabbe-Fjord", samt lebenslangem Wohnrecht in einer Blockhütte, auf seinen rechtmäßigen Besitzer. Doch für die lange Reise ist natürlich kein Geld da, und außerdem hasst Norbert lange Reisen - ihm wird ja schon beim Bahnfahren schlecht...

Als Birgit mal wieder sturzbetrunken und noch dazu am Arm von Horst Schlämmer nach Hause kommt, hat Norbert genug. Gemeinsam mit Tochter Ute macht er sich auf den Weg nach Norwegen. Was Norbert an Geld fehlt, macht er durch originelle Ideen wett. Getarnt als Putzkolonne schlägt er sich mit Ute per Zug bis nach Kopenhagen durch. Vor dem „Tivoli" haben sie eine schicksalhafte Begegnung mit dem deutschen Ehepaar Waltraut und Dr. Reinhold Schwarz-Ebershagen.

Ein unterhaltsames Verwechslungsspiel beginnt. Die Wege der Akteure nach Norden sind unterschiedlich, ebenso wie die Verkehrsmittel: Zug, Wohnmobil, Schiff, Taxi, ein Fahrrad mit Hilfsmotor und ein Heißluftballon. Jeder Teilnehmer des großen Rennens zum Fjord wechselt auf dem Weg mindestens einmal das Fortbewegungsmittel und einige sogar ihre Identität. Man trifft sich und verliert sich wieder, die Zusammensetzung der „Reisegruppen" wechselt, auch Horst Schlämmer und Uschi Blum gehören dazu. Das Roadmovie führt die wichtigsten Beteiligten schließlich zum „Norbert-Krabbe-Fjord". Das Happy-End ist zum Greifen nah...

Ein Mann, ein Fjord, zwei Wege, dreimal Hape, viermal Umsteigen, 500.000 Euro... Es passiert viel auf dem Weg von Wanne nach Vaksvika, manchmal schon wieder zu viel. Vermutlich wurde das Endprodukt deswegen von knapp 2 Stunden auf 95 Minuten zurechtgestutzt. Wer Hape Kerkelings Humor mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Immerhin schrieb er zusammen mit Angelo Colagrossi nicht nur seine bisherigen Filme, sondern auch mit Angelina Maccarone das Drehbuch zu diesem Film, der zunächst als Hörbuch produziert wurde und nun vom ZDF verfilmt wurde. Hape ließ es sich nicht nehmen und spielte zwar nicht die Hauptrolle, aber immerhin 3 verschiedene Figuren, die bereits an anderer Stelle im TV erschienen sind - Horst „Weisse Bescheid" Schlämmer, Uschi „Kein Pardon" Blum und Moderatorin Gisela vom TV-Gewinn-Sender 6½ Live. Der Film ist sehr unterhaltsam, witzig, manchmal auch skurril, und zeichnet so ganz nebenbei ein kleines Sozialporträt über unsere gewinnspielsüchtigen Mitbürger. Die Schauspieler sind allesamt großartig, ein besonderes Highlight ist der Auftritt von Norwegens Schlagerstar Wencke Myhre als Rezeptionistin auf dem Schiff. Auch Gabi Decker hat einen kleinen Auftritt als Reisebüroangestellte. ■