Matthias Schweighöfer zählt zu den markantesten deutschen Schauspielern der Gegenwart. 1981 in Anklam geboren, wusste er schon früh, dass er vor die Kamera gehört. Seine Eltern, das Schauspielerehepaar Gitta und Michael Schweighöfer nahm ihn oft mit zu ihren Theaterproben. So kam es, dass er seine erste Bühnenerfahrung in einer Schulaufführung von Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ machte. Im Anschluss an sein Abitur am Chemnitzer Dr.-Wilhelm-André-Gymnasium begann er ein Studium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin, brach es aber nach einem Jahr ab.
1997 stand er im Alter von 16 Jahren unter der Regie von Andreas Dresen für den Fernsehfilm Raus aus der Haut zum ersten Mal vor der Kamera. Bis 1999 folgten weitere Rollen in deutschen Fernsehproduktionen. In kürzester Zeit hat er sich mit Fernsehfilmen und dem märchenhaften, Emmy®-nominierten Küss mich, Frosch von Dagmar Hirtz in die erste Liga gespielt. Sein Talent wurde 2000 von der Jury des Deutschen Fernsehpreises mit dem Förderpreis für seine künstlerische Arbeit gewürdigt.
Nach wiederholten Fernsehauftritten gab er 2001 sein Debüt auf der Kinoleinwand in dem Jugendfilm Herz im Kopf. 2002 war er in Anne Wilds Kurzfilm Ballett ist ausgefallen zu sehen. Zudem folgten im selben Jahr weitere Kinorollen. William Malones Horrorfilm FearDotCom, in dem er die Rolle des Dieter Schrader verkörperte, war seine erste Filmrolle in den USA. Der endgültige Durchbruch gelang ihm 2003 an der Seite von Nora Tschirner in der Romanverfilmung Soloalbum, die ihm den New Faces Award einbrachte. Seitdem arbeitete er in zahlreichen nationalen und internationalen Produktionen sowie an renommierten deutschen Theaterhäusern.
2004 spielte er am Hebbel-Theater in dem Stück „Eins, Zwei, Drei“ von Ferenc Molnár die Rolle des Kommunisten Piffl unter der Regie von Johannes Grebert und Matthias Matschke. Es folgten Filme wie Kammerflimmern und Das wilde Leben (2007), sowie Gastrollen in den Komödien Keinohrhasen, der Fortsetzung Zweiohrküken (2009) von seinem befreundeten Kollegen Til Schweiger. in dessen Film Kokowääh 2 (2013) spielt er sich sogar selbst. In der deutsch-englischen Produktion Friendship! (2010) von Markus Goller sah man ihn an der Seite von Friedrich Mücke als Tom, der mit seinem besten Freund Veit, den er aus Schulzeiten kennt, nach dem Mauerfall der DDR nach San Francisco zur Golden Gate Bridge will. In diesem Film werden seine Eltern von seinen echten Eltern gespielt.
Matthias Schweighöfer gab 2010 sein Debüt als Regisseur mit der romantischen Komödie What a Man, bei der er zugleich als Hauptdarsteller und Mitautor sowie über seine von ihm und Dan Maag gegründete Produktionsgesellschaft Pantaleon Films als Mitproduzent tätig war. Es folgten Schlussmacher (2013), Vaterfreuden (2014) und Der Nanny (2015). Zusammen mit Florian David Fitz als Regisseur und Drehbuchautor drehte er mit Pantaleon Films 2016 die Dramödie Der geilste Tag, in dem beide Schauspieler auch die Hauptrollen verkörperten.
Parallel zu seinen schauspielerischen Aktivitäten startete er auch noch eine Musikkarriere. 2014 veröffentlichte er seine erste Single „Fliegen“, die zum Soundtrack seines Films Der Nanny gehörte. Die Single platzierte sich auf Platz 58 der Deutschen Single Charts. Im Februar 2017 erschien sein erstes Studioalbum „Lachen Weinen Tanzen“, das er natürlich unter seinem eigenem Label PantaSounds veröffentlichte. Außerdem gründete er 2009 zusammen mit Joko Winterscheidt, Modedesigner Kilian Kerner und Musikproduzent Sebastian Radlmeier das Modelabel German Garment.
Seit 2012 steht eine Wachsfigur von Matthias Schweighöfer im Madame Tussauds in Berlin. Er ist mit der Regieassistentin Angelika Schromm liiert, mit der er Anfang 2009 in einen Vierseithof in Brandenburg zog. Sie haben eine gemeinsame Tochter (* 2009) und einen gemeinsamen Sohn (* 2014). Er ist hin und wieder im Synchronstudio anzutreffen und kooperiert seit 2016 mit Amazon Prime Video zusammen, machte u.a. Werbung für den Fire-TV-Stick und drehte die erste deutsche Serie für den Versandhändler und Netflix-Konkurrenten - You are wanted, die nun in die zweite Staffel geht...
