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Der Auftragslover - Interview mit Laurent Zeitoun
Donnerstag, 6.1.2011 | Autor: mz | Quelle: Universum Film

Laurent Zeitoun absolvierte eine Diplomhandelsschule und arbeitete 1996 als Trader in New York. Nachdem er die Paramount Studios in Los Angeles besucht hatte, begann er, sich fürs Drehbuchschreiben zu interessieren und besuchte innerhalb von anderthalb Jahren mehrere Schreibseminare in Los Angeles.

Zurück in Paris, arbeitete er zunächst für die Produktionsfirma des Schauspielers und Regisseurs Dominique Farrugia. 2001 gründete er die Firma „Script Associés“ und war in der Folge als Berater bei verschiedenen Spielfilmprojekten tätig. Der Auftragslover ist der erste Film, bei dem er nicht nur als Mitautor, sondern auch als Co-Produzent verantwortlich zeichnet.

Wie kamen Sie auf die Idee des Films?

Eine Cousine von mir war mal mit einem ätzenden Kerl zusammen, der sie unglücklich machte. Er hatte sich den Vornamen seiner Ex auf den Arm tätowieren lassen und behauptete, immer noch in sie verliebt zu sein.

Irgendwann sah mein Onkel rot. Er sagte zu mir: »Man müsste einen netten jungen Mann für sie finden, der ihr die Augen öffnet.« Im Scherz antwortete ich: »Engagiere doch einen Schauspieler, der sich auf Improvisation versteht, und erkläre ihm, was deine Tochter alles mag.«

Er tat es nicht. Aber sie trennte sich von dem Typen. Heute ist sie verheiratet und sehr glücklich. Die Idee des professionellen Auftragslovers stammt aus dieser Zeit.

Hatten Sie beim Schreiben ein berühmtes Kinopaar vor Augen, dem Sie Alex und Juliette nachempfinden wollten?

Ich liebe die alten Screwballkomödien aus Hollywood. Ich ließ mich von Es geschah in einer Nacht mit Clark Gable und Claudette Colbert inspirieren. Er spielt darin einen brotlosen Journalisten, der einer Millionärstochter begegnet, die sich auf der Flucht vor ihrem Vater befindet, weil der ihre Ehe auflösen will. Sie haben nichts gemeinsam, und trotzdem verlieben sie sich ineinander.

Wie reagierten Vanessa Paradis und Romain Duris nach der Drehbuchlektüre?

Vanessa sagte sofort zu: Volltreffer! Doch sie wünschte sich ein stärkeres Ende. Romain mochte das Buch sehr, konnte Alex' Verhalten aber nicht immer nachvollziehen. Seine Zusage ließ auf sich warten – vielleicht, weil er diese Art von Filmen nicht gewohnt ist. Drei Monate lang arbeiteten wir an der Figur und schnitten sie auf ihn zu. Dann nahm er die Rolle an.

Wie beurteilen Sie Romain Duris' Darstellung?

Im Drehbuch hatte ich an einigen Stellen vorgesehen, dass er gewinnend lächelt. Das hat er natürlich gemacht. Aber was er vor allem beigesteuert hat, waren Emotionen. Und Dynamik. Der Gedanke, manche seiner Szenen bewegungslos zu spielen, behagte ihm überhaupt nicht.

Am Ende ließ er es in der Rolle richtig krachen! Dabei hielt sich Romain hundertprozentig an den vorgeschriebenen Text. Er ist ein echtes Arbeitstier. Seine Stunts wollte er unbedingt selbst ausführen. Also sprang er auf ein Schiff, rannte, fuhr Fahrrad, hechtete auf die Kühlerhaube eines fahrenden Autos – Belmondo in Reinkultur!

Hat Vanessa Paradis Sie überrascht?

Juliette ist ein sehr zurückhaltender Mensch, doch man ahnt, wie zerbrechlich und empfindsam sie hinter der kühlen Fassade ist. Diese Zerbrechlichkeit stand nicht im Drehbuch. Vanessa war es, die die Figur damit ausstattete. In dieser Rolle hat sie einiges gewagt.

Welche Art von Regisseur ist Pascal Chaumeil?

In Sachen Inszenierung ist Pascal mein Alter Ego. Am Set strahlte er Stärke und Besonnenheit aus. Der Drehplan war straff organisiert, deshalb mussten wir schnell drehen. Aber dank seiner Erfahrungen beim Fernsehen und in der Werbung konnte er sich aufs Wesentliche konzentrieren und wiederholte nur wenige Aufnahmen. Es ist ihm gelungen, das Beste aus seinen Schauspielern herauszuholen. Er wollte einen Film unter Hochspannung drehen und sicherstellen, dass der Rhythmus stimmt. ■

Interview mit Romain Duris