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From Paris with love - Interview mit Jonathan Rhys Meyers
Donnerstag, 25.3.2010 | Autor: mz

Eine seiner ersten Rollen spielte Jonathan Rhys Meyers in dem IRA-Kriegsdrama Michael Collins, worin er Liam Neesons Assistenten spielte. Erste internationale Aufmerksamkeit erlangte er 1998 mit seiner Hauptrolle in Todd HaynesVelvet Goldmine mit Ewan McGregor, Christian Bale und Toni Collette, wofür er mit einem London Film Critics Circle Award ausgezeichnet wurde.

Überschwängliche Kritiken erhielt er für seine Rolle in Woody Allens bösem Drama Match Point, das für drei Golden Globes® nominiert war, darunter als bester Film. Seine Uraufführung feierte der Film auf dem Filmfestival von Cannes 2005, wo Meyers die Chopard Trophy for Male Revelation gewann.

Desweiteren kennt man ihn als Frauenfußballtrainer in dem preisgekrönten Überraschungshit Kick It Like Beckham mit Keira Knightley und Parminder Nagra. Er becircte Reese Witherspoon in Vanity Fair, trug Sandalen in Oliver Stones Alexander und gehörte zu Ethan Hunts Team in J.J. Abrams' Mission: Impossible III.

Zuletzt war er in Der Klang des Herzens neben Keri Russell zu sehen, spielte neben Radha Mitchell einen britischen Journalisten in dem Kriegsdrama Die Kinder der Seidenstrasse und wurde von Julianne Moore in dem Thriller Shelter therapiert.

Aber auch im Fernsehen ist er kein Unbekannter. Er spielte die Titelrolle in dem Biopic Elvis und spielt einen wahrhaftigen King in der Serie Die Tudors, dessen vierte und finale Staffel derzeit in den USA ausgestrahlt wird. In From Paris with love sorgt er für Spannung und zeigt den Zuschauern, was er körperlich drauf hat.

Was hat Sie an dem Film besonders gereizt?

Ich habe das Drehbuch gelesen und festgestellt, dass ich schon immer mal Lust auf so einen Film hatte. Und seit ich 96 Hours gesehen habe, wollte ich mit Pierre Morel zusammenarbeiten. Mit John, Luc Besson und Virginie (Besson-Silla; ausführende Produzentin) sowieso. Ich spiele einen Typen, der etwas Kindisches an sich hat, obwohl er eigentlich sehr erwachsen und verantwortungsvoll ist.
Aber seine klaren Vorstellungen, wie ein Spion sein muss, stammen hauptsächlich aus Comics. Das lässt ihn in gewisser Weise wie ein Kind wirken, aber langsam dämmert ihm, dass so ein Leben als Spion nicht nur aus James-Bond-Wagen, schicken Anzügen und Geheimoperationen besteht, sondern schmutzig, blutig, chaotisch und ekelhaft ist – die wirkliche Welt. Er lebt seinen Traum und der verwandelt sich vor seinen Augen in einen Alptraum.

Wie haben Sie sich auf die Rolle des Reese vorbereitet?

Ich habe mir eine Vergangenheit für ihn ausgedacht, wie er als Kind gewesen sein könnte, wie er aufgewachsen ist, Highschool, Abendschule, so was alles. Er ist niemand, der Harvard besucht hat. Ich denke, er ist auf eine Gemeinschaftsschule gegangen, hat in der Abendschule Mandarin gelernt, um einen guten Job zu bekommen. Er hat eine ziemliche Fassade errichtet, hinter der er viel versteckt. Andererseits ist er unkompliziert, herzensgut und voller Hoffnung. Er glaubt an das Gute im Menschen.

Reese ist von Wax geradezu hypnotisiert. Ging es Ihnen mit John Travolta ähnlich?

