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Konferenz der Tiere - Interview mit David Newman
Donnerstag, 7.10.2010 | Autor: mz | Quelle: Constantin

Der 1954 in Los Angeles geborene David Louis Newman ist der Sohn des berühmten Filmkomponisten Alfred Newman (Das Leben ist schön, Der König und ich, Airport). Aber auch seine Onkel Emil und Lionel, sein Bruder Thomas und seine Cousins Randy und Joey sind gestandene Filmmusiker.

Schon im frühen Alter begann er Geige zu spielen und zu dirigieren. Er studierte an der University of Southern California und machte dort seinen Abschluss als Dirigent. Seine ersten Schritte ins Filmgeschäft machte er 1977 als Violinist in Steven Spielbergs Unheimliche Begegnung der dritten Art und dirigierte 1980 James Horners Musik zu Sador - Herrscher im Weltraum.

Seine erste Filmkomposition (zusammen mit Michael Convertino) war in Tim Burtons Erstlingswerk, dem Kurzfilm Frankenweenie, zu hören. Der Film über einen überfahrenen Hund, der dann wie Frankensteins Monster wieder zusammengebastelt wird, wird übrigens derzeit von Tim Burton neu aufgelegt.

Nach seiner ersten alleinigen Filmkomposition zu Critters - Sie sind da! folgten zahlreiche bekannte Filme wie Bill & Ted's verrückte Reise durch die Zeit, Der Rosenkrieg, Jimmy Hoffa, Kaffee, Milch & Zucker, Galaxy Quest - Planlos durchs Weltall, Ice Age und Serenity - Flucht in neue Welten.

1997 arbeitete er für vier Jahre beim Sundance Institute als Musikdirektor und nahm im selben Jahr die Fanfare des Filmstudios 20th Century Fox neu auf, die sein Vater Alfred komponiert hatte.

2007 wurde David Newman zum Präsidenten der Film Music Society gewählt. Nun hat er erstmals den Score zu einem europäischen Film geschrieben. Welche Erfahrungen er damit gemacht hat, lesen Sie jetzt:

Konferenz der Tiere ist der erste nichtameri-kanische Film, für den Sie die Musik geschrieben haben. Wie kam es dazu?

Reinhard Klooss hat das Drehbuch an meinen Agenten geschickt. Die Story gefiel mir sehr gut. Also trafen wir uns in meiner Heimat Los Angeles, um unsere Ideen auszutauschen. Reinhard Klooss kannte meine Musik, die ich für Ice Age geschrieben habe. Er wusste also, dass ich mit den sehr ungewöhnlichen Arbeitsprozessen für Animationsfilme vertraut bin.

Gibt es Unterschiede zwischen der Arbeit für einen amerikanischen Film und einen deutschen?

Bei amerikanischen Filmen habe ich manchmal das Gefühl, dass nicht besonders viel Wert auf die Musik gelegt wird. Aber in der deutschen Kultur spielt die Musik seit jeher eine große Rolle. Das war auch bei der Arbeit an Konferenz der Tiere so. Besonders gut war für mich, dass ich acht Wochen lang Zeit hatte, um die Musik zu schreiben und zu arrangieren. In den USA habe ich dafür meistens nur vier oder fünf Wochen Zeit und muss jeden Tag 15 bis 17 Stunden im Studio sitzen. Diesmal hatte ich ganz normale Arbeitstage und dadurch die Möglichkeit, Dinge bis zur Perfektion auszuprobieren.

Wie komponieren Sie die Musik für einen Film, der parallel auf einem anderen Kontinent entsteht?

Wegen des Zeitunterschieds von neun Stunden zwischen Los Angeles und Deutschland lief das fast alles über E-Mails. Mir wurden sehr rohe Fassungen der einzelnen Szenen geschickt, zu denen ich dann die erste Fassung meiner Musik schrieb. Die ging per Mail zurück an Reinhard Klooss. Der hörte sich das in Deutschland an und schickte mir mitunter kleine Änderungswünsche: Höher, tiefer, mehr Bass, weniger Schlagzeug oder so ähnlich. Die zweite Fassung, die ich daraufhin schrieb, war fast immer die richtige.

Gab es besondere Herausforderungen bei der Konferenz der Tiere?

Einige Filme sind geradezu für Musik gemacht. Dieser Film gehört eindeutig dazu. Er hat eine kurzweilige Geschichte, hat viele Charaktere und jede Form von Emotion. Musik kann den Humor verstärken, aber auch das Drama.

Im Februar 2010 waren Sie eine Woche lang in Berlin, um die Musik mit dem Orchester einzuspielen. Wie war die Zusammenarbeit?

Großartig! Das Orchester, das Studio, die gesamte Technik entsprechen dem hohen Niveau, das ich von amerikanischen Produktionen gewohnt bin. Um Filmmusik einzuspielen, braucht man in allen Bereichen die besten Leute, weil der Ton absolut synchron zum Bild sein muss. Bislang bin ich nach Los Angeles, New York oder London gegangen, weil dort die Musiker sind, die oft für große Kinoprojekte engagiert werden. Aber das Berliner Orchester ist ein echtes Juwel, mit dem ich gern öfter zusammenarbeiten würde. ■

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