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Der Auftragslover - Interview mit Pascal Chaumeil
Donnerstag, 6.1.2011 | Autor: mz | Quelle: Universum Film

Pascal Chaumeil begann seine Filmkarriere 1988 als Regieassistent. Nachdem er mit Filmemachern wie Régis Wargnier und Luc Besson gearbeitet hatte, vertraute ihm letzterer bei Das fünfte Element und Johanna von Orléans die Position des Second-Unit-Regisseurs an. Besson produzierte auch zwei Kurzfilme von Chaumeil, der zwischen 1997 und 2005 für mehr als 100 Werbefilme verantwortlich zeichnete.

Ende der neunziger Jahre arbeitete Chaumeil erstmals fürs Fernsehen und inszenierte in der Folge eine ganze Reihe von Sitcoms, TV-Filmen und Serien, darunter zwei Staffeln der erfolgreichen, preisgekrönten Familienkomödie Fais pas ci, fais pas ça. Mit seinem erstem Kinofilm landete Pascal Chaumeil auf Anhieb einen Riesenerfolg: Der Auftragslover verzeichnete allein in Frankreich nahezu vier Millionen Besucher.

Wie kam es zu Ihrer Mitarbeit am Projekt?

Nicolas Duval Adassovsky, ein Produzent, mit dem ich in der Werbung zusammengearbeitet hatte, gab mir das Drehbuch im Sommer 2008 zu lesen. Damals hatte man sich noch für keinen Regisseur entschieden. Die Idee eines Teams von professionellen Herzensbrechern gefiel mir sehr gut. Trotzdem fand ich manche Dinge im Drehbuch unverständlich. Also traf ich Laurent Zeitoun, den Autor. Im Oktober 2008 nahmen wir uns das Buch noch einmal vor und lieferten einen Monat später eine neue Version ab. Daraufhin begann das Casting der Schauspieler.

Finden Sie den Gedanken, Paare zu entzweien, eher unmoralisch oder gar politisch korrekt?

Der Film ist überhaupt nicht politisch korrekt. Man könnte sogar sagen, dass er sozialkritisch ist. Alex stammt aus einem Milieu, das längst nicht so wohlhabend ist wie das von Juliette, der jungen Frau, die er verführen soll. Unterschwellig geht es also auch um den Zusammenprall der Klassen.

Der Film zeigt, dass man auf die gesellschaftlichen Konventionen pfeifen und seinem Instinkt vertrauen soll. Okay, die Methoden, die Alex anwendet, sind mitunter fragwürdig, aber mit seinem Job hilft er doch, Frauen vor einem lebenswichtigen Fehler zu bewahren. Vielleicht ist das sogar ein bisschen moralisch.

Bei den Dreharbeiten: Regisseur Pascal Chaumeil
© Universum Film

Wie gingen Sie bei der Wahl Ihrer Schauspieler vor?

Der Film erzählt, wie zwei sich ineinander verlieben. Dafür wollte ich dem Publikum eine noch nie gesehene, sexy Besetzung präsentieren. Unsere Wahl fiel sehr schnell auf Vanessa Paradis und Romain Duris. Gleiches gilt für Julie Ferrier. Nicht ihre Lust an der Kostümierung überzeugte mich, sondern ihre Persönlichkeit. Sie besitzt ein sagenhaftes Temperament, spielt sehr körperbetont und überrascht einen immer wieder. Manche Szenen, die auf dem Papier überhaupt nicht witzig waren, wurden es dank Julie!

Hatten Sie den Eindruck, dass sich Ihnen die Wahl von Romain Duris geradezu aufdrängte?

Mir schwebte ein Schauspieler vor, der diesen selbstverständlichen Glamour besitzt. Ich wollte nicht auf Drehbuchtricks zurückgreifen müssen, damit er verführerisch wirkt. Es gibt nur wenige Schauspieler seiner Generation, die ein ähnliches Charisma haben wie Romain. Außerdem beweisen die Filme von Cédric Klapisch, in denen er mitgespielt hat, dass er wie gemacht ist für die Komödie.

Schrieben Sie Vanessa Paradis die Rolle auf den Leib?

Die Liste der Schauspielerinnen, die für Juliette in Frage kamen, war ziemlich kurz. Vanessa bekam das Drehbuch als erste zu lesen. Und sie mochte es auf Anhieb. Unabhängig von ihren schauspielerischen Qualitäten, ihrer Schönheit und ihrer Fotogenität ist sie auch eine Ikone. Das kam der Geschichte zugute. Denn Juliette ist sehr unnahbar. Vanessa stattete sie mit der ihr eigenen Rätselhaftigkeit, Stärke und Zerbrechlichkeit aus. Ich finde es wunderbar, sie endlich in einer Rolle zu sehen, die glamouröser ist als das meiste, was sie bislang gespielt hat.

Wie sah Ihr Konzept in Sachen Rhythmus, Inszenierung und Schnitt aus?

Ich habe prinzipiell kein Konzept und setze auf Intuition. Das galt für meine Arbeit beim Fernsehen ebenso wie in der Werbung, und das gilt auch für Der Auftragslover. Ideen möchte ich zusammen mit meinen Schauspielern entwickeln. Zwar weiß ich genau, was ich will, lasse ihnen aber trotzdem großen Freiraum. Ihre Kreativität ist ungeheuer wichtig. ■

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