Ich würde nicht sagen, dass ich von ihm wie hypnotisiert gewesen wäre, aber ich mag ihn unheimlich gern. Wir hatten eine tolle Zeit zusammen, weil er ein selbstloser und warmherziger Mensch ist. Er ist schon so lange im Geschäft, dass er viele tolle Geschichten kennt und über unglaubliche Erfahrungen verfügt. Außerdem ist er aufrichtig, sehr offen und sehr liebevoll – und eine Ikone seiner Zeit.
Als Reese Wax zum ersten Mal sieht, ist er wie hypnotisiert, weil er jemand völlig anderes erwartet. Einen, der vom Scheitel bis zur Sohle herausgeputzt ist. Und dann steht dieser Typ vor ihm, der wie ein Biker aus Florida aussieht. Behängt mit Chromschmuck und ausgestattet mit einem gewaltigen Ego, einer riesigen Ami-Persönlichkeit. Reese ist geschockt, weil Wax das genaue Gegenteil von dem ist, was er sich vorgestellt hat. Ich hatte keine vorgefasste Meinung von John und eine tolle Zeit mit ihm. Wir hatten wirklich Glück miteinander. Denn ob die Chemie stimmt, stellt man ja erst am Set fest.

Erzählen Sie uns etwas über Kasia Smutniak, die Caroline spielt.

Kasia ist einfach klasse, ein wunderbares Mädchen. Sie ist Polin, was ich sehr mag, denn ich bin Ire, und unsere Nationalitäten haben seltsame Gemeinsamkeiten. Außerdem ist sie eine außergewöhnliche Schauspielerin, was bei einem Ex-Model ja eher selten vorkommt. Ich weiß nicht warum, aber vielleicht liegt es daran, dass Models jahrelang nur auf ihre äußere Erscheinung konzentriert sind. Aber Kasia kann wirklich spielen. Ich halte sehr viel von ihr und die Arbeit mit ihr hat unheimlichen Spaß gebracht. Sie wird auch dem Publikum garantiert gefallen.

Dies ist Ihr erster Actionfilm. Waren Sie aufgeregt?

Ja, und es war hart. Bei einem Actionfilm sind ausgerechnet die Szenen am angenehmsten, in denen man nur schauspielern muss. Die Erklärung ist einfach: Actionszenen sehen zwar cool aus, sind aber sehr kompliziert und schwer zu drehen. Es gibt keinen fließenden Ablauf, sondern alles besteht nur aus Stückwerk, kleinen Schnipseln und Versatzstücken, die dann zusammengeschnitten werden, damit es cool aussieht. Aber es ist leider nicht cool, sie zu drehen, sondern langwierig.

Wie würden Sie Pierre Morel beschreiben?

Ich liebe Pierre. Ich halte ihn zwar für komplett verrückt, aber auf die richtige Art. Er ist ein großartiger Techniker und hat ein tolles Auge. Er arbeitet unglaublich hart und ist dennoch sehr umgänglich. Außerdem strotzt er vor Energie. Und er ist smart. Ich mag ihn wirklich sehr und fühle mich in seiner Gegenwart pudelwohl. Ein cooler Typ und ein toller Regisseur.

Überprüfen Sie Ihre Szenen bei Dreharbeiten häufig selbst am Monitor?

Ja, aber nur, um sicherzugehen, dass ich nicht etwas völlig Idiotisches mache. Als ich noch jünger war, habe ich immer wieder blöd mit den Händen gefummelt oder gezuckt oder sonst was. Eine Aufnahme ist mir besonders in Erinnerung geblieben, eine wundervolle Tischszene aus der dritten Staffel von Die Tudors. Ich sitze mit Jane Seymour in einer der schönsten Bildkompositionen, nur leider versaue ich sie durch die Haltung meiner Füße, die in den hohen Stiefeln stecken. So was versuche ich zu vermeiden.

Wie war es, in Frankreich zu arbeiten?

Ich habe schon in vielen fremden Ländern gedreht, wo ich die Landessprache nicht beherrschte. Die französischen Crewmitglieder sind aber unglaublich nett mit mir und miteinander umgegangen. Sie waren wirklich ausgesprochen reizend. Eine tolle Kameradschaft. Alle mochten sich und haben sich gegenseitig unterstützt. ■

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