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Wie waren die Dreharbeiten bei der Staffel 2 im Vergleich zur ersten Staffel?
Es war härter: In der ersten Staffel hatten wir nicht so viele Second Units, dieses Mal hatten wir immer ein zweites und drittes Drehteam. Und während ich an meiner eigenen Unit gespielt habe, habe ich über mein Telefon die anderen Units kontrolliert. Das heißt, eigentlich hatten wir für die Serie 62 offizielle Drehtage, es waren aber gefühlt 120 Drehtage. Gleichzeitig hatten wir auch mehr Geschichten, die wir erzählen wollten. Es wird bombastisch, was den Zuschauer da erwartet!
Gibt es in dieser Staffel mehr Action, Stunts und Effekte? Ist der Look ein anderer?
Wir haben viel mehr Stunts. Der Stunt-Coordinator Christoph Domanski von Actionconcept war dieses Mal mit dabei. Er ist grandios, wir mussten die Stunts nur einmal machen und sie waren im Kasten. Wir waren auch weniger verletzt als in der ersten Staffel. Insgesamt werden wir düsterer, spannender und kompromissloser - mehr Unterhaltung, mehr Action, mehr Spannung. Auch geht es dieses Mal nicht mehr nur um die Geschichte von Lukas Franke, sondern stärker um die anderen Figuren. Berlin als Stadt kommt dabei gut weg. Es sieht sehr schick aus - und das Gute ist, man weiß wirklich nicht mehr, wo es ist, es könnte auch Vancouver sein!
Wie ist die Zusammenarbeit mit Amazon?
Es hat mich sehr gefreut, dass wir die erste deutsche Serie waren, die eine zweite Staffel machen durften - und das für Prime Video weltweit! Wir hatten viele Freiheiten. Man hat ein tolles Team bei Amazon, die mitreden, ihre eigene Meinung haben. Sie sind sehr professionell. Aber sie haben uns in der Entstehung des Produktes unsere eigene Handschrift gelassen.
Wie war die Schauspielarbeit? Was habt ihr dieses Jahr anders gemacht?
Wir haben dieses Mal mehr Frauen besetzt, die alle auf Kinoniveau spielen. Ohnehin haben wir die Serie stellenweise entschleunigt und das Kino zu Amazon gebracht. Und wir haben dieses Mal einen tollen amerikanischen Schauspieler dabei. Michael Landes spielt den Admiral Bruce Gardner. Ebenso Hannah Hoekstra, eine niederländische Schauspielerin, als die junge Hackerin Angel. Es wird auch öfter mal Englisch gesprochen und wir begeben uns in vietnamesisches Milieu.
Spannend war vor allem die Zusammenarbeit mit Schauspielcoach Gudrun Bahrmann. Ich habe bei dem Film Kursk, produziert von Luc Besson, mitgewirkt, der immer einen Schauspielcoach am Set hatte. Wenn der Regisseur mal seine Meinung ändert, dann pushen die Coaches die Schauspieler. Ich wollte das auch bei You are wanted - die Schauspieler immer nach vorne bringen, sodass eine amerikanische Spielweise entsteht, bei der man sich sehr viel Zeit lässt, mehr improvisiert.
Wie war es, dieses Jahr wieder die Funktion der Regie und des Hauptdarstellers zu übernehmen?
Durch die Tatsache, dass es mehrere Units gab, mussten Bernhard und ich uns sehr vertrauen. Manchmal waren wir zusammen an den Units, manchmal auch nicht. Dann musste ich mehr bei der Kamera sein und sagen, was ich möchte und Bernhard musste die Schauspieler inszenieren.
In der letzten Drehwoche musste ich das erste Mal sagen, dass ich die Actionszene nicht so spielen kann, wie wir sie geschrieben haben. Ich konnte nicht mehr und wollte einfach nach Hause, denn es war kalt, ich wollte schlafen. Es war zwei Uhr morgens, -9 Grad, ich trug ein T-Shirt. Ich wollte nicht mehr kämpfen. Schließlich haben wir es eben geändert. Und das ist auch okay, dadurch ist die Szene sogar besser geworden, zum Glück!
Ich habe mich auf das Spielen mit den Kollegen gefreut! Auch wollte ich als Regisseur konsequenter agieren und die Darsteller so inszenieren, wie ich mir das eigentlich vorstelle und wünsche - also richtig tief reingehen und den Darstellern sagen, sie müssen jetzt einmal 60 Tage durch die Hölle gehen. ■ mz | Quelle: Amazon
2. Juli 2018