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Chloe - Interview mit Liam Neeson
Dienstag, 20.4.2010 | Autor: mz

William John Neeson kam 1952 im nordirischen Ballymena zur Welt und schlug sich als Lkw-Fahrer und Amateurboxer durch, bevor er beschloss, Lehrer zu werden. Als Student schloss er sich 1976 in Belfast einer Theatergruppe an und wechselte zwei Jahre später nach Dublin, wo er Regisseur John Boorman auffiel. Ritter Gawain in Boormans Fantasyklassiker Excalibur wurde 1981 Neesons erste nennenswerte Kinorolle.

Mit Steven Spielbergs Holocaustdrama Schindlers Liste erlangte er 1993 Weltruhm: Für die Rolle des Fabrikanten Oskar Schindler erntete Neeson u. a. eine Oscar®- und eine Golden-Globe-Nominierung. Als irischer Freiheitskämpfer und IRA-Gründer Michael Collins wurde er 1996 bei den Filmfestspielen Venedig mit der Copa volpi als bester Schauspieler gewürdigt.

Kultstatus erreichte Liam Neeson 1999 als Jediritter Qui-Gon Jinn in George LucasStar Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung. Beachtliche Leinwandpräsenz zeigte der 1,93-Meter-Hüne auch 2005 im Blockbuster Batman Begins sowie in Ridley Scotts Kreuzritterepos Königreich der Himmel.

Derzeit tritt Neeson neben seinem Schindlers-Liste-Costar Ralph Fiennes als griechischer Gott Zeus zum ►Kampf der Titanen an. In der lange erwarteten Kinofassung der beliebten TV-Serie Das A-Team hat Neeson den Part von Colonel Hannibal Smith übernommen. Der Film kommt im Sommer in die Kinos.

Wie war Ihr erster Eindruck, als Sie das Drehbuch zu Chloe gelesen haben?

Ich dachte: ,Solche Filme drehen die Amerikaner nicht. Der Stoff ist hocherotisch, hat Thrillerelemente und begibt sich auf gefährliches, gefährliches Territorium.' Er ist in sexueller Hinsicht gewagt. Einen Film wie diesen habe ich noch nie gesehen. Spiele, Rollenspiele werden auf die Spitze getrieben, und noch dazu bietet die Story dieses hübsche Thrillermoment, das Sie im Ungewissen lässt.
Es gibt nicht viele Regisseure, die die Themen von Chloe umsetzen könnten. Mir war klar, dass Atom Egoyan genau der Richtige dafür war, dass er etwas ganz Besonderes, Einzigartiges daraus machen würde und dabei doch alle Aspekte beibehält, die ich im Drehbuch entdeckt hatte, und die bei mir eine Gänsehaut erzeugten.

Sie hatten bereits am Theater mit Atom Egoyan zusammengearbeitet.

Ja, das war ein Stück von Samuel Beckett, „He, Joe!“, mit dem wir zwei Wochen im New Yorker Lincoln Centre gastierten. Atom führte Regie. Es war ein recht ungewöhnliches kleines Stück, das mir den Mann Atom näher gebracht hat - wie er tickt und wie intelligent, scharfsinnig und lustig er ist. Er hat einen eigenwilligen Sinn für Humor. Ich hatte Chloe schon vorher gelesen, und so sagte ich bei „He, Joe!“ zu ihm: „Lass uns das unbedingt machen.“

Kannten Sie Atom Egoyans Filme?

Ja, sein einzigartiger Stil hat mich immer stark beeindruckt. Das ist jetzt eine starke Verallgemeinerung, aber Atom dreht diese nachdenklichen Gedichte, die dich in einer Weise berühren und nachwirken, wie es zuvor kein anderer Filmemacher vermochte. Ich habe kürzlich auch Simons Geheimnis gesehen, sehr tiefsinnig. Wirklich ein schöner, schöner Film. Ich wollte, dass er nie aufhört.

Wie haben Sie sich Ihre Figur David vorgestellt?

Ich halte ihn für einen liebenden Vater und Ehemann, und die Arbeit geht ihm über alles. Er ist Professor der Musik, sein Spezialgebiet sind Mozartopern. Er unterrichtet gern. Atom und ich haben David aber keiner echten Analyse unterzogen. Ich wollte jede Szene für sich, in sich spielen, ohne den großen Gesamtüberblick. Es sollte einfach echt und für das Publikum nachvollziehbar sein.

Liam Neeson in 96 Hours © 20th Century Fox

Würden Sie sagen, dass Catherine um Chloe eine Fantasiewelt schafft? Oder ist es Chloe, die ein Fantasiebild von Catherines Familie entwirft?

Chloe erschafft auf jeden Fall Fantasien. Davon lebt sie schließlich. Aber Catherine trägt ihren Teil dazu bei. Zwischen den beiden läuft eine Art Katz-und-Maus-Spiel ab. Atom spielt gern mit den Erwartungen des Publikums, mit dem, was sie zu sehen meinen. Man glaubt, es ginge hier entlang, aber in Wirklichkeit führt er dich auf Abwege.

Wie war die Arbeit mit Amanda und Julianne?

Wir drei verstehen uns blendend und hatten als Schauspieler eine gute Dynamik. Wir mögen uns, und wenn erst einmal das Grundvertrauen da ist, kann man ausprobieren, kann sich in trübe Untiefen vorwagen, Höhen und Tiefen ausloten, weil man seinem Gegenüber vertraut.
Für eine so junge Schauspielerin ist Amanda wunderbar, ein Ausnahmetalent. Sie wird einfach lebendig. Ich will damit sagen: Sie ist ohnehin eine sehr quirlige junge Dame, aber wenn die Kamera auf sie gerichet ist, erwacht sie zum Leben. Sie ist sehr, sehr gut.

Es gibt in diesem Film eine Vielzahl intimer Szenen. Welche Unterstützung brauchen Sie dabei durch den Regisseur?

Ich brauche nur zu wissen, dass er meinen großen irischen Hintern und meine dicken irischen Beine nicht filmt. Wenn ich da sicher sein kann, bin ich entspannt. Amanda und ich haben eine sexuelle Begegnung in Allan Gardens in Toronto. Atom hat unsere körperlichen Aktivitäten ganz selbstverständlich und so geschickt gedreht, dass es weder für Amanda noch für mich peinlich war. Aber das Ergebnis ist trotzdem äußerst sexy und aufgeladen. ■

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